Rahm angefülten Topfe so lange auf und nieder, bis die Butter von der Buttermilch abgesondert war; worauf er sie mit Wasser wusch und mit etwas Salz vermischte.
So war er also auch damit glüklich zu Stande gekommen: aber indem er der Frucht seines Fleisses jezt geniessen wolte, fiel ihm erst ein, daß er auch keine Kartoffeln mehr braten könte, weil er kein Feuer hätte, woran er in der Hize seiner Geschäftigkeit wiederum gar nicht gedacht hatte. Da stand nun die schöne Butter, welche ungegessen bleiben solte, und Robinson stand daneben mit traurigem Ge- sichte. Er sahe sich nun auf einmahl wieder in seinen anfänglichen armseligen Zustand ver- sezt. Austern, Milch, Kokusnüsse, und ro- hes Fleisch waren nun wieder seine einzigen Nahrungsmittel geworden, und es stand da- hin, ob er diese immer würde haben können? Das schlimste dabei war, daß er gar kein Mittel vor sich sahe, wie er seinen Zustand etwa verbessern könte.
Was
Rahm angefuͤlten Topfe ſo lange auf und nieder, bis die Butter von der Buttermilch abgeſondert war; worauf er ſie mit Waſſer wuſch und mit etwas Salz vermiſchte.
So war er alſo auch damit gluͤklich zu Stande gekommen: aber indem er der Frucht ſeines Fleiſſes jezt genieſſen wolte, fiel ihm erſt ein, daß er auch keine Kartoffeln mehr braten koͤnte, weil er kein Feuer haͤtte, woran er in der Hize ſeiner Geſchaͤftigkeit wiederum gar nicht gedacht hatte. Da ſtand nun die ſchoͤne Butter, welche ungegeſſen bleiben ſolte, und Robinſon ſtand daneben mit traurigem Ge- ſichte. Er ſahe ſich nun auf einmahl wieder in ſeinen anfaͤnglichen armſeligen Zuſtand ver- ſezt. Auſtern, Milch, Kokusnuͤſſe, und ro- hes Fleiſch waren nun wieder ſeine einzigen Nahrungsmittel geworden, und es ſtand da- hin, ob er dieſe immer wuͤrde haben koͤnnen? Das ſchlimſte dabei war, daß er gar kein Mittel vor ſich ſahe, wie er ſeinen Zuſtand etwa verbeſſern koͤnte.
Was
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Rahm angefuͤlten Topfe ſo lange auf und
nieder, bis die Butter von der Buttermilch
abgeſondert war; worauf er ſie mit Waſſer
wuſch und mit etwas Salz vermiſchte.
So war er alſo auch damit gluͤklich zu Stande
gekommen: aber indem er der Frucht ſeines
Fleiſſes jezt genieſſen wolte, fiel ihm erſt ein,
daß er auch keine Kartoffeln mehr braten
koͤnte, weil er kein Feuer haͤtte, woran er in
der Hize ſeiner Geſchaͤftigkeit wiederum gar
nicht gedacht hatte. Da ſtand nun die ſchoͤne
Butter, welche ungegeſſen bleiben ſolte, und
Robinſon ſtand daneben mit traurigem Ge-
ſichte. Er ſahe ſich nun auf einmahl wieder
in ſeinen anfaͤnglichen armſeligen Zuſtand ver-
ſezt. Auſtern, Milch, Kokusnuͤſſe, und ro-
hes Fleiſch waren nun wieder ſeine einzigen
Nahrungsmittel geworden, und es ſtand da-
hin, ob er dieſe immer wuͤrde haben koͤnnen?
Das ſchlimſte dabei war, daß er gar kein
Mittel vor ſich ſahe, wie er ſeinen Zuſtand
etwa verbeſſern koͤnte.
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/18>, abgerufen am 24.11.2024.
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