Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.Beutelschneider/ ode illeul wonet/ was mich anlanget/ so muß ich wider-umb zu meinem Pferde gehen vnnd sehen daß die Räder gemacht werden: Aber das ist der mangel/ daß ich kein Schilling habe/ den Wagner zubezah- len: Derhalben/ wann jhr Gelt bey euch hetet/ wolte ich euch freundlich gebeten haben/ jr wöllet mir ein Cronen 3. oder 4. leyhen damit ich die Frucht inn die Kornhalle führen könne. Dann sonsten/ wann ich komme/ wird der Marck schon gehalten sein: auß einem vnglück muß man nit zwey machen/ mein Herr wird euch/ was jhr mir leyhen werdet/ so bald wider geben Der Burger beschwert sich im gering- sten nicht darüber: Er findet aber nicht mehr in sei- nem Seckel als 2. Pistolen/ dieselbige gibt er jhm/ vnd gebet seinen Weg fort/ vermeinte/ er werde sei- nen Hofman bey dem Wundartzt in grosser Lebeus gefahr antreffen: Dann er hette nimmermehr ge- meinet/ daß jhm solcher boß solte gerissen werden können: Dieweil L Escuse allen bescheyd auff dem Hof wuste/ wuste auch die Aecker vnnd Güter mit namen/ oder wo sie lagen/ zu nennen: zeiget jm auch an/ wieviel früchte er solches Jahr würde zuhoffen haben/ vnd vil andere dinge/ welche er zu Lovure hat- te außgekundtschaffet bey dem Hofman/ für dessen Fuhrknecht er sich außgabe. Sie scheiden also von einander: der Burger gehet hin zu dem Wundartzt Bailleul/ welcher dann der jenige ist/ welcher die ge- brochene Bein außbündig wol kan heylen: LEsclu- se aber wendet stumpff vmb/ gehet durch die Gassen S. Martin als wölle er widerumb zu sein Wagen vnd Pferden gehen/ aber er gienge den kurtzesten weg: er war
Beutelſchneider/ ode illeul wonet/ was mich anlanget/ ſo muß ich wider-umb zu meinem Pferde gehen vnnd ſehen daß die Raͤder gemacht werden: Aber das iſt der mangel/ daß ich kein Schilling habe/ den Wagner zubezah- len: Derhalben/ wann jhr Gelt bey euch hetet/ wolte ich euch freundlich gebeten haben/ jr woͤllet mir ein Cronen 3. oder 4. leyhen damit ich die Frucht inn die Kornhalle fuͤhren koͤnne. Dann ſonſten/ wann ich komme/ wird der Marck ſchon gehalten ſein: auß einem vngluͤck muß man nit zwey machen/ mein Herꝛ wird euch/ was jhr mir leyhen werdet/ ſo bald wider geben Der Burger beſchwert ſich im gering- ſten nicht daruͤber: Er findet aber nicht mehr in ſei- nem Seckel als 2. Piſtolen/ dieſelbige gibt er jhm/ vnd gebet ſeinen Weg fort/ vermeinte/ er werde ſei- nen Hofman bey dem Wundartzt in groſſer Lebeus gefahr antreffen: Dann er hette nimmermehr ge- meinet/ daß jhm ſolcher boß ſolte geriſſen werden koͤnnen: Dieweil L Eſcuſe allen beſcheyd auff dem Hof wuſte/ wuſte auch die Aecker vnnd Guͤter mit namen/ oder wo ſie lagen/ zu nennen: zeiget jm auch an/ wieviel fruͤchte er ſolches Jahr wuͤrde zuhoffen haben/ vnd vil andeꝛe dinge/ welche er zu Lovure hat- te außgekundtſchaffet bey dem Hofman/ fuͤr deſſen Fuhrknecht er ſich außgabe. Sie ſcheiden alſo von einander: der Burger gehet hin zu dem Wundartzt Bailleul/ welcher dañ der jenige iſt/ welcher die ge- brochene Bein außbuͤndig wol kan heylen: LEſclu- ſe aber wendet ſtumpff vmb/ gehet durch die Gaſſen S. Martin als woͤlle er wideꝛumb zu ſein Wagen vñ Pferden gehen/ aber er gienge den kurtzeſten weg: er war
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Beutelſchneider/ ode
illeul wonet/ was mich anlanget/ ſo muß ich wider-
umb zu meinem Pferde gehen vnnd ſehen daß die
Raͤder gemacht werden: Aber das iſt der mangel/
daß ich kein Schilling habe/ den Wagner zubezah-
len: Derhalben/ wann jhr Gelt bey euch hetet/ wolte
ich euch freundlich gebeten haben/ jr woͤllet mir ein
Cronen 3. oder 4. leyhen damit ich die Frucht inn
die Kornhalle fuͤhren koͤnne. Dann ſonſten/ wann
ich komme/ wird der Marck ſchon gehalten ſein: auß
einem vngluͤck muß man nit zwey machen/ mein
Herꝛ wird euch/ was jhr mir leyhen werdet/ ſo bald
wider geben Der Burger beſchwert ſich im gering-
ſten nicht daruͤber: Er findet aber nicht mehr in ſei-
nem Seckel als 2. Piſtolen/ dieſelbige gibt er jhm/
vnd gebet ſeinen Weg fort/ vermeinte/ er werde ſei-
nen Hofman bey dem Wundartzt in groſſer Lebeus
gefahr antreffen: Dann er hette nimmermehr ge-
meinet/ daß jhm ſolcher boß ſolte geriſſen werden
koͤnnen: Dieweil L Eſcuſe allen beſcheyd auff dem
Hof wuſte/ wuſte auch die Aecker vnnd Guͤter mit
namen/ oder wo ſie lagen/ zu nennen: zeiget jm auch
an/ wieviel fruͤchte er ſolches Jahr wuͤrde zuhoffen
haben/ vnd vil andeꝛe dinge/ welche er zu Lovure hat-
te außgekundtſchaffet bey dem Hofman/ fuͤr deſſen
Fuhrknecht er ſich außgabe. Sie ſcheiden alſo von
einander: der Burger gehet hin zu dem Wundartzt
Bailleul/ welcher dañ der jenige iſt/ welcher die ge-
brochene Bein außbuͤndig wol kan heylen: LEſclu-
ſe aber wendet ſtumpff vmb/ gehet durch die Gaſſen
S. Martin als woͤlle er wideꝛumb zu ſein Wagen vñ
Pferden gehen/ aber er gienge den kurtzeſten weg: er
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