meister, und wenn's ein Frauenzimmer ist, eine Zauberin oder Hexe.
Wenn zum Beispiel einem armen unwissen- den Landmann plözlich ein Pferd oder eine Kuh krank wird, ohne daß ihm die Ursache dieser Krankheit bekant ist: so geräth er leicht auf den dummen Gedanken, daß irgend ein Hexen- meister oder eine Hexe im Dorfe sei, die sein Pferd oder seine Kuh bezaubert, das heißt, durch Hülfe eines unsichtbaren bösen Geistes krank gemacht hätten. Da giebt's denn gemei- niglich auch einen listigen und boshaften Betrü- ger, der sich der Unwissenheit und des Aberglau- bens dieser armen Leute zu Nuze macht, um Geld von ihnen zu ziehen. Ein solcher Betrü- ger bestärkt sie darauf in ihrem Aberglauben; weiß sich eine wichtige Miene zu geben; sagt, sie hätten ganz recht, das Thier wäre wirklich behext; aber, wenn sie ihm nur so oder so viel Geld geben wolten, so wäre er im Stande, das Thier wieder zu entzaubern, oder den Zaube- rer und den bösen Geist zu zwingen, davon abzu- lassen. Das thun denn diese einfältigen Leute,
und
G 5
meiſter, und wenn's ein Frauenzimmer iſt, eine Zauberin oder Hexe.
Wenn zum Beiſpiel einem armen unwiſſen- den Landmann ploͤzlich ein Pferd oder eine Kuh krank wird, ohne daß ihm die Urſache dieſer Krankheit bekant iſt: ſo geraͤth er leicht auf den dummen Gedanken, daß irgend ein Hexen- meiſter oder eine Hexe im Dorfe ſei, die ſein Pferd oder ſeine Kuh bezaubert, das heißt, durch Huͤlfe eines unſichtbaren boͤſen Geiſtes krank gemacht haͤtten. Da giebt's denn gemei- niglich auch einen liſtigen und boshaften Betruͤ- ger, der ſich der Unwiſſenheit und des Aberglau- bens dieſer armen Leute zu Nuze macht, um Geld von ihnen zu ziehen. Ein ſolcher Betruͤ- ger beſtaͤrkt ſie darauf in ihrem Aberglauben; weiß ſich eine wichtige Miene zu geben; ſagt, ſie haͤtten ganz recht, das Thier waͤre wirklich behext; aber, wenn ſie ihm nur ſo oder ſo viel Geld geben wolten, ſo waͤre er im Stande, das Thier wieder zu entzaubern, oder den Zaube- rer und den boͤſen Geiſt zu zwingen, davon abzu- laſſen. Das thun denn dieſe einfaͤltigen Leute,
und
G 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><hirendition="#fr"><pbfacs="#f0111"n="105"/>
meiſter,</hi> und wenn's ein Frauenzimmer iſt,<lb/>
eine <hirendition="#fr">Zauberin</hi> oder <hirendition="#fr">Hexe.</hi></p><lb/><p>Wenn zum Beiſpiel einem armen unwiſſen-<lb/>
den Landmann ploͤzlich ein Pferd oder eine Kuh<lb/>
krank wird, ohne daß ihm die Urſache dieſer<lb/>
Krankheit bekant iſt: ſo geraͤth er leicht auf<lb/>
den dummen Gedanken, daß irgend ein Hexen-<lb/>
meiſter oder eine Hexe im Dorfe ſei, die ſein<lb/>
Pferd oder ſeine Kuh <hirendition="#fr">bezaubert,</hi> das heißt,<lb/>
durch Huͤlfe eines unſichtbaren boͤſen Geiſtes<lb/>
krank gemacht haͤtten. Da giebt's denn gemei-<lb/>
niglich auch einen liſtigen und boshaften Betruͤ-<lb/>
ger, der ſich der Unwiſſenheit und des Aberglau-<lb/>
bens dieſer armen Leute zu Nuze macht, um<lb/>
Geld von ihnen zu ziehen. Ein ſolcher Betruͤ-<lb/>
ger beſtaͤrkt ſie darauf in ihrem Aberglauben;<lb/>
weiß ſich eine wichtige Miene zu geben; ſagt,<lb/>ſie haͤtten ganz recht, das Thier waͤre wirklich<lb/>
behext; aber, wenn ſie ihm nur ſo oder ſo viel<lb/>
Geld geben wolten, ſo waͤre er im Stande, das<lb/>
Thier wieder zu <hirendition="#fr">entzaubern,</hi> oder den Zaube-<lb/>
rer und den boͤſen Geiſt zu zwingen, davon abzu-<lb/>
laſſen. Das thun denn dieſe einfaͤltigen Leute,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 5</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[105/0111]
meiſter, und wenn's ein Frauenzimmer iſt,
eine Zauberin oder Hexe.
Wenn zum Beiſpiel einem armen unwiſſen-
den Landmann ploͤzlich ein Pferd oder eine Kuh
krank wird, ohne daß ihm die Urſache dieſer
Krankheit bekant iſt: ſo geraͤth er leicht auf
den dummen Gedanken, daß irgend ein Hexen-
meiſter oder eine Hexe im Dorfe ſei, die ſein
Pferd oder ſeine Kuh bezaubert, das heißt,
durch Huͤlfe eines unſichtbaren boͤſen Geiſtes
krank gemacht haͤtten. Da giebt's denn gemei-
niglich auch einen liſtigen und boshaften Betruͤ-
ger, der ſich der Unwiſſenheit und des Aberglau-
bens dieſer armen Leute zu Nuze macht, um
Geld von ihnen zu ziehen. Ein ſolcher Betruͤ-
ger beſtaͤrkt ſie darauf in ihrem Aberglauben;
weiß ſich eine wichtige Miene zu geben; ſagt,
ſie haͤtten ganz recht, das Thier waͤre wirklich
behext; aber, wenn ſie ihm nur ſo oder ſo viel
Geld geben wolten, ſo waͤre er im Stande, das
Thier wieder zu entzaubern, oder den Zaube-
rer und den boͤſen Geiſt zu zwingen, davon abzu-
laſſen. Das thun denn dieſe einfaͤltigen Leute,
und
G 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/111>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.