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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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Aus Furcht vor wilden Thieren und
Menschen hatte er sich bisher noch nicht sehr
weit von seiner Wohnung zu entfernen ge-
wagt. Jezt zwang ihn die Noth, ein Herz
zu fassen, und sich etwas weiter auf der In-
sel umzusehen, um neue Nahrungsmittel zu
entdekken. In dieser Absicht beschloß er, am
folgenden Tage in Gottes Namen eine kleine
Landreise vorzunehmen.

Um sich aber vor der brennenden Sonnen-
hize zu verwahren, wandte er den Abend da-
zu an, sich einen Sonnenschirm zu verfer-
tigen.

Nikolas. Wo nahm er denn Leinewand
und Fischbein dazu her?

Vater. Er hatte weder Leinewand, noch
Fischbein, weder Messer noch Scheere, weder
Nadel noch Zwirn, und doch -- was meint
ihr wohl wie ers anfing, um sich einen Son-
nenschirm zu machen?

Nikolas. Ja, das weiß ich nicht!

Vater. Er flochte sich aus Weidenruthen
ein kleines Dach, stekte in die Mitte dessel-

ben
G 4

Aus Furcht vor wilden Thieren und
Menſchen hatte er ſich bisher noch nicht ſehr
weit von ſeiner Wohnung zu entfernen ge-
wagt. Jezt zwang ihn die Noth, ein Herz
zu faſſen, und ſich etwas weiter auf der In-
ſel umzuſehen, um neue Nahrungsmittel zu
entdekken. In dieſer Abſicht beſchloß er, am
folgenden Tage in Gottes Namen eine kleine
Landreiſe vorzunehmen.

Um ſich aber vor der brennenden Sonnen-
hize zu verwahren, wandte er den Abend da-
zu an, ſich einen Sonnenſchirm zu verfer-
tigen.

Nikolas. Wo nahm er denn Leinewand
und Fiſchbein dazu her?

Vater. Er hatte weder Leinewand, noch
Fiſchbein, weder Meſſer noch Scheere, weder
Nadel noch Zwirn, und doch — was meint
ihr wohl wie ers anfing, um ſich einen Son-
nenſchirm zu machen?

Nikolas. Ja, das weiß ich nicht!

Vater. Er flochte ſich aus Weidenruthen
ein kleines Dach, ſtekte in die Mitte deſſel-

ben
G 4
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[103/0143] Aus Furcht vor wilden Thieren und Menſchen hatte er ſich bisher noch nicht ſehr weit von ſeiner Wohnung zu entfernen ge- wagt. Jezt zwang ihn die Noth, ein Herz zu faſſen, und ſich etwas weiter auf der In- ſel umzuſehen, um neue Nahrungsmittel zu entdekken. In dieſer Abſicht beſchloß er, am folgenden Tage in Gottes Namen eine kleine Landreiſe vorzunehmen. Um ſich aber vor der brennenden Sonnen- hize zu verwahren, wandte er den Abend da- zu an, ſich einen Sonnenſchirm zu verfer- tigen. Nikolas. Wo nahm er denn Leinewand und Fiſchbein dazu her? Vater. Er hatte weder Leinewand, noch Fiſchbein, weder Meſſer noch Scheere, weder Nadel noch Zwirn, und doch — was meint ihr wohl wie ers anfing, um ſich einen Son- nenſchirm zu machen? Nikolas. Ja, das weiß ich nicht! Vater. Er flochte ſich aus Weidenruthen ein kleines Dach, ſtekte in die Mitte deſſel- ben G 4

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/143>, abgerufen am 23.11.2024.