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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
liänischen Herren/ welche von Florentz kamen/
vnd sie besuchet hatten/) gemeinschafft vnd kandt-
schafft gemacht hatte/ spürete daß sich allezeit ein
mangel an seiner arbeit befunde: Es bliebe jetzo
ein Silberner Deller oder Becher auff dem Weg
dahinden/ welcher nicht widerumb in das Thresor
wolte kommen: Aber sie hette gleichwol Adrastum
deßwegen nicht anklagen dörffen/ welcher jhr alle-
zeit reichlich gab/ vnd welcher den Raub/ den er bey
jhr thäte/ jhr widerumb gar wol vergalte/ dann er
pflegete sie nicht mehr als deß Nachts zu besuchen/
vnd sahe sich wol für/ daß er von niemandts er-
kandt wurde/ damit jhm der Schwantzriemen nicht
abgehauen würde: Dann er hatte diese Eygen-
schafft an sich/ daß er seiner wol in achtung name.

Als nun dieses deß Adrasti besuchen ein zeitlang
gewehret/ vnd die Frau vnter dessen jhn ein wenig
hette lernen erkennen/ dauchte sie/ Adrastus gieng
darmit schwanger/ wie er jhr eines anschmitzen
möge/ name derohalben fleissig achtung auff sich
selber: Vnnd wann er bey jhr schlieffe/ ware sie
sorgfeltig gnug/ liesse Kammer vnd Thüren wol
verwahren/ damit er jhr ja nicht entwischen vnd
etwas auß jhrem Hauß mit sich heim nemen könd-
te: Aber als nun allgemach der Beutel anfienge
die Schwindsucht zubekommen/ stellete er sich als
wann er gar verliebet gegen jhr were/ gabe auch auß/
wiewol er weit von seinem Land were/ jedoch wolte
er alle seine Freund vnnd freundlichkeit darzu ge-
branchen/ damit er sie möge zur Ehe bekommen:
Diese Frau aber/ welche sich stellete/ als were sie

gar

Beutelſchneider/ oder
liaͤniſchen Herꝛen/ welche von Florentz kamen/
vnd ſie beſuchet hatten/) gemeinſchafft vnd kandt-
ſchafft gemacht hatte/ ſpuͤrete daß ſich allezeit ein
mangel an ſeiner arbeit befunde: Es bliebe jetzo
ein Silberner Deller oder Becher auff dem Weg
dahinden/ welcher nicht widerumb in das Threſor
wolte kommen: Aber ſie hette gleichwol Adraſtum
deßwegen nicht anklagen doͤrffen/ welcher jhr alle-
zeit reichlich gab/ vnd welcher den Raub/ den er bey
jhr thaͤte/ jhr widerumb gar wol vergalte/ dann er
pflegete ſie nicht mehr als deß Nachts zu beſuchen/
vnd ſahe ſich wol fuͤr/ daß er von niemandts er-
kandt wurde/ damit jhm der Schwantzriemen nicht
abgehauen wuͤrde: Dann er hatte dieſe Eygen-
ſchafft an ſich/ daß er ſeiner wol in achtung name.

Als nun dieſes deß Adraſti beſuchen ein zeitlang
gewehret/ vnd die Frau vnter deſſen jhn ein wenig
hette lernen erkennen/ dauchte ſie/ Adraſtus gieng
darmit ſchwanger/ wie er jhr eines anſchmitzen
moͤge/ name derohalben fleiſſig achtung auff ſich
ſelber: Vnnd wann er bey jhr ſchlieffe/ ware ſie
ſorgfeltig gnug/ lieſſe Kammer vnd Thuͤren wol
verwahren/ damit er jhr ja nicht entwiſchen vnd
etwas auß jhrem Hauß mit ſich heim nemen koͤnd-
te: Aber als nun allgemach der Beutel anfienge
die Schwindſucht zubekommen/ ſtellete er ſich als
wañ er gar verliebet gegen jhr were/ gabe auch auß/
wiewol er weit von ſeinem Land were/ jedoch wolte
er alle ſeine Freund vnnd freundlichkeit darzu ge-
branchen/ damit er ſie moͤge zur Ehe bekommen:
Dieſe Frau aber/ welche ſich ſtellete/ als were ſie

gar
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[216/0226] Beutelſchneider/ oder liaͤniſchen Herꝛen/ welche von Florentz kamen/ vnd ſie beſuchet hatten/) gemeinſchafft vnd kandt- ſchafft gemacht hatte/ ſpuͤrete daß ſich allezeit ein mangel an ſeiner arbeit befunde: Es bliebe jetzo ein Silberner Deller oder Becher auff dem Weg dahinden/ welcher nicht widerumb in das Threſor wolte kommen: Aber ſie hette gleichwol Adraſtum deßwegen nicht anklagen doͤrffen/ welcher jhr alle- zeit reichlich gab/ vnd welcher den Raub/ den er bey jhr thaͤte/ jhr widerumb gar wol vergalte/ dann er pflegete ſie nicht mehr als deß Nachts zu beſuchen/ vnd ſahe ſich wol fuͤr/ daß er von niemandts er- kandt wurde/ damit jhm der Schwantzriemen nicht abgehauen wuͤrde: Dann er hatte dieſe Eygen- ſchafft an ſich/ daß er ſeiner wol in achtung name. Als nun dieſes deß Adraſti beſuchen ein zeitlang gewehret/ vnd die Frau vnter deſſen jhn ein wenig hette lernen erkennen/ dauchte ſie/ Adraſtus gieng darmit ſchwanger/ wie er jhr eines anſchmitzen moͤge/ name derohalben fleiſſig achtung auff ſich ſelber: Vnnd wann er bey jhr ſchlieffe/ ware ſie ſorgfeltig gnug/ lieſſe Kammer vnd Thuͤren wol verwahren/ damit er jhr ja nicht entwiſchen vnd etwas auß jhrem Hauß mit ſich heim nemen koͤnd- te: Aber als nun allgemach der Beutel anfienge die Schwindſucht zubekommen/ ſtellete er ſich als wañ er gar verliebet gegen jhr were/ gabe auch auß/ wiewol er weit von ſeinem Land were/ jedoch wolte er alle ſeine Freund vnnd freundlichkeit darzu ge- branchen/ damit er ſie moͤge zur Ehe bekommen: Dieſe Frau aber/ welche ſich ſtellete/ als were ſie gar

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/226>, abgerufen am 25.11.2024.