Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

gung der Madraze, worauf ihr so sanft schlaft,
mehr, als tausend Hände, beschäftiget gewe-
sen sind!

Gotlieb. Das ist doch erstaunlich! tau-
send Hände!

Vater. Nun bedenkt, wie viel andere
Dinge ihr täglich nöthig habt; und sagt mir
denn einmahl, ob's wohl zu verwundern sei,
daß Robinson alle Augenblik in Noth gera-
then mußte, da keine einzige andere Hand,
ausser den Seinigen, für ihn arbeitete, und
da er kein einziges von allen den Werkzeugen
hatte, womit man bei uns so leicht etwas zu
Stande bringen kan?

Jezt war er also darüber bekümmert, wie
er es doch wohl anzufangen habe, um sein
liebes Feuer vor dem Erlöschen zu bewahren.
Bald rieb er sich die Stirn, als wenn er
einen guten Einfal aus seinem Kopfe mit
Gewalt heraus reiben wolte; bald ging er mit
untergeschlagenen Händen und mit hastigen
Schritten in seinem Vorplaze auf und nieder,
und wußte lange nicht, was er machen solte.

End-

gung der Madraze, worauf ihr ſo ſanft ſchlaft,
mehr, als tauſend Haͤnde, beſchaͤftiget gewe-
ſen ſind!

Gotlieb. Das iſt doch erſtaunlich! tau-
ſend Haͤnde!

Vater. Nun bedenkt, wie viel andere
Dinge ihr taͤglich noͤthig habt; und ſagt mir
denn einmahl, ob's wohl zu verwundern ſei,
daß Robinſon alle Augenblik in Noth gera-
then mußte, da keine einzige andere Hand,
auſſer den Seinigen, fuͤr ihn arbeitete, und
da er kein einziges von allen den Werkzeugen
hatte, womit man bei uns ſo leicht etwas zu
Stande bringen kan?

Jezt war er alſo daruͤber bekuͤmmert, wie
er es doch wohl anzufangen habe, um ſein
liebes Feuer vor dem Erloͤſchen zu bewahren.
Bald rieb er ſich die Stirn, als wenn er
einen guten Einfal aus ſeinem Kopfe mit
Gewalt heraus reiben wolte; bald ging er mit
untergeſchlagenen Haͤnden und mit haſtigen
Schritten in ſeinem Vorplaze auf und nieder,
und wußte lange nicht, was er machen ſolte.

End-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0190" n="150"/>
gung der Madraze, worauf ihr &#x017F;o &#x017F;anft &#x017F;chlaft,<lb/>
mehr, als tau&#x017F;end Ha&#x0364;nde, be&#x017F;cha&#x0364;ftiget gewe-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ind!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gotlieb.</hi> Das i&#x017F;t doch er&#x017F;taunlich! tau-<lb/>
&#x017F;end Ha&#x0364;nde!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Nun bedenkt, wie viel andere<lb/>
Dinge ihr ta&#x0364;glich no&#x0364;thig habt; und &#x017F;agt mir<lb/>
denn einmahl, ob's wohl zu verwundern &#x017F;ei,<lb/>
daß <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> alle Augenblik in Noth gera-<lb/>
then mußte, da keine einzige andere Hand,<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er den Seinigen, fu&#x0364;r ihn arbeitete, und<lb/>
da er kein einziges von allen den Werkzeugen<lb/>
hatte, womit man bei uns &#x017F;o leicht etwas zu<lb/>
Stande bringen kan?</p><lb/>
          <p>Jezt war er al&#x017F;o daru&#x0364;ber beku&#x0364;mmert, wie<lb/>
er es doch wohl anzufangen habe, um &#x017F;ein<lb/>
liebes Feuer vor dem Erlo&#x0364;&#x017F;chen zu bewahren.<lb/>
Bald rieb er &#x017F;ich die Stirn, als wenn er<lb/>
einen guten Einfal aus &#x017F;einem Kopfe mit<lb/>
Gewalt heraus reiben wolte; bald ging er mit<lb/>
unterge&#x017F;chlagenen Ha&#x0364;nden und mit ha&#x017F;tigen<lb/>
Schritten in &#x017F;einem Vorplaze auf und nieder,<lb/>
und wußte lange nicht, was er machen &#x017F;olte.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">End-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0190] gung der Madraze, worauf ihr ſo ſanft ſchlaft, mehr, als tauſend Haͤnde, beſchaͤftiget gewe- ſen ſind! Gotlieb. Das iſt doch erſtaunlich! tau- ſend Haͤnde! Vater. Nun bedenkt, wie viel andere Dinge ihr taͤglich noͤthig habt; und ſagt mir denn einmahl, ob's wohl zu verwundern ſei, daß Robinſon alle Augenblik in Noth gera- then mußte, da keine einzige andere Hand, auſſer den Seinigen, fuͤr ihn arbeitete, und da er kein einziges von allen den Werkzeugen hatte, womit man bei uns ſo leicht etwas zu Stande bringen kan? Jezt war er alſo daruͤber bekuͤmmert, wie er es doch wohl anzufangen habe, um ſein liebes Feuer vor dem Erloͤſchen zu bewahren. Bald rieb er ſich die Stirn, als wenn er einen guten Einfal aus ſeinem Kopfe mit Gewalt heraus reiben wolte; bald ging er mit untergeſchlagenen Haͤnden und mit haſtigen Schritten in ſeinem Vorplaze auf und nieder, und wußte lange nicht, was er machen ſolte. End-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/190
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/190>, abgerufen am 23.11.2024.