Ich wil für euch die Schriften der alten Weisen lesen, welche die Lehrer der großen und liebenswürdigen Männer waren, die euch, da ich die alte Geschichte erzählte, so sehr gefallen haben. Darin stehen die Vorschriften, welche jene weisen Männer ihren Schülern gaben, und durch deren Erfüllung diese ihre Schüler so groß und so gut geworden sind. Wöchentlich wil ich eine dieser Vorschriften auf eine mit Papier überzogene Tafel schreiben und sie euch erklären. Dan wil ich jedesmahl euch dabei sagen, was für Uebungen ihr die Woche hindurch anstellen könt, um euch die Erfüllung einer solchen Vor- schrift zu einer leichten und angenehmen Ge- wohnheit zu machen. Aber freilich wird das ohne Aufopferungen nicht abgehen; ihr werdet euch oft freiwillig entschliessen müssen, auf ein sehr liebes Vergnügen Verzicht zu thun, und zuweilen etwas sehr Unangenehmes zu erdulden, um euch dadurch nach und nach diejenige Stärke der Sele zu erwerben, welche uns in den Stand sezt, jede unerlaubte Begierde in uns zu bekäm- pfen und jeden Verlust, jeden Mangel mit wei-
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Ich wil fuͤr euch die Schriften der alten Weiſen leſen, welche die Lehrer der großen und liebenswuͤrdigen Maͤnner waren, die euch, da ich die alte Geſchichte erzaͤhlte, ſo ſehr gefallen haben. Darin ſtehen die Vorſchriften, welche jene weiſen Maͤnner ihren Schuͤlern gaben, und durch deren Erfuͤllung dieſe ihre Schuͤler ſo groß und ſo gut geworden ſind. Woͤchentlich wil ich eine dieſer Vorſchriften auf eine mit Papier uͤberzogene Tafel ſchreiben und ſie euch erklaͤren. Dan wil ich jedesmahl euch dabei ſagen, was fuͤr Uebungen ihr die Woche hindurch anſtellen koͤnt, um euch die Erfuͤllung einer ſolchen Vor- ſchrift zu einer leichten und angenehmen Ge- wohnheit zu machen. Aber freilich wird das ohne Aufopferungen nicht abgehen; ihr werdet euch oft freiwillig entſchlieſſen muͤſſen, auf ein ſehr liebes Vergnuͤgen Verzicht zu thun, und zuweilen etwas ſehr Unangenehmes zu erdulden, um euch dadurch nach und nach diejenige Staͤrke der Sele zu erwerben, welche uns in den Stand ſezt, jede unerlaubte Begierde in uns zu bekaͤm- pfen und jeden Verluſt, jeden Mangel mit wei-
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Ich wil fuͤr euch die Schriften der alten
Weiſen leſen, welche die Lehrer der großen und
liebenswuͤrdigen Maͤnner waren, die euch, da
ich die alte Geſchichte erzaͤhlte, ſo ſehr gefallen
haben. Darin ſtehen die Vorſchriften, welche
jene weiſen Maͤnner ihren Schuͤlern gaben, und
durch deren Erfuͤllung dieſe ihre Schuͤler ſo groß
und ſo gut geworden ſind. Woͤchentlich wil ich
eine dieſer Vorſchriften auf eine mit Papier
uͤberzogene Tafel ſchreiben und ſie euch erklaͤren.
Dan wil ich jedesmahl euch dabei ſagen, was
fuͤr Uebungen ihr die Woche hindurch anſtellen
koͤnt, um euch die Erfuͤllung einer ſolchen Vor-
ſchrift zu einer leichten und angenehmen Ge-
wohnheit zu machen. Aber freilich wird das
ohne Aufopferungen nicht abgehen; ihr werdet
euch oft freiwillig entſchlieſſen muͤſſen, auf ein
ſehr liebes Vergnuͤgen Verzicht zu thun, und
zuweilen etwas ſehr Unangenehmes zu erdulden,
um euch dadurch nach und nach diejenige Staͤrke
der Sele zu erwerben, welche uns in den Stand
ſezt, jede unerlaubte Begierde in uns zu bekaͤm-
pfen und jeden Verluſt, jeden Mangel mit wei-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/141>, abgerufen am 25.11.2024.
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