Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Robinson fühlte sich nun wieder um
vieles gestärkt und fing jezt an, an dem Ber-
ge herum zu klettern. Lange war seine Be-
mühung, einen sichern Ort zu seiner Woh-
nung ausfündig zu machen, vergebens. End-
lich kam er zu einem kleinen Berge, der von
der Vorderseite so steil, als eine Wand war.
Indem er diese Seite desselben genauer unter-
suchte, fand er eine Stelle, die etwas ausge-
höhlt war, und einen ziemlich schmalen Ein-
gang hatte.

Hätte er ein Hakeisen, einen Steinmeis-
sel und andere Werkzeuge gehabt: so wäre
nichts leichter gewesen, als diese Hölung, die
zum Theil felsicht war, weiter auszuarbeiten
und sie zu einer Wohnung geschikt zu machen.
Aber von allen diesen Dingen hatte er nichts.
Es war also die Frage, wie er den Mangel
derselben ersezen solte?

Nachdem er sich lange den Kopf darüber
zerbrochen hatte, dachte er so: "die Bäume
die ich hier sehe, scheinen wie die Weidenbäu-
me in meinem Vaterlande zu sein, die sich

leicht

Robinſon fuͤhlte ſich nun wieder um
vieles geſtaͤrkt und fing jezt an, an dem Ber-
ge herum zu klettern. Lange war ſeine Be-
muͤhung, einen ſichern Ort zu ſeiner Woh-
nung ausfuͤndig zu machen, vergebens. End-
lich kam er zu einem kleinen Berge, der von
der Vorderſeite ſo ſteil, als eine Wand war.
Indem er dieſe Seite deſſelben genauer unter-
ſuchte, fand er eine Stelle, die etwas ausge-
hoͤhlt war, und einen ziemlich ſchmalen Ein-
gang hatte.

Haͤtte er ein Hakeiſen, einen Steinmeiſ-
ſel und andere Werkzeuge gehabt: ſo waͤre
nichts leichter geweſen, als dieſe Hoͤlung, die
zum Theil felſicht war, weiter auszuarbeiten
und ſie zu einer Wohnung geſchikt zu machen.
Aber von allen dieſen Dingen hatte er nichts.
Es war alſo die Frage, wie er den Mangel
derſelben erſezen ſolte?

Nachdem er ſich lange den Kopf daruͤber
zerbrochen hatte, dachte er ſo: „die Baͤume
die ich hier ſehe, ſcheinen wie die Weidenbaͤu-
me in meinem Vaterlande zu ſein, die ſich

leicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0122" n="82"/>
          <p><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> fu&#x0364;hlte &#x017F;ich nun wieder um<lb/>
vieles ge&#x017F;ta&#x0364;rkt und fing jezt an, an dem Ber-<lb/>
ge herum zu klettern. Lange war &#x017F;eine Be-<lb/>
mu&#x0364;hung, einen &#x017F;ichern Ort zu &#x017F;einer Woh-<lb/>
nung ausfu&#x0364;ndig zu machen, vergebens. End-<lb/>
lich kam er zu einem kleinen Berge, der von<lb/>
der Vorder&#x017F;eite &#x017F;o &#x017F;teil, als eine Wand war.<lb/>
Indem er die&#x017F;e Seite de&#x017F;&#x017F;elben genauer unter-<lb/>
&#x017F;uchte, fand er eine Stelle, die etwas ausge-<lb/>
ho&#x0364;hlt war, und einen ziemlich &#x017F;chmalen Ein-<lb/>
gang hatte.</p><lb/>
          <p>Ha&#x0364;tte er ein Hakei&#x017F;en, einen Steinmei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el und andere Werkzeuge gehabt: &#x017F;o wa&#x0364;re<lb/>
nichts leichter gewe&#x017F;en, als die&#x017F;e Ho&#x0364;lung, die<lb/>
zum Theil fel&#x017F;icht war, weiter auszuarbeiten<lb/>
und &#x017F;ie zu einer Wohnung ge&#x017F;chikt zu machen.<lb/>
Aber von allen die&#x017F;en Dingen hatte er nichts.<lb/>
Es war al&#x017F;o die Frage, wie er den Mangel<lb/>
der&#x017F;elben er&#x017F;ezen &#x017F;olte?</p><lb/>
          <p>Nachdem er &#x017F;ich lange den Kopf daru&#x0364;ber<lb/>
zerbrochen hatte, dachte er &#x017F;o: &#x201E;die Ba&#x0364;ume<lb/>
die ich hier &#x017F;ehe, &#x017F;cheinen wie die Weidenba&#x0364;u-<lb/>
me in meinem Vaterlande zu &#x017F;ein, die &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0122] Robinſon fuͤhlte ſich nun wieder um vieles geſtaͤrkt und fing jezt an, an dem Ber- ge herum zu klettern. Lange war ſeine Be- muͤhung, einen ſichern Ort zu ſeiner Woh- nung ausfuͤndig zu machen, vergebens. End- lich kam er zu einem kleinen Berge, der von der Vorderſeite ſo ſteil, als eine Wand war. Indem er dieſe Seite deſſelben genauer unter- ſuchte, fand er eine Stelle, die etwas ausge- hoͤhlt war, und einen ziemlich ſchmalen Ein- gang hatte. Haͤtte er ein Hakeiſen, einen Steinmeiſ- ſel und andere Werkzeuge gehabt: ſo waͤre nichts leichter geweſen, als dieſe Hoͤlung, die zum Theil felſicht war, weiter auszuarbeiten und ſie zu einer Wohnung geſchikt zu machen. Aber von allen dieſen Dingen hatte er nichts. Es war alſo die Frage, wie er den Mangel derſelben erſezen ſolte? Nachdem er ſich lange den Kopf daruͤber zerbrochen hatte, dachte er ſo: „die Baͤume die ich hier ſehe, ſcheinen wie die Weidenbaͤu- me in meinem Vaterlande zu ſein, die ſich leicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/122
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/122>, abgerufen am 24.11.2024.