sich dan erst fragen: ob man's besser gemacht haben würde, als sie? Hättest du auch nie- mahls Kartoffeln gesehen und hättest du nie- mahls gehört, wie man sie zubereiten müsse: so würdest du anfangs eben so, wie Robin- son, nicht wissen, was damit zu machen sei? Laß dir diesen Umstand zur Warnung dienen, dich nie wieder für klüger, als andere Men- schen, zu halten.
Gotlieb. Küsse mich, Väterchen! Wil's nicht mehr thun. --
Vater. Von da ging Robinson nun weiter; jedoch sehr langsam und mit grosser Vorsichtigkeit. Jedes Geräusch, welches der Wind zwischen Bäumen und Büschen verur- sachte, erschrekte ihn und machte, daß er nach seinem Beil grif, um sich zu vertheidigen, wenn's nöthig wäre. Aber immer sahe er zu seiner Freude, daß er sich ohne Ursache ge- fürchtet habe.
Endlich kam er an einen Bach, wo er sein Mittagsbrod zu verzehren beschloß. Hier sezte er sich unter einen dikken schattigten
Baum,
ſich dan erſt fragen: ob man's beſſer gemacht haben wuͤrde, als ſie? Haͤtteſt du auch nie- mahls Kartoffeln geſehen und haͤtteſt du nie- mahls gehoͤrt, wie man ſie zubereiten muͤſſe: ſo wuͤrdeſt du anfangs eben ſo, wie Robin- ſon, nicht wiſſen, was damit zu machen ſei? Laß dir dieſen Umſtand zur Warnung dienen, dich nie wieder fuͤr kluͤger, als andere Men- ſchen, zu halten.
Gotlieb. Kuͤſſe mich, Vaͤterchen! Wil's nicht mehr thun. —
Vater. Von da ging Robinſon nun weiter; jedoch ſehr langſam und mit groſſer Vorſichtigkeit. Jedes Geraͤuſch, welches der Wind zwiſchen Baͤumen und Buͤſchen verur- ſachte, erſchrekte ihn und machte, daß er nach ſeinem Beil grif, um ſich zu vertheidigen, wenn's noͤthig waͤre. Aber immer ſahe er zu ſeiner Freude, daß er ſich ohne Urſache ge- fuͤrchtet habe.
Endlich kam er an einen Bach, wo er ſein Mittagsbrod zu verzehren beſchloß. Hier ſezte er ſich unter einen dikken ſchattigten
Baum,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0158"n="118"/>ſich dan erſt fragen: ob man's beſſer gemacht<lb/>
haben wuͤrde, als ſie? Haͤtteſt du auch nie-<lb/>
mahls Kartoffeln geſehen und haͤtteſt du nie-<lb/>
mahls gehoͤrt, wie man ſie zubereiten muͤſſe:<lb/>ſo wuͤrdeſt du anfangs eben ſo, wie <hirendition="#fr">Robin-<lb/>ſon,</hi> nicht wiſſen, was damit zu machen ſei?<lb/>
Laß dir dieſen Umſtand zur Warnung dienen,<lb/>
dich nie wieder fuͤr kluͤger, als andere Men-<lb/>ſchen, zu halten.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Gotlieb.</hi> Kuͤſſe mich, Vaͤterchen! Wil's<lb/>
nicht mehr thun. —</p><lb/><p><hirendition="#fr">Vater.</hi> Von da ging <hirendition="#fr">Robinſon</hi> nun<lb/>
weiter; jedoch ſehr langſam und mit groſſer<lb/>
Vorſichtigkeit. Jedes Geraͤuſch, welches der<lb/>
Wind zwiſchen Baͤumen und Buͤſchen verur-<lb/>ſachte, erſchrekte ihn und machte, daß er nach<lb/>ſeinem Beil grif, um ſich zu vertheidigen,<lb/>
wenn's noͤthig waͤre. Aber immer ſahe er<lb/>
zu ſeiner Freude, daß er ſich ohne Urſache ge-<lb/>
fuͤrchtet habe.</p><lb/><p>Endlich kam er an einen Bach, wo er<lb/>ſein Mittagsbrod zu verzehren beſchloß. Hier<lb/>ſezte er ſich unter einen dikken ſchattigten<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Baum,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[118/0158]
ſich dan erſt fragen: ob man's beſſer gemacht
haben wuͤrde, als ſie? Haͤtteſt du auch nie-
mahls Kartoffeln geſehen und haͤtteſt du nie-
mahls gehoͤrt, wie man ſie zubereiten muͤſſe:
ſo wuͤrdeſt du anfangs eben ſo, wie Robin-
ſon, nicht wiſſen, was damit zu machen ſei?
Laß dir dieſen Umſtand zur Warnung dienen,
dich nie wieder fuͤr kluͤger, als andere Men-
ſchen, zu halten.
Gotlieb. Kuͤſſe mich, Vaͤterchen! Wil's
nicht mehr thun. —
Vater. Von da ging Robinſon nun
weiter; jedoch ſehr langſam und mit groſſer
Vorſichtigkeit. Jedes Geraͤuſch, welches der
Wind zwiſchen Baͤumen und Buͤſchen verur-
ſachte, erſchrekte ihn und machte, daß er nach
ſeinem Beil grif, um ſich zu vertheidigen,
wenn's noͤthig waͤre. Aber immer ſahe er
zu ſeiner Freude, daß er ſich ohne Urſache ge-
fuͤrchtet habe.
Endlich kam er an einen Bach, wo er
ſein Mittagsbrod zu verzehren beſchloß. Hier
ſezte er ſich unter einen dikken ſchattigten
Baum,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/158>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.