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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
damit sie desto eher etwas antreffen vnd erhaschen
mögen: Also gingen zween auß jhrer Gesellschafft
den andern weit vor/ vnd verliessen jhre Führer:
Als sie aber durch Royes vnnd Mondidier, da
dann ein sonderliches grosses Schiessen war ange-
stellet/ zogen/ verhoffeten sie/ sie wolten allda et-
was stattliches erdappen/ ehe sie widerumb zu jh-
ren Gesellen kämen: derohalben blieben sie allda
bey solchem Schiessen Aber das Glück wolte jhnen
deßmals nicht wol: dann als sie einem Schießge-
sellen von Amiens/ welcher zu solchem offentlichen
Schieß-spiel auch war kommen/ vnd dahin man
auß dem gantzen Königreich Franckreich zeucht/
ein Gabe durch Schiessen zu erlangen/ deßmahls
seinen Mantel gestohlen hatten/ wurde jhnen so
hart nachgesetzet/ daß sie endlich erdappet/ vnd über
zween Tage offentlich mit Ruthen auß gestrichen/
vnd mit der Lilien gezeichnet wurden. Vnd da muß
man nicht fragen/ ob sie auch wol seyen gestrie-
gelt worden: dann wiewol sie den Hencker fleissig
baten/ er solte doch ein wenig subtil mit jhnen vmb-
gehen/ wiewol sie auch alle Mittel vnnd Wege su-
cheten/ damit die Streich nicht gar zu hart fallen
möchten/ wurden sie doch wie ehrliche Kinder auß-
bündig wol abgestriegelt/ vnd jagte der Hencker
jhnen die fliegen so starck mit seinem fliegenwedel
von jhren Rucken/ daß man das Mahlzeichen len-
ger als zwen Monat kündte sehen. Als sie aber nun
gar ehrlich von einem Quartier zu dem andern/ von
einer Gassen zu der andern geführet vnd von einem
grossen hauffen Kinder vnd Buben begleitet wur-

den/

Beutelſchneider/ oder
damit ſie deſto eher etwas antreffen vnd erhaſchen
moͤgen: Alſo gingen zween auß jhrer Geſellſchafft
den andern weit vor/ vnd verlieſſen jhre Fuͤhrer:
Als ſie aber durch Royes vnnd Mondidier, da
dann ein ſonderliches groſſes Schieſſen war ange-
ſtellet/ zogen/ verhoffeten ſie/ ſie wolten allda et-
was ſtattliches erdappen/ ehe ſie widerumb zu jh-
ren Geſellen kaͤmen: derohalben blieben ſie allda
bey ſolchem Schieſſen Aber das Gluͤck wolte jhnen
deßmals nicht wol: dann als ſie einem Schießge-
ſellen von Amiens/ welcher zu ſolchem offentlichen
Schieß-ſpiel auch war kommen/ vnd dahin man
auß dem gantzen Koͤnigreich Franckreich zeucht/
ein Gabe durch Schieſſen zu erlangen/ deßmahls
ſeinen Mantel geſtohlen hatten/ wurde jhnen ſo
hart nachgeſetzet/ daß ſie endlich erdappet/ vnd uͤber
zween Tage offentlich mit Ruthen auß geſtrichen/
vnd mit der Lilien gezeichnet wurden. Vnd da muß
man nicht fragen/ ob ſie auch wol ſeyen geſtrie-
gelt worden: dann wiewol ſie den Hencker fleiſſig
baten/ er ſolte doch ein wenig ſubtil mit jhnen vmb-
gehen/ wiewol ſie auch alle Mittel vnnd Wege ſu-
cheten/ damit die Streich nicht gar zu hart fallen
moͤchten/ wurden ſie doch wie ehrliche Kinder auß-
buͤndig wol abgeſtriegelt/ vnd jagte der Hencker
jhnen die fliegen ſo ſtarck mit ſeinem fliegenwedel
von jhren Rucken/ daß man das Mahlzeichen len-
ger als zwen Monat kuͤndte ſehen. Als ſie aber nun
gar ehrlich von einem Quartier zu dem andern/ võ
einer Gaſſen zu der andern gefuͤhret vnd von einem
groſſen hauffen Kinder vnd Buben begleitet wur-

den/
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[70/0080] Beutelſchneider/ oder damit ſie deſto eher etwas antreffen vnd erhaſchen moͤgen: Alſo gingen zween auß jhrer Geſellſchafft den andern weit vor/ vnd verlieſſen jhre Fuͤhrer: Als ſie aber durch Royes vnnd Mondidier, da dann ein ſonderliches groſſes Schieſſen war ange- ſtellet/ zogen/ verhoffeten ſie/ ſie wolten allda et- was ſtattliches erdappen/ ehe ſie widerumb zu jh- ren Geſellen kaͤmen: derohalben blieben ſie allda bey ſolchem Schieſſen Aber das Gluͤck wolte jhnen deßmals nicht wol: dann als ſie einem Schießge- ſellen von Amiens/ welcher zu ſolchem offentlichen Schieß-ſpiel auch war kommen/ vnd dahin man auß dem gantzen Koͤnigreich Franckreich zeucht/ ein Gabe durch Schieſſen zu erlangen/ deßmahls ſeinen Mantel geſtohlen hatten/ wurde jhnen ſo hart nachgeſetzet/ daß ſie endlich erdappet/ vnd uͤber zween Tage offentlich mit Ruthen auß geſtrichen/ vnd mit der Lilien gezeichnet wurden. Vnd da muß man nicht fragen/ ob ſie auch wol ſeyen geſtrie- gelt worden: dann wiewol ſie den Hencker fleiſſig baten/ er ſolte doch ein wenig ſubtil mit jhnen vmb- gehen/ wiewol ſie auch alle Mittel vnnd Wege ſu- cheten/ damit die Streich nicht gar zu hart fallen moͤchten/ wurden ſie doch wie ehrliche Kinder auß- buͤndig wol abgeſtriegelt/ vnd jagte der Hencker jhnen die fliegen ſo ſtarck mit ſeinem fliegenwedel von jhren Rucken/ daß man das Mahlzeichen len- ger als zwen Monat kuͤndte ſehen. Als ſie aber nun gar ehrlich von einem Quartier zu dem andern/ võ einer Gaſſen zu der andern gefuͤhret vnd von einem groſſen hauffen Kinder vnd Buben begleitet wur- den/

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/80>, abgerufen am 04.12.2024.