Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebshistorien/ das II. Buch
chen Narren vnd Bossentreiber dem Teuffel habe
gegeben/ aber sie musten gleichwol solches alles mit
Gedult überwinden/ eben so wol/ als die Weiber zu
Fontaine bleau/ welche/ wann die Königliche Hof-
haltung allda wird gehalten/ sich müssen von sich
selber trösten.

Hier aber wil ich nicht vergessen zu erzehlen den
außbündigen stattlichen Streich/ welche er a Mon-
didier
hat bewiesen/ zween Monat zuvor/ ehe er
muste zum Galgen spatzieren: dann er war lustig/
ja gar feig.

Etliche Zeit hernacher/ da er auß dem Gefäng-
nuß war kommen/ wolte er ein wenig frische Lufft
schöpffen vnd sich von Paris begeben: dann er hat-
te Sorg/ wann er länger zu Paris bliebe/ er möch-
te vielleicht inn der That selber erfahren/ daß der
Hanff eben so schädlich ist/ als das Kraut genannt
Napelus, von welchem man schreibet/ daß ein
Mensch darvon sterbe/ wann man es nur anrühre.
Derhalben so machten sich jhrer fünff gute Gesel-
len miteinander auff/ vnnd da ist nicht außzuspre-
chen/ wie schrecklich sie in dem Wald Senlis (wel-
chen man den Zwibelwald nennet/ raubeten: dann
alle die jenige/ welche auß Niderlandt/ von Cam-
bray/ Antorff vnd von vielen andern örtern kamen
wurden in disem Wald jämmerlich vmbgebracht/
vnd erschlagen: dann es ist garein dicker vnd finste-
rer vnnd deßwegen gefährlicher Wald für die jeni-
gen/ so in Picardien reisen wöllen.

Wie nun solche Gesellen hin vnnd her streiffen/

damit
E iij

Diebshiſtorien/ das II. Buch
chen Narꝛen vnd Boſſentreiber dem Teuffel habe
gegeben/ aber ſie muſten gleichwol ſolches alles mit
Gedult uͤberwinden/ eben ſo wol/ als die Weiber zu
Fontaine bleau/ welche/ wann die Koͤnigliche Hof-
haltung allda wird gehalten/ ſich muͤſſen von ſich
ſelber troͤſten.

Hier aber wil ich nicht vergeſſen zu erzehlen den
außbuͤndigen ſtattlichen Streich/ welche er à Mon-
didier
hat bewieſen/ zween Monat zuvor/ ehe er
muſte zum Galgen ſpatzieren: dann er war luſtig/
ja gar feig.

Etliche Zeit hernacher/ da er auß dem Gefaͤng-
nuß war kommen/ wolte er ein wenig friſche Lufft
ſchoͤpffen vnd ſich von Paris begeben: dann er hat-
te Sorg/ wann er laͤnger zu Paris bliebe/ er moͤch-
te vielleicht inn der That ſelber erfahren/ daß der
Hanff eben ſo ſchaͤdlich iſt/ als das Kraut genannt
Napelus, von welchem man ſchreibet/ daß ein
Menſch daꝛvon ſterbe/ wann man es nur anruͤhre.
Derhalben ſo machten ſich jhrer fuͤnff gute Geſel-
len miteinander auff/ vnnd da iſt nicht außzuſpre-
chen/ wie ſchrecklich ſie in dem Wald Senlis (wel-
chen man den Zwibelwald nennet/ raubeten: dann
alle die jenige/ welche auß Niderlandt/ von Cam-
bray/ Antorff vnd von vielen andern oͤrtern kamen
wurden in diſem Wald jaͤmmerlich vmbgebracht/
vnd erſchlagen: dann es iſt garein dicker vnd finſte-
rer vnnd deßwegen gefaͤhrlicher Wald fuͤr die jeni-
gen/ ſo in Picardien reiſen woͤllen.

