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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
Tück vnd Rencke der Böhmen/ er muß wol kennen
die Mercelots, die Bleches, die Caignats, die Bri-
baulins,
die Biscarpens, vnd das andere heyllose
schelmmässige Lumpengefindlein/ welches in der
gantzen Welt pfleget vmbher zu ziehen.

Ein spitzfindiger Rauber verstehet die Beut-
Sprache vnd kan auff dem Näglein daher sagen/
alles was in dem Dictionario de Maraudaille, o-
der in dem grossen Bettler-Buch stehet: Er hat
solche Art vnd Weisse zu reden/ welche nur allein
vnter vnd von jhren Bundsgenossen vnd Brü-
dern gebrauchet werden: So hat man auch zu
allen Zeiten gesehen vnd erfahren/ daß die jenige/
so in der Rauberey Meister seyn gewesen/ zuvor
von Hauß zu Hauß vnd offentlich in den Kirchen
gebettelt haben. Wir haben dessen ein solches
klares Exempel an dem Maillard/ von welchem
dieses Capitel handelt/ daß wer weit nach an-
dern Exempeln wolte gehen/ nichts anders thete/
als wan er mit einer Fackel die helle Sonn wolte
erleuchten.

Dieser Rauber hat daß Bettler Handwerck sechs
gantzer Jahr lang getrieben/ vnnd ist gewesen einer
auß den heillosen Schelmen/ so jemals in Franck-
reich sein gewesen. Er ware ein Hoffbettler/ folget
dem Adel vnd dem Kriegswesen nach/ vnd befand
sich bey solchem Handwerck so wol/ daß er es nicht
hette wollen auffgeben/ wann man jhm der gantzen
Welt Güter darvor angebotten bette: Deß Mor-
gens beschmierrte er jm die Raß mit Ochsenblut/
stellete sich/ als hette er die schwere Kräncke/ setzete

sich

Beutelſchneider/ oder
Tuͤck vnd Rencke der Boͤhmen/ er muß wol kennen
die Mercelots, die Bleches, die Caignats, die Bri-
baulins,
die Biſcarpens, vnd das andere heylloſe
ſchelmmaͤſſige Lumpengefindlein/ welches in der
gantzen Welt pfleget vmbher zu ziehen.

Ein ſpitzfindiger Rauber verſtehet die Beut-
Sprache vnd kan auff dem Naͤglein daher ſagen/
alles was in dem Dictionario de Maraudaille, o-
der in dem groſſen Bettler-Buch ſtehet: Er hat
ſolche Art vnd Weiſſe zu reden/ welche nur allein
vnter vnd von jhren Bundsgenoſſen vnd Bruͤ-
dern gebrauchet werden: So hat man auch zu
allen Zeiten geſehen vnd erfahren/ daß die jenige/
ſo in der Rauberey Meiſter ſeyn geweſen/ zuvor
von Hauß zu Hauß vnd offentlich in den Kirchen
gebettelt haben. Wir haben deſſen ein ſolches
klares Exempel an dem Maillard/ von welchem
dieſes Capitel handelt/ daß wer weit nach an-
dern Exempeln wolte gehen/ nichts anders thete/
als wan er mit einer Fackel die helle Sonn wolte
erleuchten.

Dieſer Rauber hat daß Bettler Handwerck ſechs
gantzer Jahr lang getrieben/ vnnd iſt geweſen einer
auß den heilloſen Schelmen/ ſo jemals in Franck-
reich ſein geweſen. Er ware ein Hoffbettler/ folget
dem Adel vnd dem Kriegsweſen nach/ vnd befand
ſich bey ſolchem Handwerck ſo wol/ daß er es nicht
hette wollen auffgeben/ wann man jhm der gantzen
Welt Guͤter darvor angebotten bette: Deß Mor-
gens beſchmierrte er jm die Raß mit Ochſenblut/
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[34/0044] Beutelſchneider/ oder Tuͤck vnd Rencke der Boͤhmen/ er muß wol kennen die Mercelots, die Bleches, die Caignats, die Bri- baulins, die Biſcarpens, vnd das andere heylloſe ſchelmmaͤſſige Lumpengefindlein/ welches in der gantzen Welt pfleget vmbher zu ziehen. Ein ſpitzfindiger Rauber verſtehet die Beut- Sprache vnd kan auff dem Naͤglein daher ſagen/ alles was in dem Dictionario de Maraudaille, o- der in dem groſſen Bettler-Buch ſtehet: Er hat ſolche Art vnd Weiſſe zu reden/ welche nur allein vnter vnd von jhren Bundsgenoſſen vnd Bruͤ- dern gebrauchet werden: So hat man auch zu allen Zeiten geſehen vnd erfahren/ daß die jenige/ ſo in der Rauberey Meiſter ſeyn geweſen/ zuvor von Hauß zu Hauß vnd offentlich in den Kirchen gebettelt haben. Wir haben deſſen ein ſolches klares Exempel an dem Maillard/ von welchem dieſes Capitel handelt/ daß wer weit nach an- dern Exempeln wolte gehen/ nichts anders thete/ als wan er mit einer Fackel die helle Sonn wolte erleuchten. Dieſer Rauber hat dz Bettler Handwerck ſechs gantzer Jahr lang getrieben/ vnnd iſt geweſen einer auß den heilloſen Schelmen/ ſo jemals in Franck- reich ſein geweſen. Er ware ein Hoffbettler/ folget dem Adel vnd dem Kriegsweſen nach/ vnd befand ſich bey ſolchem Handwerck ſo wol/ daß er es nicht hette wollen auffgeben/ wann man jhm der gantzen Welt Guͤter darvor angebotten bette: Deß Mor- gens beſchmierrte er jm die Raß mit Ochſenblut/ ſtellete ſich/ als hette er die ſchwere Kraͤncke/ ſetzete ſich

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/44>, abgerufen am 23.11.2024.