verstrichen, bevor er wieder Zeit gewan, seine Geschichte fortzusezen.
Die kleinen Leute des Hauses waren in- deß nicht wenig bekümmert, wie es dem armen Robinson doch wohl mögte ergangen sein; und sie hätten gern ihren besten Kreusel oder wohl noch etwas Lieberes darum gegeben, wenn ihnen einer hätte sagen können, was in der Nacht, wovon zulezt die Rede war, sich denn eigentlich zugetragen habe? Aber das konte ihnen niemand, als der Vater selbst, sagen; und der fand für gut, es ihnen nicht eher zu sagen, als bis er wieder Zeit gewönne, in seiner Erzählung ordentlich fortzufahren.
Das war nun ein ewiges Rathen und Kopfbrechen unter ihnen die ganze Zeit hin- durch, daß der Vater sein beschwerliches Stilschweigen fortsezte. Der Eine rieth dies, der Andere jenes; aber nichts von alle dem, was sie riethen, wolte so ganz zu den Um- ständen passen, die sie von der unbekanten Begebenheit schon gehört hatten.
"Aber
verſtrichen, bevor er wieder Zeit gewan, ſeine Geſchichte fortzuſezen.
Die kleinen Leute des Hauſes waren in- deß nicht wenig bekuͤmmert, wie es dem armen Robinſon doch wohl moͤgte ergangen ſein; und ſie haͤtten gern ihren beſten Kreuſel oder wohl noch etwas Lieberes darum gegeben, wenn ihnen einer haͤtte ſagen koͤnnen, was in der Nacht, wovon zulezt die Rede war, ſich denn eigentlich zugetragen habe? Aber das konte ihnen niemand, als der Vater ſelbſt, ſagen; und der fand fuͤr gut, es ihnen nicht eher zu ſagen, als bis er wieder Zeit gewoͤnne, in ſeiner Erzaͤhlung ordentlich fortzufahren.
Das war nun ein ewiges Rathen und Kopfbrechen unter ihnen die ganze Zeit hin- durch, daß der Vater ſein beſchwerliches Stilſchweigen fortſezte. Der Eine rieth dies, der Andere jenes; aber nichts von alle dem, was ſie riethen, wolte ſo ganz zu den Um- ſtaͤnden paſſen, die ſie von der unbekanten Begebenheit ſchon gehoͤrt hatten.
„Aber
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0252"n="212"/>
verſtrichen, bevor er wieder Zeit gewan, ſeine<lb/>
Geſchichte fortzuſezen.</p><lb/><p>Die kleinen Leute des Hauſes waren in-<lb/>
deß nicht wenig bekuͤmmert, wie es dem armen<lb/><hirendition="#fr">Robinſon</hi> doch wohl moͤgte ergangen ſein; und<lb/>ſie haͤtten gern ihren beſten Kreuſel oder wohl<lb/>
noch etwas Lieberes darum gegeben, wenn<lb/>
ihnen einer haͤtte ſagen koͤnnen, was in der<lb/>
Nacht, wovon zulezt die Rede war, ſich denn<lb/>
eigentlich zugetragen habe? Aber das konte<lb/>
ihnen niemand, als der Vater ſelbſt, ſagen;<lb/>
und der fand fuͤr gut, es ihnen nicht eher<lb/>
zu ſagen, als bis er wieder Zeit gewoͤnne, in<lb/>ſeiner Erzaͤhlung ordentlich fortzufahren.</p><lb/><p>Das war nun ein ewiges Rathen und<lb/>
Kopfbrechen unter ihnen die ganze Zeit hin-<lb/>
durch, daß der Vater ſein beſchwerliches<lb/>
Stilſchweigen fortſezte. Der Eine rieth dies,<lb/>
der Andere jenes; aber nichts von alle dem,<lb/>
was ſie riethen, wolte ſo ganz zu den Um-<lb/>ſtaͤnden paſſen, die ſie von der unbekanten<lb/>
Begebenheit ſchon gehoͤrt hatten.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">„Aber</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[212/0252]
verſtrichen, bevor er wieder Zeit gewan, ſeine
Geſchichte fortzuſezen.
Die kleinen Leute des Hauſes waren in-
deß nicht wenig bekuͤmmert, wie es dem armen
Robinſon doch wohl moͤgte ergangen ſein; und
ſie haͤtten gern ihren beſten Kreuſel oder wohl
noch etwas Lieberes darum gegeben, wenn
ihnen einer haͤtte ſagen koͤnnen, was in der
Nacht, wovon zulezt die Rede war, ſich denn
eigentlich zugetragen habe? Aber das konte
ihnen niemand, als der Vater ſelbſt, ſagen;
und der fand fuͤr gut, es ihnen nicht eher
zu ſagen, als bis er wieder Zeit gewoͤnne, in
ſeiner Erzaͤhlung ordentlich fortzufahren.
Das war nun ein ewiges Rathen und
Kopfbrechen unter ihnen die ganze Zeit hin-
durch, daß der Vater ſein beſchwerliches
Stilſchweigen fortſezte. Der Eine rieth dies,
der Andere jenes; aber nichts von alle dem,
was ſie riethen, wolte ſo ganz zu den Um-
ſtaͤnden paſſen, die ſie von der unbekanten
Begebenheit ſchon gehoͤrt hatten.
„Aber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/252>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.