Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.Diebshistorien das II. Buch. re den Sachen schon geholffen/ vnd köndte man sei-ne Widersacher leichtlich hinrichten lassen. Meinet ihr aber wol/ daß auch schrecklichere Barbarey kön- te erfunden werden? Die Seyther vnd Tartarn sein zwar tyrannische vnd vnbarmhertzige Völcker ge- wesen/ aber niemals haben sie solche Mordstücke er- funden? Das ist nichts anders/ als ein Geschlecht der Canibalen vnd wilden Leute/ welche sich selber vnder einander fressen/ widerumb pflantzen vnd auffkommen lassen. Eben von d[i]ser verdamlichen Gesellschafft ist es/ Erstlichen/ halte ich das für gewiß/ daß alle die wun- T ij
Diebshiſtorien das II. Buch. re den Sachen ſchon geholffen/ vnd koͤndte man ſei-ne Widerſacher leichtlich hinrichten laſſen. Meinet ihr aber wol/ daß auch ſchrecklichere Barbarey koͤn- te erfunden werden? Die Seyther vnd Tartarn ſein zwar tyranniſche vnd vnbarmhertzige Voͤlcker ge- weſen/ aber niemals haben ſie ſolche Mordſtuͤcke er- funden? Das iſt nichts anders/ als ein Geſchlecht der Canibalen vnd wilden Leute/ welche ſich ſelber vnder einander freſſen/ widerumb pflantzen vnd auffkommen laſſen. Eben von d[i]ſer verdamlichen Geſellſchafft iſt es/ Erſtlichen/ halte ich das fuͤr gewiß/ daß alle die wun- T ij
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Diebshiſtorien das II. Buch.
re den Sachen ſchon geholffen/ vnd koͤndte man ſei-
ne Widerſacher leichtlich hinrichten laſſen. Meinet
ihr aber wol/ daß auch ſchrecklichere Barbarey koͤn-
te erfunden werden? Die Seyther vnd Tartarn ſein
zwar tyranniſche vnd vnbarmhertzige Voͤlcker ge-
weſen/ aber niemals haben ſie ſolche Mordſtuͤcke er-
funden? Das iſt nichts anders/ als ein Geſchlecht
der Canibalen vnd wilden Leute/ welche ſich ſelber
vnder einander freſſen/ widerumb pflantzen vnd
auffkommen laſſen.
Eben von diſer verdamlichen Geſellſchafft iſt es/
daß ich etwas mit wenigen Worten will reden/ in
dem ich euch deß Foreſtiers Leben vnd ſeine vor-
nembſte boͤſe Stuck thue beſchreiben.
Erſtlichen/ halte ich das fuͤr gewiß/ daß alle die
vorige Zeyten niemals ſo arg vnd boͤſe ſeyn gewe-
ſen/ als die gegenwertige/ darinnen wir jetzunder le-
ben: Dann vnſere Zeit iſt ſo verzweiffelt boͤſe/ daß
auff der gantzen Welt kein Zeit hat erger ſeyn koͤn-
nen: Man ſagt zwar viel von der Verbannung
deß Syllæ vnd Marij/ welche mit vnwiderbringli-
chem Schaden deß gemeinen Nutzens vnd jhres
gantzen Vatterlands geſpielet haben/ wie einer den
andern auß dem Sattel koͤnnte heben/ nicht an-
derſt/ als wann jhr eygenes Vatterlands jh-
nen ſolte darzu dienen/ daß ſie ſich mit einan-
der vmb die Hochheit vnnd Herꝛligkeit zanckten;
vnd jhren vngezaumbten Begierden ein gnuͤgen
thaͤten: Aber uͤber das alles/ daß ſie von jhrer Na-
tur vnd Geburt greuliche Tyranniſche Leute/ ja
viel barbariſcher als die Voͤlcker/ welche ſie uͤber-
wun-
T ij
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