Nachdem sie das eingesprüzte Wasser, so gut es mit den Rudern gehen wolte, wieder ausge- worfen hatten, beschlossen sie, vorsichtiger zu Werke zu gehen und ohne Segel zu fahren, da- mit sie die Lenkung des Schiffes besser in ihrer Gewalt hätten. So ruderten sie also längst der Sandbank hin, in der Hofnung, daß sie bald ein Ende nehmen würde. Aber sie musten wohl erst vier gute Stunden schiffen, ehe diese Hof- nung erfült ward: so weit lief die Bank von Norden nach Süden hin. Robinson merkte, daß sie sich bis in diejenige Gegend des Meeres hin erstrekke, wo er vor neun Jahren Schif- bruch gelitten hatte, und daß es also eben die- selbe sei, auf welcher das Schif damahls ge- strandet war.
Frizchen. Was heißt das gestrandet?
Gotlieb. O daß du doch auch immer den Vater unterbrechen must!
Vater. Nun, das ist ja gut von ihm, daß er gern belehrt sein wil! Aber nicht so gut von dir, lieber Gotlieb, daß du darüber un- freundlich wirst! Hüte dich künftig davor! --
Stran-
L 5
Nachdem ſie das eingeſpruͤzte Waſſer, ſo gut es mit den Rudern gehen wolte, wieder ausge- worfen hatten, beſchloſſen ſie, vorſichtiger zu Werke zu gehen und ohne Segel zu fahren, da- mit ſie die Lenkung des Schiffes beſſer in ihrer Gewalt haͤtten. So ruderten ſie alſo laͤngſt der Sandbank hin, in der Hofnung, daß ſie bald ein Ende nehmen wuͤrde. Aber ſie muſten wohl erſt vier gute Stunden ſchiffen, ehe dieſe Hof- nung erfuͤlt ward: ſo weit lief die Bank von Norden nach Suͤden hin. Robinſon merkte, daß ſie ſich bis in diejenige Gegend des Meeres hin erſtrekke, wo er vor neun Jahren Schif- bruch gelitten hatte, und daß es alſo eben die- ſelbe ſei, auf welcher das Schif damahls ge- ſtrandet war.
Frizchen. Was heißt das geſtrandet?
Gotlieb. O daß du doch auch immer den Vater unterbrechen muſt!
Vater. Nun, das iſt ja gut von ihm, daß er gern belehrt ſein wil! Aber nicht ſo gut von dir, lieber Gotlieb, daß du daruͤber un- freundlich wirſt! Huͤte dich kuͤnftig davor! —
Stran-
L 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0175"n="169"/><p>Nachdem ſie das eingeſpruͤzte Waſſer, ſo gut<lb/>
es mit den Rudern gehen wolte, wieder ausge-<lb/>
worfen hatten, beſchloſſen ſie, vorſichtiger zu<lb/>
Werke zu gehen und ohne Segel zu fahren, da-<lb/>
mit ſie die Lenkung des Schiffes beſſer in ihrer<lb/>
Gewalt haͤtten. So ruderten ſie alſo laͤngſt der<lb/>
Sandbank hin, in der Hofnung, daß ſie bald<lb/>
ein Ende nehmen wuͤrde. Aber ſie muſten wohl<lb/>
erſt vier gute Stunden ſchiffen, ehe dieſe Hof-<lb/>
nung erfuͤlt ward: ſo weit lief die Bank von<lb/>
Norden nach Suͤden hin. <hirendition="#fr">Robinſon</hi> merkte,<lb/>
daß ſie ſich bis in diejenige Gegend des Meeres<lb/>
hin erſtrekke, wo er vor neun Jahren Schif-<lb/>
bruch gelitten hatte, und daß es alſo eben die-<lb/>ſelbe ſei, auf welcher das Schif damahls <hirendition="#fr">ge-<lb/>ſtrandet</hi> war.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Frizchen.</hi> Was heißt das geſtrandet?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Gotlieb.</hi> O daß du doch auch immer den<lb/>
Vater unterbrechen muſt!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Vater.</hi> Nun, das iſt ja gut von ihm,<lb/>
daß er gern belehrt ſein wil! Aber nicht ſo gut<lb/>
von dir, lieber Gotlieb, daß du daruͤber un-<lb/>
freundlich wirſt! Huͤte dich kuͤnftig davor! —<lb/><fwplace="bottom"type="sig">L 5</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Stran-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[169/0175]
Nachdem ſie das eingeſpruͤzte Waſſer, ſo gut
es mit den Rudern gehen wolte, wieder ausge-
worfen hatten, beſchloſſen ſie, vorſichtiger zu
Werke zu gehen und ohne Segel zu fahren, da-
mit ſie die Lenkung des Schiffes beſſer in ihrer
Gewalt haͤtten. So ruderten ſie alſo laͤngſt der
Sandbank hin, in der Hofnung, daß ſie bald
ein Ende nehmen wuͤrde. Aber ſie muſten wohl
erſt vier gute Stunden ſchiffen, ehe dieſe Hof-
nung erfuͤlt ward: ſo weit lief die Bank von
Norden nach Suͤden hin. Robinſon merkte,
daß ſie ſich bis in diejenige Gegend des Meeres
hin erſtrekke, wo er vor neun Jahren Schif-
bruch gelitten hatte, und daß es alſo eben die-
ſelbe ſei, auf welcher das Schif damahls ge-
ſtrandet war.
Frizchen. Was heißt das geſtrandet?
Gotlieb. O daß du doch auch immer den
Vater unterbrechen muſt!
Vater. Nun, das iſt ja gut von ihm,
daß er gern belehrt ſein wil! Aber nicht ſo gut
von dir, lieber Gotlieb, daß du daruͤber un-
freundlich wirſt! Huͤte dich kuͤnftig davor! —
Stran-
L 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/175>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.