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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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te immer mehr davon wissen, und weil Ro-
binson
eben so begierig war, ihn zu lehren,
als er zu lernen: so sah er in kurzer Zeit die
vorzüglichsten Religionswahrheiten so deutlich
und so überzeugend ein, als sein Lehrer sie ihm
vortragen konte. Von der Zeit an schäzt' er sich
unendlich glüklich, aus seinem Vaterlande auf
diese Insel verschlagen zu sein, und er machte
selbst die Anmerkung, daß der liebe Gott es doch
recht gut mit ihm gemeint habe, da er ihn in die
Hände seiner Feinde hätte fallen lassen, weil er
sonst wohl nie mit Robinson würde bekant ge-
worden sein. "Und dan, sezt' er hinzu, hätt'
ich diesen guten Gott in diesem Leben wohl nie-
mals kennen gelernt!"

Von jezt an verrichtete Robinson sein Ge-
beth immer in Freitags Gegenwart und es
war recht rührend anzusehen, mit welcher freu-
digen Andacht dieser ihm nachbetete. Und nun
lebten beide so vergnügt und glüklich, als zwei
von aller übrigen Geselschaft abgesonderte Men-
schen nur immer leben können.

So

te immer mehr davon wiſſen, und weil Ro-
binſon
eben ſo begierig war, ihn zu lehren,
als er zu lernen: ſo ſah er in kurzer Zeit die
vorzuͤglichſten Religionswahrheiten ſo deutlich
und ſo uͤberzeugend ein, als ſein Lehrer ſie ihm
vortragen konte. Von der Zeit an ſchaͤzt' er ſich
unendlich gluͤklich, aus ſeinem Vaterlande auf
dieſe Inſel verſchlagen zu ſein, und er machte
ſelbſt die Anmerkung, daß der liebe Gott es doch
recht gut mit ihm gemeint habe, da er ihn in die
Haͤnde ſeiner Feinde haͤtte fallen laſſen, weil er
ſonſt wohl nie mit Robinſon wuͤrde bekant ge-
worden ſein. „Und dan, ſezt' er hinzu, haͤtt'
ich dieſen guten Gott in dieſem Leben wohl nie-
mals kennen gelernt!„

Von jezt an verrichtete Robinſon ſein Ge-
beth immer in Freitags Gegenwart und es
war recht ruͤhrend anzuſehen, mit welcher freu-
digen Andacht dieſer ihm nachbetete. Und nun
lebten beide ſo vergnuͤgt und gluͤklich, als zwei
von aller uͤbrigen Geſelſchaft abgeſonderte Men-
ſchen nur immer leben koͤnnen.

So
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[143/0149] te immer mehr davon wiſſen, und weil Ro- binſon eben ſo begierig war, ihn zu lehren, als er zu lernen: ſo ſah er in kurzer Zeit die vorzuͤglichſten Religionswahrheiten ſo deutlich und ſo uͤberzeugend ein, als ſein Lehrer ſie ihm vortragen konte. Von der Zeit an ſchaͤzt' er ſich unendlich gluͤklich, aus ſeinem Vaterlande auf dieſe Inſel verſchlagen zu ſein, und er machte ſelbſt die Anmerkung, daß der liebe Gott es doch recht gut mit ihm gemeint habe, da er ihn in die Haͤnde ſeiner Feinde haͤtte fallen laſſen, weil er ſonſt wohl nie mit Robinſon wuͤrde bekant ge- worden ſein. „Und dan, ſezt' er hinzu, haͤtt' ich dieſen guten Gott in dieſem Leben wohl nie- mals kennen gelernt!„ Von jezt an verrichtete Robinſon ſein Ge- beth immer in Freitags Gegenwart und es war recht ruͤhrend anzuſehen, mit welcher freu- digen Andacht dieſer ihm nachbetete. Und nun lebten beide ſo vergnuͤgt und gluͤklich, als zwei von aller uͤbrigen Geſelſchaft abgeſonderte Men- ſchen nur immer leben koͤnnen. So

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/149>, abgerufen am 24.11.2024.