du dir in deinem kleinen dummen Kopfe wohl nicht träumen lassen, was wir Menschen mit völliger Gewißheit wissen, nemlich: daß dies Leben für alle von Gott erschaffene Geister, auch für dich, Fliege! nur der Anfang, nur die erste Morgenstunde eines andern ewigen Le- bens sei, und daß sich also künftig einmahl Vieles, Vieles aufklären kan, wovon wir jezt noch nichts begreifen. Wer weiß, ob nicht dan auch du erfahren wirst, wozu es dir und Andern gut gewesen sei, daß du dich erst an unserm Blu- te laben und dan von der Schwalbe gefangen oder vom Fliegenklap zerschmettert werden mußtest? Bis dahin bescheide dich, daß du nur eine Fliege seist, die über das, was der al- weise und algütige Gott thut, unmöglich ur- theilen kan; und wir -- wollen dir hierin mit unserm Exempel vorgehn."
Was meinst du, Diderich, würde die Flie- ge, wenn sie Verstand hätte, mit dieser Ant- wort wohl zufrieden sein?
Diderich. Ich bin's.
Va-
S 3
du dir in deinem kleinen dummen Kopfe wohl nicht traͤumen laſſen, was wir Menſchen mit voͤlliger Gewißheit wiſſen, nemlich: daß dies Leben fuͤr alle von Gott erſchaffene Geiſter, auch fuͤr dich, Fliege! nur der Anfang, nur die erſte Morgenſtunde eines andern ewigen Le- bens ſei, und daß ſich alſo kuͤnftig einmahl Vieles, Vieles aufklaͤren kan, wovon wir jezt noch nichts begreifen. Wer weiß, ob nicht dan auch du erfahren wirſt, wozu es dir und Andern gut geweſen ſei, daß du dich erſt an unſerm Blu- te laben und dan von der Schwalbe gefangen oder vom Fliegenklap zerſchmettert werden mußteſt? Bis dahin beſcheide dich, daß du nur eine Fliege ſeiſt, die uͤber das, was der al- weiſe und alguͤtige Gott thut, unmoͤglich ur- theilen kan; und wir — wollen dir hierin mit unſerm Exempel vorgehn.„
Was meinſt du, Diderich, wuͤrde die Flie- ge, wenn ſie Verſtand haͤtte, mit dieſer Ant- wort wohl zufrieden ſein?
Diderich. Ich bin's.
Va-
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du dir in deinem kleinen dummen Kopfe wohl
nicht traͤumen laſſen, was wir Menſchen mit
voͤlliger Gewißheit wiſſen, nemlich: daß dies
Leben fuͤr alle von Gott erſchaffene Geiſter,
auch fuͤr dich, Fliege! nur der Anfang, nur
die erſte Morgenſtunde eines andern ewigen Le-
bens ſei, und daß ſich alſo kuͤnftig einmahl Vieles,
Vieles aufklaͤren kan, wovon wir jezt noch nichts
begreifen. Wer weiß, ob nicht dan auch du
erfahren wirſt, wozu es dir und Andern gut
geweſen ſei, daß du dich erſt an unſerm Blu-
te laben und dan von der Schwalbe gefangen
oder vom Fliegenklap zerſchmettert werden
mußteſt? Bis dahin beſcheide dich, daß du
nur eine Fliege ſeiſt, die uͤber das, was der al-
weiſe und alguͤtige Gott thut, unmoͤglich ur-
theilen kan; und wir — wollen dir hierin
mit unſerm Exempel vorgehn.„
Was meinſt du, Diderich, wuͤrde die Flie-
ge, wenn ſie Verſtand haͤtte, mit dieſer Ant-
wort wohl zufrieden ſein?
Diderich. Ich bin's.
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/317>, abgerufen am 25.11.2024.
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