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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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keit erfülte! Nemlich der Stam des Baums,
den der Wetterschlag getroffen hatte, stand
in lichten Flammen. So war also seinem
grösten Bedürfnisse auf einmahl abgeholfen,
und so hatte die götliche Vorsehung grade zu
der Zeit am sichtbarsten für ihn gesorgt, da
er in seiner Aengstlichkeit sich einbildete, daß
sie ihn verlassen habe!

Mit unaussprechlichen Empfindungen der
Freude und der Dankbarkeit hob er seine Hän-
de auf gen Himmel und dankte laut und un-
ter vielen Freudentränen dem guten, dem
alles regierenden Vater der Menschen, der
auch bei den schreklichsten Begebenheiten, die
er zuläßt, immer die allerweisesten und lieb-
reichsten Absichten hat. "O! rief er aus,
was ist doch der Mensch, der arme kurzsich-
tige Wurm, daß er murren dürfte über das,
was Gott thut, und was er nicht versteht!"

Nun hatte er Feuer, ohne daß es ihm
weiter die geringste Mühe gekostet hätte;
nun war es ihm leicht dieses Feuer zu unter-
halten; und nun brauchte er wegen seiner

künf-

keit erfuͤlte! Nemlich der Stam des Baums,
den der Wetterſchlag getroffen hatte, ſtand
in lichten Flammen. So war alſo ſeinem
groͤſten Beduͤrfniſſe auf einmahl abgeholfen,
und ſo hatte die goͤtliche Vorſehung grade zu
der Zeit am ſichtbarſten fuͤr ihn geſorgt, da
er in ſeiner Aengſtlichkeit ſich einbildete, daß
ſie ihn verlaſſen habe!

Mit unausſprechlichen Empfindungen der
Freude und der Dankbarkeit hob er ſeine Haͤn-
de auf gen Himmel und dankte laut und un-
ter vielen Freudentraͤnen dem guten, dem
alles regierenden Vater der Menſchen, der
auch bei den ſchreklichſten Begebenheiten, die
er zulaͤßt, immer die allerweiſeſten und lieb-
reichſten Abſichten hat. „O! rief er aus,
was iſt doch der Menſch, der arme kurzſich-
tige Wurm, daß er murren duͤrfte uͤber das,
was Gott thut, und was er nicht verſteht!„

Nun hatte er Feuer, ohne daß es ihm
weiter die geringſte Muͤhe gekoſtet haͤtte;
nun war es ihm leicht dieſes Feuer zu unter-
halten; und nun brauchte er wegen ſeiner

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[141/0181] keit erfuͤlte! Nemlich der Stam des Baums, den der Wetterſchlag getroffen hatte, ſtand in lichten Flammen. So war alſo ſeinem groͤſten Beduͤrfniſſe auf einmahl abgeholfen, und ſo hatte die goͤtliche Vorſehung grade zu der Zeit am ſichtbarſten fuͤr ihn geſorgt, da er in ſeiner Aengſtlichkeit ſich einbildete, daß ſie ihn verlaſſen habe! Mit unausſprechlichen Empfindungen der Freude und der Dankbarkeit hob er ſeine Haͤn- de auf gen Himmel und dankte laut und un- ter vielen Freudentraͤnen dem guten, dem alles regierenden Vater der Menſchen, der auch bei den ſchreklichſten Begebenheiten, die er zulaͤßt, immer die allerweiſeſten und lieb- reichſten Abſichten hat. „O! rief er aus, was iſt doch der Menſch, der arme kurzſich- tige Wurm, daß er murren duͤrfte uͤber das, was Gott thut, und was er nicht verſteht!„ Nun hatte er Feuer, ohne daß es ihm weiter die geringſte Muͤhe gekoſtet haͤtte; nun war es ihm leicht dieſes Feuer zu unter- halten; und nun brauchte er wegen ſeiner kuͤnf-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/181>, abgerufen am 25.11.2024.