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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
flucht nemen vnnd darvon lauffen köndte/ welches
jhm dann gar glücklich abgienge: Dann wiewol
so bald darauff vnd lange Zeit hernacher der Rath
jhm liesse fleissig nachstellen vnnd nachfragen/ so
kundte er doch weder Mann noch Geschirr antref-
fen: Wie er aber inn seinem Leben/ Handel vnnd
Wandel auffeichtig ware/ vnnd nicht wolte/ daß
durch das aller geringste geschenck/ jhm sein ehrli-
cher Name beschmitzet würde? Also bezahlete er her-
nacher den jenigen/ welche jhm das Güldene Ge-
schirr hatten verehren wollen/ dasselbige/ sagte auch/
er wolle sich jhrer Sachen gantz vnd gar nicht an-
nehmen/ wann sie nicht von jhme das Gelt vor den
Becher annehmen: Dann weil er jhm selber ware
gestolen worden/ so kundt er jhn jhnen nicht wider
zustellen: Solten derhalben das Gelt darvor von
jhm annemen.

Sehet das sein zwey vnverschämbte stück/ der-
gleichen wol nie gehöret sein worden/ welche File-
mon hat begangen/ aber den Streich/ welchen ich
euch jetzunder wil beschreiben vnd erzehlen/ ist in sei-
nem Geschlecht nicht geringer.

Es ist ein allgemeine alte Regel: Daß das Gelt
vnd Gut/ so vnbillicher weise wird er obert nicht viel
nutzen bringet oder lang weret. Vnd die jenige/ wel-
che von Rauben vnd Stelen leben vnnd sich berei-
chen/ blühen zwar ein zeitlang vnd haben gute Ta-
ge/ aber endtlich zerschmeltzen vnd gehen sie vnter/
wie die Sonn/ welche von Morgen gen Abend/ von
Mittag gen Mitternacht gehet. Sol oritur & occi-
di[unleserliches Material]girat per Meridiem, & vertitur ad Aquilo-

nem

Beutelſchneider/ oder
flucht nemen vnnd darvon lauffen koͤndte/ welches
jhm dann gar gluͤcklich abgienge: Dann wiewol
ſo bald darauff vnd lange Zeit hernacher der Rath
jhm lieſſe fleiſſig nachſtellen vnnd nachfragen/ ſo
kundte er doch weder Mann noch Geſchirꝛ antref-
fen: Wie er aber inn ſeinem Leben/ Handel vnnd
Wandel auffeichtig ware/ vnnd nicht wolte/ daß
durch das aller geringſte geſchenck/ jhm ſein ehrli-
cher Name beſchmitzet wuͤrde? Alſo bezahlete er her-
nacher den jenigen/ welche jhm das Guͤldene Ge-
ſchirꝛ hatten verehren wollen/ daſſelbige/ ſagte auch/
er wolle ſich jhrer Sachen gantz vnd gar nicht an-
nehmen/ wann ſie nicht von jhme das Gelt vor den
Becher annehmen: Dann weil er jhm ſelber ware
geſtolen worden/ ſo kundt er jhn jhnen nicht wider
zuſtellen: Solten derhalben das Gelt darvor von
jhm annemen.

Sehet das ſein zwey vnverſchaͤmbte ſtuͤck/ der-
gleichen wol nie gehoͤret ſein worden/ welche File-
mon hat begangen/ aber den Streich/ welchen ich
euch jetzunder wil beſchreiben vnd erzehlen/ iſt in ſei-
nem Geſchlecht nicht geringer.

Es iſt ein allgemeine alte Regel: Daß das Gelt
vnd Gut/ ſo vnbillicher weiſe wird er obert nicht viel
nutzen bringet oder lang weret. Vnd die jenige/ wel-
che von Rauben vnd Stelen leben vnnd ſich berei-
chen/ bluͤhen zwar ein zeitlang vnd haben gute Ta-
ge/ aber endtlich zerſchmeltzen vnd gehen ſie vnter/
wie die Sonn/ welche von Morgen gen Abend/ von
Mittag gen Mitternacht gehet. Sol oritur & occi-
di[unleserliches Material]girat per Meridiem, & vertitur ad Aquilo-

nem
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[278/0288] Beutelſchneider/ oder flucht nemen vnnd darvon lauffen koͤndte/ welches jhm dann gar gluͤcklich abgienge: Dann wiewol ſo bald darauff vnd lange Zeit hernacher der Rath jhm lieſſe fleiſſig nachſtellen vnnd nachfragen/ ſo kundte er doch weder Mann noch Geſchirꝛ antref- fen: Wie er aber inn ſeinem Leben/ Handel vnnd Wandel auffeichtig ware/ vnnd nicht wolte/ daß durch das aller geringſte geſchenck/ jhm ſein ehrli- cher Name beſchmitzet wuͤrde? Alſo bezahlete er her- nacher den jenigen/ welche jhm das Guͤldene Ge- ſchirꝛ hatten verehren wollen/ daſſelbige/ ſagte auch/ er wolle ſich jhrer Sachen gantz vnd gar nicht an- nehmen/ wann ſie nicht von jhme das Gelt vor den Becher annehmen: Dann weil er jhm ſelber ware geſtolen worden/ ſo kundt er jhn jhnen nicht wider zuſtellen: Solten derhalben das Gelt darvor von jhm annemen. Sehet das ſein zwey vnverſchaͤmbte ſtuͤck/ der- gleichen wol nie gehoͤret ſein worden/ welche File- mon hat begangen/ aber den Streich/ welchen ich euch jetzunder wil beſchreiben vnd erzehlen/ iſt in ſei- nem Geſchlecht nicht geringer. Es iſt ein allgemeine alte Regel: Daß das Gelt vnd Gut/ ſo vnbillicher weiſe wird er obert nicht viel nutzen bringet oder lang weret. Vnd die jenige/ wel- che von Rauben vnd Stelen leben vnnd ſich berei- chen/ bluͤhen zwar ein zeitlang vnd haben gute Ta- ge/ aber endtlich zerſchmeltzen vnd gehen ſie vnter/ wie die Sonn/ welche von Morgen gen Abend/ von Mittag gen Mitternacht gehet. Sol oritur & occi- di_ girat per Meridiem, & vertitur ad Aquilo- nem

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/288>, abgerufen am 24.11.2024.