Am siebenten Tage, eben da die Morgendäm- merung anbrach, rief ein Matrose, zur großen Freu- de der ganzen Schifsgeselschaft, plözlich: Land!
Mutter. Land! Land! -- Das Abend- brod wartet schon; Morgen wollen wir wei- ter hören.
Gotlieb. O liebe Mutter, laß uns doch nur erst hören, wie sie ausgestiegen sind, und wie's ihnen da gieng! Ich wolte gern mit einem Stük Brod vorlieb nehmen, wenn wir nur hier draussen blieben und Vater fortführe zu erzälen.
Vater. Ich dächte auch, liebe Marie, wir äßen unser Abendbrod hier im Grünen!
Mutter. Wie du wilst. Last's euch also immer auserzälen, Kinder; ich wil unterdeß Anstalt machen.
Alle. O das ist scharmant! das ist herlich!
Vater. Alle liefen nun aufs Verdek um zu sehen, was für ein Land es sei, wohin sie kommen würden. Aber in eben dem Au- genblikke wurde ihre Freude in das größte Schrekken verwandelt.
Puf!
Am ſiebenten Tage, eben da die Morgendaͤm- merung anbrach, rief ein Matroſe, zur großen Freu- de der ganzen Schifsgeſelſchaft, ploͤzlich: Land!
Mutter. Land! Land! — Das Abend- brod wartet ſchon; Morgen wollen wir wei- ter hoͤren.
Gotlieb. O liebe Mutter, laß uns doch nur erſt hoͤren, wie ſie ausgeſtiegen ſind, und wie's ihnen da gieng! Ich wolte gern mit einem Stuͤk Brod vorlieb nehmen, wenn wir nur hier drauſſen blieben und Vater fortfuͤhre zu erzaͤlen.
Vater. Ich daͤchte auch, liebe Marie, wir aͤßen unſer Abendbrod hier im Gruͤnen!
Mutter. Wie du wilſt. Laſt's euch alſo immer auserzaͤlen, Kinder; ich wil unterdeß Anſtalt machen.
Alle. O das iſt ſcharmant! das iſt herlich!
Vater. Alle liefen nun aufs Verdek um zu ſehen, was fuͤr ein Land es ſei, wohin ſie kommen wuͤrden. Aber in eben dem Au- genblikke wurde ihre Freude in das groͤßte Schrekken verwandelt.
Puf!
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Am ſiebenten Tage, eben da die Morgendaͤm-
merung anbrach, rief ein Matroſe, zur großen Freu-
de der ganzen Schifsgeſelſchaft, ploͤzlich: Land!
Mutter. Land! Land! — Das Abend-
brod wartet ſchon; Morgen wollen wir wei-
ter hoͤren.
Gotlieb. O liebe Mutter, laß uns doch
nur erſt hoͤren, wie ſie ausgeſtiegen ſind, und
wie's ihnen da gieng! Ich wolte gern mit
einem Stuͤk Brod vorlieb nehmen, wenn wir
nur hier drauſſen blieben und Vater fortfuͤhre
zu erzaͤlen.
Vater. Ich daͤchte auch, liebe Marie,
wir aͤßen unſer Abendbrod hier im Gruͤnen!
Mutter. Wie du wilſt. Laſt's euch alſo
immer auserzaͤlen, Kinder; ich wil unterdeß
Anſtalt machen.
Alle. O das iſt ſcharmant! das iſt herlich!
Vater. Alle liefen nun aufs Verdek um
zu ſehen, was fuͤr ein Land es ſei, wohin
ſie kommen wuͤrden. Aber in eben dem Au-
genblikke wurde ihre Freude in das groͤßte
Schrekken verwandelt.
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/92>, abgerufen am 27.07.2024.
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