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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien das II. Buch.
den/ also das der gute arme Hencker nicht wuste/
was er mehr solte sagen/ wie er sich mehr solte ent-
schuldigen.

Maillard stunde beneben andern auch vnder den
Volck/ stellete sich/ als were er ein Picard machte
die wunder noch ärger vnd sagte: Es sey ein elend
vnd zu erbarmen/ er halte daruor/ daß ende der Welt
nahe sich herbey/ dieweil die Hunde/ so die Schaff
vnnd Schaffsställ selber sollen verwaren/ sich in
grewliche Wölffe verwechseln ja dieweil die jenige/
welche mit jhrer Handt den Diebstall selber straf-
fen/ selber zu Dieben werden: vnd hielte er daruor:
das were am aller besten/ wann man dem Hen-
cker mit der Maße mässe/ mit welcher er selber an-
dern pflege zu messen/ ja wann es je mangeln solte/
wolte er selbst Geldt zu schießen/ daß man jhme
einen strick an den Halß daruor kauffen möchte:
Ja sagt er: Wann er es noch einen andern gethan
het/ so gienge es auch noch etlicher masen hin: Aber
daß er deß Leutenampts Weibe/ welcher Richter in
peinlichen sachen seye den Beutel hab abgeschnit-
ten/ das sey gar zu grob/ dann da habe er seinen wi-
dersacher selber zum Richter: daß war das gespräch
deß gemeinen Volcks von dem Hencker/ ja es ware
da niemands/ der den Hencker nit übel schalte/ vnd
jm den Galgen an seinen Halß wünschete. Man
führet den armen Hencker in deß gedachten Leuten-
ampts Hause/ welcher/ als er deß Henckers grosse
vnverschämheit sihet/ spricht er jm so bald das Vr-
theil/ daß er an offentlichen strassen mit Ruhten auß
gestrichen vnd mit der Lilienblumen an seinem ort

soll

Diebs Hiſtorien das II. Buch.
den/ alſo das der gute arme Hencker nicht wuſte/
was er mehr ſolte ſagen/ wie er ſich mehr ſolte ent-
ſchuldigen.

Maillard ſtunde beneben andern auch vnder den
Volck/ ſtellete ſich/ als were er ein Picard machte
die wunder noch aͤrger vnd ſagte: Es ſey ein elend
vnd zu erbarmen/ er halte daruor/ daß ende der Welt
nahe ſich herbey/ dieweil die Hunde/ ſo die Schaff
vnnd Schaffsſtaͤll ſelber ſollen verwaren/ ſich in
grewliche Woͤlffe verwechſeln ja dieweil die jenige/
welche mit jhrer Handt den Diebſtall ſelber ſtraf-
fen/ ſelber zu Dieben werden: vnd hielte er daruor:
das were am aller beſten/ wann man dem Hen-
cker mit der Maße maͤſſe/ mit welcher er ſelber an-
dern pflege zu meſſen/ ja wann es je mangeln ſolte/
wolte er ſelbſt Geldt zu ſchießen/ daß man jhme
einen ſtrick an den Halß daruor kauffen moͤchte:
Ja ſagt er: Wann er es noch einen andern gethan
het/ ſo gienge es auch noch etlicher maſen hin: Aber
daß er deß Leutenampts Weibe/ welcher Richter in
peinlichen ſachen ſeye den Beutel hab abgeſchnit-
ten/ das ſey gar zu grob/ dañ da habe er ſeinen wi-
derſacher ſelber zum Richter: daß war das geſpꝛaͤch
deß gemeinen Volcks von dem Hencker/ ja es ware
da niemands/ der den Hencker nit uͤbel ſchalte/ vnd
jm den Galgen an ſeinen Halß wuͤnſchete. Man
fuͤhꝛet den armen Hencker in deß gedachten Leuten-
ampts Hauſe/ welcher/ als er deß Henckers groſſe
vnverſchaͤmheit ſihet/ ſpꝛicht er jm ſo bald das Vr-
theil/ daß er an offentlichen ſtraſſen mit Ruhten auß
geſtrichen vnd mit der Lilienblumen an ſeinem ort

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[75/0085] Diebs Hiſtorien das II. Buch. den/ alſo das der gute arme Hencker nicht wuſte/ was er mehr ſolte ſagen/ wie er ſich mehr ſolte ent- ſchuldigen. Maillard ſtunde beneben andern auch vnder den Volck/ ſtellete ſich/ als were er ein Picard machte die wunder noch aͤrger vnd ſagte: Es ſey ein elend vnd zu erbarmen/ er halte daruor/ dz ende der Welt nahe ſich herbey/ dieweil die Hunde/ ſo die Schaff vnnd Schaffsſtaͤll ſelber ſollen verwaren/ ſich in grewliche Woͤlffe verwechſeln ja dieweil die jenige/ welche mit jhrer Handt den Diebſtall ſelber ſtraf- fen/ ſelber zu Dieben werden: vnd hielte er daruor: das were am aller beſten/ wann man dem Hen- cker mit der Maße maͤſſe/ mit welcher er ſelber an- dern pflege zu meſſen/ ja wann es je mangeln ſolte/ wolte er ſelbſt Geldt zu ſchießen/ daß man jhme einen ſtrick an den Halß daruor kauffen moͤchte: Ja ſagt er: Wann er es noch einen andern gethan het/ ſo gienge es auch noch etlicher maſen hin: Aber daß er deß Leutenampts Weibe/ welcher Richter in peinlichen ſachen ſeye den Beutel hab abgeſchnit- ten/ das ſey gar zu grob/ dañ da habe er ſeinen wi- derſacher ſelber zum Richter: daß war das geſpꝛaͤch deß gemeinen Volcks von dem Hencker/ ja es ware da niemands/ der den Hencker nit uͤbel ſchalte/ vnd jm den Galgen an ſeinen Halß wuͤnſchete. Man fuͤhꝛet den armen Hencker in deß gedachten Leuten- ampts Hauſe/ welcher/ als er deß Henckers groſſe vnverſchaͤmheit ſihet/ ſpꝛicht er jm ſo bald das Vr- theil/ dz er an offentlichen ſtraſſen mit Ruhten auß geſtrichen vnd mit der Lilienblumen an ſeinem ort ſoll

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/85>, abgerufen am 04.12.2024.