Johannes. Ja, das glaub ich! Gott ist ja auch alwissend und weiß alles, was künftig ist; das wissen wir nicht!
Vater. Da also Gott alle seine Men- schen so väterlich liebt, und da er zugleich so weise ist, daß er allein weiß, was uns im- mer gut ist: solte er dan wohl nicht auch immer alles aufs Beste mit uns machen?
Gotlieb. O ja, ganz gewiß!
Vater. Aber können wir wohl immer die Ursachen einsehen, warum Gott dies oder jenes so und nicht so mit uns macht?
Johannes. Da müsten wir ja auch eben so alwissend und so alweise, als er, sein!
Vater. Nun, lieber Johannes, hast du jezt Lust, deine vorige Frage noch einmahl zu thun?
Johannes. Welche?
Vater. Die: warum Gott den Robin- son allein errettet, und die Andern alle habe ertrinken lassen?
Jo-
wir ſo ſelten wiſſen, was uns eigentlich gut iſt?
Johannes. Ja, das glaub ich! Gott iſt ja auch alwiſſend und weiß alles, was kuͤnftig iſt; das wiſſen wir nicht!
Vater. Da alſo Gott alle ſeine Men- ſchen ſo vaͤterlich liebt, und da er zugleich ſo weiſe iſt, daß er allein weiß, was uns im- mer gut iſt: ſolte er dan wohl nicht auch immer alles aufs Beſte mit uns machen?
Gotlieb. O ja, ganz gewiß!
Vater. Aber koͤnnen wir wohl immer die Urſachen einſehen, warum Gott dies oder jenes ſo und nicht ſo mit uns macht?
Johannes. Da muͤſten wir ja auch eben ſo alwiſſend und ſo alweiſe, als er, ſein!
Vater. Nun, lieber Johannes, haſt du jezt Luſt, deine vorige Frage noch einmahl zu thun?
Johannes. Welche?
Vater. Die: warum Gott den Robin- ſon allein errettet, und die Andern alle habe ertrinken laſſen?
Jo-
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wir ſo ſelten wiſſen, was uns eigentlich gut
iſt?
Johannes. Ja, das glaub ich! Gott
iſt ja auch alwiſſend und weiß alles, was
kuͤnftig iſt; das wiſſen wir nicht!
Vater. Da alſo Gott alle ſeine Men-
ſchen ſo vaͤterlich liebt, und da er zugleich ſo
weiſe iſt, daß er allein weiß, was uns im-
mer gut iſt: ſolte er dan wohl nicht auch immer
alles aufs Beſte mit uns machen?
Gotlieb. O ja, ganz gewiß!
Vater. Aber koͤnnen wir wohl immer
die Urſachen einſehen, warum Gott dies oder
jenes ſo und nicht ſo mit uns macht?
Johannes. Da muͤſten wir ja auch
eben ſo alwiſſend und ſo alweiſe, als er, ſein!
Vater. Nun, lieber Johannes, haſt du
jezt Luſt, deine vorige Frage noch einmahl zu
thun?
Johannes. Welche?
Vater. Die: warum Gott den Robin-
ſon allein errettet, und die Andern alle habe
ertrinken laſſen?
Jo-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/99>, abgerufen am 27.07.2024.
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