"Aber warum sollen wir's denn noch nicht wissen?" fragten einige unter ihnen mit recht kläglichen Gebehrden?
"Ich habe meine Ursachen", antwortete der Vater.
Die Kinder, welche gewöhnt waren, sich mit dieser Antwort zu begnügen, drangen nicht weiter in ihn, und erwarteten mit bescheide- ner Sehnsucht die Stunde, da diese Ursachen seines Stilschweigens aufhören würden. Indeß, weil die erwachsenen Leute den Kindern leicht ins Herz sehen und alle ihre Gedanken erra- then können, so war es auch dem Vater nicht schwer, einigen unter ihnen den Gedanken an der Stirn zu lesen: "aber was könten doch das wohl für Ursachen sein, die ihn abhalten, uns den Gefallen zu thun. " Er hielt es al- so für nöthig, sie bei dieser Gelegenheit noch einmahl zu überzeugen, daß es ihm nicht an gutem Willen fehle, ihnen so viel Freude zu machen, als er nur könne, und daß er also wichtige Ursachen haben müsse, warum er ih-
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O 3
„Aber warum ſollen wir's denn noch nicht wiſſen?„ fragten einige unter ihnen mit recht klaͤglichen Gebehrden?
„Ich habe meine Urſachen„, antwortete der Vater.
Die Kinder, welche gewoͤhnt waren, ſich mit dieſer Antwort zu begnuͤgen, drangen nicht weiter in ihn, und erwarteten mit beſcheide- ner Sehnſucht die Stunde, da dieſe Urſachen ſeines Stilſchweigens aufhoͤren wuͤrden. Indeß, weil die erwachſenen Leute den Kindern leicht ins Herz ſehen und alle ihre Gedanken erra- then koͤnnen, ſo war es auch dem Vater nicht ſchwer, einigen unter ihnen den Gedanken an der Stirn zu leſen: „aber was koͤnten doch das wohl fuͤr Urſachen ſein, die ihn abhalten, uns den Gefallen zu thun. „ Er hielt es al- ſo fuͤr noͤthig, ſie bei dieſer Gelegenheit noch einmahl zu uͤberzeugen, daß es ihm nicht an gutem Willen fehle, ihnen ſo viel Freude zu machen, als er nur koͤnne, und daß er alſo wichtige Urſachen haben muͤſſe, warum er ih-
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„Aber warum ſollen wir's denn noch
nicht wiſſen?„ fragten einige unter ihnen mit
recht klaͤglichen Gebehrden?
„Ich habe meine Urſachen„, antwortete
der Vater.
Die Kinder, welche gewoͤhnt waren, ſich
mit dieſer Antwort zu begnuͤgen, drangen nicht
weiter in ihn, und erwarteten mit beſcheide-
ner Sehnſucht die Stunde, da dieſe Urſachen
ſeines Stilſchweigens aufhoͤren wuͤrden. Indeß,
weil die erwachſenen Leute den Kindern leicht
ins Herz ſehen und alle ihre Gedanken erra-
then koͤnnen, ſo war es auch dem Vater nicht
ſchwer, einigen unter ihnen den Gedanken an
der Stirn zu leſen: „aber was koͤnten doch
das wohl fuͤr Urſachen ſein, die ihn abhalten,
uns den Gefallen zu thun. „ Er hielt es al-
ſo fuͤr noͤthig, ſie bei dieſer Gelegenheit noch
einmahl zu uͤberzeugen, daß es ihm nicht an
gutem Willen fehle, ihnen ſo viel Freude zu
machen, als er nur koͤnne, und daß er alſo
wichtige Urſachen haben muͤſſe, warum er ih-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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