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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das II. Buch.

Dann wie jhr selber durch lesung dieser Histo-
rien werdet erkennen/ so kone met all das Vnglück
dieses jungen Champagner von nichts anders/ als
von Lieb her.

Dieser Junge Mensch war von einem sehr ehr-
lichen vnd vornehmen Geschlechte/ dessen Namen
vnd Reputation ich allhier nicht will beschmützen
(vnd deßwegen hab ich auch diesem jungen Men-
schen den Namen Clario gegeben) vnnd liesse sich
in seiner jugend sehr wol an/ also daß jederman eine
gute Hoffnung von jhm schöpffete/ hatte auch das
ansehen/ als wann er gar verschlagen were: Als er
aber das siebendaßehende Jahr erreichet hatte/ fienge
er an zu fühlen die stechende Pfeile deß Gottes der
Liebe/ vnd wurde in seinem Hertzen durch Lieb sehr
verwundet: Er gienge von einer Gesellschafft zu der
andern/ hielte sich fleissig zu den Weibern vnnd
Jungfrauen/ ware lustiger Natur vnd gabt allzeit
zur vrsach Fröligkeit/ also daß sein dapfferer Muth
vnd Kühnheit vieler Jungen vnnd schönen Töch-
ter Gunst inn seiner Statt erlangete? Es reissen
vnd zancketen sich die Jungfrawen vmb jhn/ vnd
hette gern ein jegliche jhn zu jhrem Schatz gehabt:
Aber an statt daß er sie widerumb solt lieb gewin-
nen/ verachtete er jhrer aller seufftzen vnnd klagen
vnd warffe seine Liebe auff die schönheit der Clori-
de/ einer jungen vnd schönen Edel Jungfrawen/ so
in solcher Statt auch wohnete/ vnd begehrte der-
selbigen allein seine Gelübde zu opffern: Aber alle
seine Seufftzen vnnd trawrige Beklagung kundte
nicht erweichen das vnbarmhertzige Hertz dieser

schö-
L
Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.

Dann wie jhr ſelber durch leſung dieſer Hiſto-
rien werdet erkennen/ ſo kone met all das Vngluͤck
dieſes jungen Champagner von nichts anders/ als
von Lieb her.

Dieſer Junge Menſch war von einem ſehr ehr-
lichen vnd vornehmen Geſchlechte/ deſſen Namen
vnd Reputation ich allhier nicht will beſchmuͤtzen
(vnd deßwegen hab ich auch dieſem jungen Men-
ſchen den Namen Clario gegeben) vnnd lieſſe ſich
in ſeiner jugend ſehr wol an/ alſo daß jederman eine
gute Hoffnung von jhm ſchoͤpffete/ hatte auch das
anſehen/ als wann er gar verſchlagen were: Als er
aber das ſiebendaßehende Jahr erꝛeichet hatte/ fienge
er an zu fuͤhlen die ſtechende Pfeile deß Gottes der
Liebe/ vnd wurde in ſeinem Hertzen durch Lieb ſehr
verwundet: Er gienge von einer Geſellſchafft zu der
andern/ hielte ſich fleiſſig zu den Weibern vnnd
Jungfrauen/ ware luſtiger Natur vnd gabt allzeit
zur vrſach Froͤligkeit/ alſo daß ſein dapfferer Muth
vnd Kuͤhnheit vieler Jungen vnnd ſchoͤnen Toͤch-
ter Gunſt inn ſeiner Statt erlangete? Es reiſſen
vnd zancketen ſich die Jungfrawen vmb jhn/ vnd
hette gern ein jegliche jhn zu jhrem Schatz gehabt:
Aber an ſtatt daß er ſie widerumb ſolt lieb gewin-
nen/ verachtete er jhrer aller ſeufftzen vnnd klagen
vnd warffe ſeine Liebe auff die ſchoͤnheit der Clori-
de/ einer jungen vnd ſchoͤnen Edel Jungfrawen/ ſo
in ſolcher Statt auch wohnete/ vnd begehrte der-
ſelbigen allein ſeine Geluͤbde zu opffern: Aber alle
ſeine Seufftzen vnnd trawrige Beklagung kundte
nicht erweichen das vnbarmhertzige Hertz dieſer

ſchoͤ-
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[161/0171] Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. Dann wie jhr ſelber durch leſung dieſer Hiſto- rien werdet erkennen/ ſo kone met all das Vngluͤck dieſes jungen Champagner von nichts anders/ als von Lieb her. Dieſer Junge Menſch war von einem ſehr ehr- lichen vnd vornehmen Geſchlechte/ deſſen Namen vnd Reputation ich allhier nicht will beſchmuͤtzen (vnd deßwegen hab ich auch dieſem jungen Men- ſchen den Namen Clario gegeben) vnnd lieſſe ſich in ſeiner jugend ſehr wol an/ alſo daß jederman eine gute Hoffnung von jhm ſchoͤpffete/ hatte auch das anſehen/ als wann er gar verſchlagen were: Als er aber das ſiebendzehende Jahr erꝛeichet hatte/ fienge er an zu fuͤhlen die ſtechende Pfeile deß Gottes der Liebe/ vnd wurde in ſeinem Hertzen durch Lieb ſehr verwundet: Er gienge von einer Geſellſchafft zu der andern/ hielte ſich fleiſſig zu den Weibern vnnd Jungfrauen/ ware luſtiger Natur vnd gabt allzeit zur vrſach Froͤligkeit/ alſo daß ſein dapfferer Muth vnd Kuͤhnheit vieler Jungen vnnd ſchoͤnen Toͤch- ter Gunſt inn ſeiner Statt erlangete? Es reiſſen vnd zancketen ſich die Jungfrawen vmb jhn/ vnd hette gern ein jegliche jhn zu jhrem Schatz gehabt: Aber an ſtatt daß er ſie widerumb ſolt lieb gewin- nen/ verachtete er jhrer aller ſeufftzen vnnd klagen vnd warffe ſeine Liebe auff die ſchoͤnheit der Clori- de/ einer jungen vnd ſchoͤnen Edel Jungfrawen/ ſo in ſolcher Statt auch wohnete/ vnd begehrte der- ſelbigen allein ſeine Geluͤbde zu opffern: Aber alle ſeine Seufftzen vnnd trawrige Beklagung kundte nicht erweichen das vnbarmhertzige Hertz dieſer ſchoͤ- L

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/171>, abgerufen am 24.11.2024.