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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder

Durch dieses mittel machte Cratilis, daß alle
Anklagen der beyden Mörder für nichtig gehalten/
sie aber wegen jhres raubens/ stelens vnd mordens
zum Tod vervrtheilet vnd gerädert wurden.

Als man aber sahe/ daß diese beyde in jhrem todt/
vnnd da jhnen die Seel auff der Zungen schwebete/
noch darauff verharreten vnd bekandten/ Cratilis
allein were Vrsacher/ daß sie in solche Sünde vnd
Hertzenleyd gerahten weren: Er hette sie angereget/
den Floridor todtzuschlagen. Er hette jnen weg vnd
mittel solchen mord zu begehen/ gezeiget; Hielte je-
derman darfür/ er muste an solchem todschlag auch
schuld haben: Wurde auch so bald darauff auff das
Chastelet gefangen geführet/ mit grosser verwun-
derung aller der jenigen/ so jn kandten.

Ich will euch all hier nichts sagen von dem gros-
sen Schrecken vnd Schand/ darinnen Cratilis ge-
riethe: dann er sahe sich in Lebensgefahr/ sein eigenes
Gewissen klaget jhn an/ vnd warffe jhm heimlicher
weisse seine Vndanckbarkeit für: Niemands dürffte
für jhn bitten/ oder die Obrigkeit anlauffen: Dann
man sahe es jhm an seinem Angesicht an/ daß ein
höher Richter/ als die Menschen/ jhn wegen seiner
Sünde wolte straffen Ja Cliena, sein eigenes Ehe-
weib/ damit sie auch nicht in einen Argwohn käme/
dorffte nit für jhn bitten Aber die Schand/ so man
allezeit will vermeyden/ viel kan zu wegen bringen/
Also da er höret/ daß er lebendig soll gerädert/ vnnd
hernach verbrennet werden: Also name er jhm für/
er wolte durch ein anders Vnglück solcher Schan-
de zuvor kommen.

Vnd
Beutelſchneider/ oder

Durch dieſes mittel machte Cratilis, daß alle
Anklagen der beyden Moͤrder fuͤr nichtig gehalten/
ſie aber wegen jhres raubens/ ſtelens vnd mordens
zum Tod vervrtheilet vnd geraͤdert wurden.

Als man aber ſahe/ daß dieſe beyde in jhrem todt/
vnnd da jhnen die Seel auff der Zungen ſchwebete/
noch darauff verharꝛeten vnd bekandten/ Cratilis
allein were Vrſacher/ daß ſie in ſolche Suͤnde vnd
Hertzenleyd gerahten weren: Er hette ſie angereget/
den Floridor todtzuſchlagen. Er hette jnen weg vnd
mittel ſolchen mord zu begehen/ gezeiget; Hielte je-
derman darfuͤr/ er muſte an ſolchem todſchlag auch
ſchuld haben: Wurde auch ſo bald darauff auff das
Chaſtelet gefangen gefuͤhret/ mit groſſer verwun-
derung aller der jenigen/ ſo jn kandten.

Ich will euch all hier nichts ſagen von dem groſ-
ſen Schrecken vnd Schand/ darinnen Cratilis ge-
riethe: dann er ſahe ſich in Lebensgefahr/ ſein eigenes
Gewiſſen klaget jhn an/ vnd warffe jhm heimlicher
weiſſe ſeine Vndanckbarkeit fuͤr: Niemands duͤrffte
fuͤr jhn bitten/ oder die Obrigkeit anlauffen: Dann
man ſahe es jhm an ſeinem Angeſicht an/ daß ein
hoͤher Richter/ als die Menſchen/ jhn wegen ſeiner
Suͤnde wolte ſtraffen Ja Cliena, ſein eigenes Ehe-
weib/ damit ſie auch nicht in einen Argwohn kaͤme/
dorffte nit fuͤr jhn bitten Aber die Schand/ ſo man
allezeit will vermeyden/ viel kan zu wegen bringen/
Alſo da er hoͤret/ daß er lebendig ſoll geraͤdert/ vnnd
hernach verbrennet werden: Alſo name er jhm fuͤr/
er wolte durch ein anders Vngluͤck ſolcher Schan-
de zuvor kommen.

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[370[350]/0360] Beutelſchneider/ oder Durch dieſes mittel machte Cratilis, daß alle Anklagen der beyden Moͤrder fuͤr nichtig gehalten/ ſie aber wegen jhres raubens/ ſtelens vnd mordens zum Tod vervrtheilet vnd geraͤdert wurden. Als man aber ſahe/ daß dieſe beyde in jhrem todt/ vnnd da jhnen die Seel auff der Zungen ſchwebete/ noch darauff verharꝛeten vnd bekandten/ Cratilis allein were Vrſacher/ daß ſie in ſolche Suͤnde vnd Hertzenleyd gerahten weren: Er hette ſie angereget/ den Floridor todtzuſchlagen. Er hette jnen weg vnd mittel ſolchen mord zu begehen/ gezeiget; Hielte je- derman darfuͤr/ er muſte an ſolchem todſchlag auch ſchuld haben: Wurde auch ſo bald darauff auff das Chaſtelet gefangen gefuͤhret/ mit groſſer verwun- derung aller der jenigen/ ſo jn kandten. Ich will euch all hier nichts ſagen von dem groſ- ſen Schrecken vnd Schand/ darinnen Cratilis ge- riethe: dann er ſahe ſich in Lebensgefahr/ ſein eigenes Gewiſſen klaget jhn an/ vnd warffe jhm heimlicher weiſſe ſeine Vndanckbarkeit fuͤr: Niemands duͤrffte fuͤr jhn bitten/ oder die Obrigkeit anlauffen: Dann man ſahe es jhm an ſeinem Angeſicht an/ daß ein hoͤher Richter/ als die Menſchen/ jhn wegen ſeiner Suͤnde wolte ſtraffen Ja Cliena, ſein eigenes Ehe- weib/ damit ſie auch nicht in einen Argwohn kaͤme/ dorffte nit fuͤr jhn bitten Aber die Schand/ ſo man allezeit will vermeyden/ viel kan zu wegen bringen/ Alſo da er hoͤret/ daß er lebendig ſoll geraͤdert/ vnnd hernach verbrennet werden: Alſo name er jhm fuͤr/ er wolte durch ein anders Vngluͤck ſolcher Schan- de zuvor kommen. Vnd

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 370[350]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/360>, abgerufen am 23.11.2024.