Robinson fühlte sich nun wieder um vieles gestärkt und fing jezt an, an dem Ber- ge herum zu klettern. Lange war seine Be- mühung, einen sichern Ort zu seiner Woh- nung ausfündig zu machen, vergebens. End- lich kam er zu einem kleinen Berge, der von der Vorderseite so steil, als eine Wand war. Indem er diese Seite desselben genauer unter- suchte, fand er eine Stelle, die etwas ausge- höhlt war, und einen ziemlich schmalen Ein- gang hatte.
Hätte er ein Hakeisen, einen Steinmeis- sel und andere Werkzeuge gehabt: so wäre nichts leichter gewesen, als diese Hölung, die zum Theil felsicht war, weiter auszuarbeiten und sie zu einer Wohnung geschikt zu machen. Aber von allen diesen Dingen hatte er nichts. Es war also die Frage, wie er den Mangel derselben ersezen solte?
Nachdem er sich lange den Kopf darüber zerbrochen hatte, dachte er so: "die Bäume die ich hier sehe, scheinen wie die Weidenbäu- me in meinem Vaterlande zu sein, die sich
leicht
Robinſon fuͤhlte ſich nun wieder um vieles geſtaͤrkt und fing jezt an, an dem Ber- ge herum zu klettern. Lange war ſeine Be- muͤhung, einen ſichern Ort zu ſeiner Woh- nung ausfuͤndig zu machen, vergebens. End- lich kam er zu einem kleinen Berge, der von der Vorderſeite ſo ſteil, als eine Wand war. Indem er dieſe Seite deſſelben genauer unter- ſuchte, fand er eine Stelle, die etwas ausge- hoͤhlt war, und einen ziemlich ſchmalen Ein- gang hatte.
Haͤtte er ein Hakeiſen, einen Steinmeiſ- ſel und andere Werkzeuge gehabt: ſo waͤre nichts leichter geweſen, als dieſe Hoͤlung, die zum Theil felſicht war, weiter auszuarbeiten und ſie zu einer Wohnung geſchikt zu machen. Aber von allen dieſen Dingen hatte er nichts. Es war alſo die Frage, wie er den Mangel derſelben erſezen ſolte?
Nachdem er ſich lange den Kopf daruͤber zerbrochen hatte, dachte er ſo: „die Baͤume die ich hier ſehe, ſcheinen wie die Weidenbaͤu- me in meinem Vaterlande zu ſein, die ſich
leicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0122"n="82"/><p><hirendition="#fr">Robinſon</hi> fuͤhlte ſich nun wieder um<lb/>
vieles geſtaͤrkt und fing jezt an, an dem Ber-<lb/>
ge herum zu klettern. Lange war ſeine Be-<lb/>
muͤhung, einen ſichern Ort zu ſeiner Woh-<lb/>
nung ausfuͤndig zu machen, vergebens. End-<lb/>
lich kam er zu einem kleinen Berge, der von<lb/>
der Vorderſeite ſo ſteil, als eine Wand war.<lb/>
Indem er dieſe Seite deſſelben genauer unter-<lb/>ſuchte, fand er eine Stelle, die etwas ausge-<lb/>
hoͤhlt war, und einen ziemlich ſchmalen Ein-<lb/>
gang hatte.</p><lb/><p>Haͤtte er ein Hakeiſen, einen Steinmeiſ-<lb/>ſel und andere Werkzeuge gehabt: ſo waͤre<lb/>
nichts leichter geweſen, als dieſe Hoͤlung, die<lb/>
zum Theil felſicht war, weiter auszuarbeiten<lb/>
und ſie zu einer Wohnung geſchikt zu machen.<lb/>
Aber von allen dieſen Dingen hatte er nichts.<lb/>
Es war alſo die Frage, wie er den Mangel<lb/>
derſelben erſezen ſolte?</p><lb/><p>Nachdem er ſich lange den Kopf daruͤber<lb/>
zerbrochen hatte, dachte er ſo: „die Baͤume<lb/>
die ich hier ſehe, ſcheinen wie die Weidenbaͤu-<lb/>
me in meinem Vaterlande zu ſein, die ſich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">leicht</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[82/0122]
Robinſon fuͤhlte ſich nun wieder um
vieles geſtaͤrkt und fing jezt an, an dem Ber-
ge herum zu klettern. Lange war ſeine Be-
muͤhung, einen ſichern Ort zu ſeiner Woh-
nung ausfuͤndig zu machen, vergebens. End-
lich kam er zu einem kleinen Berge, der von
der Vorderſeite ſo ſteil, als eine Wand war.
Indem er dieſe Seite deſſelben genauer unter-
ſuchte, fand er eine Stelle, die etwas ausge-
hoͤhlt war, und einen ziemlich ſchmalen Ein-
gang hatte.
Haͤtte er ein Hakeiſen, einen Steinmeiſ-
ſel und andere Werkzeuge gehabt: ſo waͤre
nichts leichter geweſen, als dieſe Hoͤlung, die
zum Theil felſicht war, weiter auszuarbeiten
und ſie zu einer Wohnung geſchikt zu machen.
Aber von allen dieſen Dingen hatte er nichts.
Es war alſo die Frage, wie er den Mangel
derſelben erſezen ſolte?
Nachdem er ſich lange den Kopf daruͤber
zerbrochen hatte, dachte er ſo: „die Baͤume
die ich hier ſehe, ſcheinen wie die Weidenbaͤu-
me in meinem Vaterlande zu ſein, die ſich
leicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/122>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.