Wie nun ſolche Geſellen hin vnnd her ſtreiffen/

damit
E iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0079" n="69"/><fw place="top" type="header">Diebshi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch</fw><lb/>
chen Nar&#xA75B;en vnd Bo&#x017F;&#x017F;entreiber dem Teuffel habe<lb/>
gegeben/ aber &#x017F;ie mu&#x017F;ten gleichwol &#x017F;olches alles mit<lb/>
Gedult u&#x0364;berwinden/ eben &#x017F;o wol/ als die Weiber zu<lb/>
Fontaine bleau/ welche/ wann die Ko&#x0364;nigliche Hof-<lb/>
haltung allda wird gehalten/ &#x017F;ich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en von &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elber tro&#x0364;&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p>Hier aber wil ich nicht verge&#x017F;&#x017F;en zu erzehlen den<lb/>
außbu&#x0364;ndigen &#x017F;tattlichen Streich/ welche er <hi rendition="#aq">à Mon-<lb/>
didier</hi> hat bewie&#x017F;en/ zween Monat zuvor/ ehe er<lb/>
mu&#x017F;te zum Galgen &#x017F;patzieren: dann er war lu&#x017F;tig/<lb/>
ja gar feig.</p><lb/>
          <p>Etliche Zeit hernacher/ da er auß dem Gefa&#x0364;ng-<lb/>
nuß war kommen/ wolte er ein wenig fri&#x017F;che Lufft<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pffen vnd &#x017F;ich von Paris begeben: dann er hat-<lb/>
te Sorg/ wann er la&#x0364;nger zu Paris bliebe/ er mo&#x0364;ch-<lb/>
te vielleicht inn der That &#x017F;elber erfahren/ daß der<lb/>
Hanff eben &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t/ als das Kraut genannt<lb/><hi rendition="#aq">Napelus,</hi> von welchem man &#x017F;chreibet/ daß ein<lb/>
Men&#x017F;ch da&#xA75B;von &#x017F;terbe/ wann man es nur anru&#x0364;hre.<lb/><choice><corr>Derhalben</corr><sic>Derbalben</sic></choice> &#x017F;o machten &#x017F;ich jhrer fu&#x0364;nff gute Ge&#x017F;el-<lb/>
len miteinander auff/ vnnd da i&#x017F;t nicht außzu&#x017F;pre-<lb/>
chen/ wie &#x017F;chrecklich &#x017F;ie in dem Wald Senlis (wel-<lb/>
chen man den Zwibelwald nennet/ raubeten: dann<lb/>
alle die jenige/ welche auß Niderlandt/ von Cam-<lb/>
bray/ Antorff vnd von vielen andern o&#x0364;rtern kamen<lb/>
wurden in di&#x017F;em Wald ja&#x0364;mmerlich vmbgebracht/<lb/>
vnd er&#x017F;chlagen: dann es i&#x017F;t garein dicker vnd fin&#x017F;te-<lb/>
rer vnnd deßwegen gefa&#x0364;hrlicher Wald fu&#x0364;r die jeni-<lb/>
gen/ &#x017F;o in Picardien rei&#x017F;en wo&#x0364;llen.</p><lb/>
          <p>Wie nun &#x017F;olche Ge&#x017F;ellen hin vnnd her &#x017F;treiffen/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E iij</fw><fw place="bottom" type="catch">damit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0079] Diebshiſtorien/ das II. Buch chen Narꝛen vnd Boſſentreiber dem Teuffel habe gegeben/ aber ſie muſten gleichwol ſolches alles mit Gedult uͤberwinden/ eben ſo wol/ als die Weiber zu Fontaine bleau/ welche/ wann die Koͤnigliche Hof- haltung allda wird gehalten/ ſich muͤſſen von ſich ſelber troͤſten. Hier aber wil ich nicht vergeſſen zu erzehlen den außbuͤndigen ſtattlichen Streich/ welche er à Mon- didier hat bewieſen/ zween Monat zuvor/ ehe er muſte zum Galgen ſpatzieren: dann er war luſtig/ ja gar feig. Etliche Zeit hernacher/ da er auß dem Gefaͤng- nuß war kommen/ wolte er ein wenig friſche Lufft ſchoͤpffen vnd ſich von Paris begeben: dann er hat- te Sorg/ wann er laͤnger zu Paris bliebe/ er moͤch- te vielleicht inn der That ſelber erfahren/ daß der Hanff eben ſo ſchaͤdlich iſt/ als das Kraut genannt Napelus, von welchem man ſchreibet/ daß ein Menſch daꝛvon ſterbe/ wann man es nur anruͤhre. Derhalben ſo machten ſich jhrer fuͤnff gute Geſel- len miteinander auff/ vnnd da iſt nicht außzuſpre- chen/ wie ſchrecklich ſie in dem Wald Senlis (wel- chen man den Zwibelwald nennet/ raubeten: dann alle die jenige/ welche auß Niderlandt/ von Cam- bray/ Antorff vnd von vielen andern oͤrtern kamen wurden in diſem Wald jaͤmmerlich vmbgebracht/ vnd erſchlagen: dann es iſt garein dicker vnd finſte- rer vnnd deßwegen gefaͤhrlicher Wald fuͤr die jeni- gen/ ſo in Picardien reiſen woͤllen. Wie nun ſolche Geſellen hin vnnd her ſtreiffen/ damit E iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/79
Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/79>, abgerufen am 12.12.2024.