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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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"Kinder! rief hier die Mutter aus, welch ein
Beispiel von Elternliebe an einem Wilden! An ei-
nem Wilden, der seinem Vater keine Erziehung,
keinen Unterricht, nur das bloße Leben, und noch da-
zu ein recht armseliges Leben zu verdanken hatte!"

So gewiß, fügte der Vater hinzu, hat
Gott die Liebe und Dankbarkeit gegen Eltern
allen Menschen ins Herz gelegt! Und welch ein
Ungeheuer müste also nicht der sein -- wenn es
unter uns gesitteten Menschen einen solchen gabe
-- der diesen angebohrnen Trieb bei sich erstikte,
und gegen seine Eltern gleichgültig werden, ih-
nen wohl gar Kummer und Betrübniß verursa-
chen könte! Soltet ihr je einen solchen Unmen-
schen antreffen: o so verweilet nicht mit ihm un-
ter einen Dache; flieht ihn, als eine Pest der
Geselschaft, als einen solchen, der auch jeder an-
dern Unmenschlichkeit gleichfals fahig ist, und
dem die gerechten Strafgerichte Gottes auf
dem Fuße nacheilen! --

Nachdem Freitag sich einiger maßen erhohlt
hatte, fragte Robinson, ob er denn auch wohl
der Fahrt nach seiner Heimath so völlig kundig

wäre,

„Kinder! rief hier die Mutter aus, welch ein
Beiſpiel von Elternliebe an einem Wilden! An ei-
nem Wilden, der ſeinem Vater keine Erziehung,
keinen Unterricht, nur das bloße Leben, und noch da-
zu ein recht armſeliges Leben zu verdanken hatte!„

So gewiß, fuͤgte der Vater hinzu, hat
Gott die Liebe und Dankbarkeit gegen Eltern
allen Menſchen ins Herz gelegt! Und welch ein
Ungeheuer muͤſte alſo nicht der ſein — wenn es
unter uns geſitteten Menſchen einen ſolchen gabe
— der dieſen angebohrnen Trieb bei ſich erſtikte,
und gegen ſeine Eltern gleichguͤltig werden, ih-
nen wohl gar Kummer und Betruͤbniß verurſa-
chen koͤnte! Soltet ihr je einen ſolchen Unmen-
ſchen antreffen: o ſo verweilet nicht mit ihm un-
ter einen Dache; flieht ihn, als eine Peſt der
Geſelſchaft, als einen ſolchen, der auch jeder an-
dern Unmenſchlichkeit gleichfals fahig iſt, und
dem die gerechten Strafgerichte Gottes auf
dem Fuße nacheilen! —

Nachdem Freitag ſich einiger maßen erhohlt
hatte, fragte Robinſon, ob er denn auch wohl
der Fahrt nach ſeiner Heimath ſo voͤllig kundig

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[173/0179] „Kinder! rief hier die Mutter aus, welch ein Beiſpiel von Elternliebe an einem Wilden! An ei- nem Wilden, der ſeinem Vater keine Erziehung, keinen Unterricht, nur das bloße Leben, und noch da- zu ein recht armſeliges Leben zu verdanken hatte!„ So gewiß, fuͤgte der Vater hinzu, hat Gott die Liebe und Dankbarkeit gegen Eltern allen Menſchen ins Herz gelegt! Und welch ein Ungeheuer muͤſte alſo nicht der ſein — wenn es unter uns geſitteten Menſchen einen ſolchen gabe — der dieſen angebohrnen Trieb bei ſich erſtikte, und gegen ſeine Eltern gleichguͤltig werden, ih- nen wohl gar Kummer und Betruͤbniß verurſa- chen koͤnte! Soltet ihr je einen ſolchen Unmen- ſchen antreffen: o ſo verweilet nicht mit ihm un- ter einen Dache; flieht ihn, als eine Peſt der Geſelſchaft, als einen ſolchen, der auch jeder an- dern Unmenſchlichkeit gleichfals fahig iſt, und dem die gerechten Strafgerichte Gottes auf dem Fuße nacheilen! — Nachdem Freitag ſich einiger maßen erhohlt hatte, fragte Robinſon, ob er denn auch wohl der Fahrt nach ſeiner Heimath ſo voͤllig kundig waͤre,

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/179>, abgerufen am 27.11.2024.