Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.Beutelschneider/ oder nen der meiste theil der Frantzosen heutiges Tagessich verirren vnd da sich selber durch den Procura- torn gezenck als durch einen schrecklichen vnbarm- hertzigen Minotaurum aufffressen lassen/) so ist das über alle massen gefehrlich/ wann man den Fi- lous oder Beutelschneidern/ vnter jre Hände kom- met: Dann da gehet es einem wie jener Aal[unleserliches Material] welche von der Fewrschauffel gar in das Fewer fiele: Vnd daß ich euch gerad vnd auffrichtig meine Meinung darvon sage: So glaube ich/ daß es viel gefährlicher ist/ den Dieben in jhre Hände/ welche gantz trum- me seyn/ als vnter die Procuratorn vnd Rechtsge- lehrten zu gerahten: Dann wann die Rechtsge- lehrten vnd Procuratores etwas haben übersehen/ kan man es (bißweilen/ doch nicht allzeit verbessern oder deßwegen sie anreden vnd ansehen aber wann etwas bey den Beutelschneidern ist verlohren/ ist kein mittel mehr solches nur wider zu sehen: Dann ob wol die Procuratores vnd Rechtsgelehrte bald so viel Hände als Briarcus haben/ vnd es gewaltig dürr vnnd drocken ist inn dem Sack eines armen Bawrsmann/ wann die Rechtsgelehrte vnd Pro- curatores ein mal drüber sein gewesen oder drüber seyn gangen/ so findet sich doch ein sehr grosser vn- terscheyd zwischen einem vnd dem andern: Dann die Beutelschneider berupffen in warheit die Bür- ger/ vnd setzen sie auch in Gefahr jres Lebens: Vnd finden sich sehr wenig Leut/ welche/ wann sie vnver- sehener weise vnter die Beutelschneider gerahten/ vngerupffet darvon kommen/ daß sie nit ein merck- zeichen jhrer Dieberey mit sich tragen müssen. Er-
Beutelſchneider/ oder nen der meiſte theil der Frantzoſen heutiges Tagesſich verirꝛen vnd da ſich ſelber durch den Procura- torn gezenck als durch einen ſchrecklichen vnbarm- hertzigen Minotaurum aufffreſſen laſſen/) ſo iſt das uͤber alle maſſen gefehrlich/ wann man den Fi- lous oder Beutelſchneidern/ vnter jre Haͤnde kom- met: Dann da gehet es einem wie jener Aal[unleserliches Material] welche von der Fewrſchauffel gar in das Fewer fiele: Vnd daß ich euch gerad vnd auffrichtig meine Meinung darvon ſage: So glaube ich/ daß es viel gefaͤhꝛlicher iſt/ den Dieben in jhre Haͤnde/ welche gantz trum- me ſeyn/ als vnter die Procuratorn vnd Rechtsge- lehrten zu gerahten: Dann wann die Rechtsge- lehrten vnd Procuratores etwas haben uͤberſehen/ kan man es (bißweilen/ doch nicht allzeit verbeſſern oder deßwegen ſie anreden vnd anſehen aber wann etwas bey den Beutelſchneidern iſt verlohren/ iſt kein mittel mehr ſolches nur wider zu ſehen: Dann ob wol die Procuratores vnd Rechtsgelehrte bald ſo viel Haͤnde als Briarcus haben/ vnd es gewaltig duͤrꝛ vnnd drocken iſt inn dem Sack eines armen Bawrsmann/ wann die Rechtsgelehrte vnd Pro- curatores ein mal druͤber ſein geweſen oder druͤber ſeyn gangen/ ſo findet ſich doch ein ſehr groſſer vn- terſcheyd zwiſchen einem vnd dem andern: Dann die Beutelſchneider berupffen in warheit die Buͤr- ger/ vnd ſetzen ſie auch in Gefahr jres Lebens: Vnd finden ſich ſehr wenig Leut/ welche/ wann ſie vnver- ſehener weiſe vnter die Beutelſchneider gerahten/ vngerupffet darvon kommen/ daß ſie nit ein merck- zeichen jhrer Dieberey mit ſich tragen muͤſſen. Er-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0124" n="114"/><fw place="top" type="header">Beutelſchneider/ oder</fw><lb/> nen der meiſte theil der Frantzoſen heutiges Tages<lb/> ſich verirꝛen vnd da ſich ſelber durch den Procura-<lb/> torn gezenck als durch einen ſchrecklichen vnbarm-<lb/> hertzigen <hi rendition="#aq">Minotaurum</hi> aufffreſſen laſſen/) ſo iſt<lb/> das uͤber alle maſſen gefehrlich/ wann man den Fi-<lb/> lous oder Beutelſchneidern/ vnter jre Haͤnde kom-<lb/> met: Dann da gehet es einem wie jener Aal<gap reason="illegible"/> welche<lb/> von der Fewrſchauffel gar in das Fewer fiele: Vnd<lb/> daß ich euch gerad vnd auffrichtig meine Meinung<lb/> darvon ſage: So glaube ich/ daß es viel gefaͤhꝛlicher<lb/> iſt/ den Dieben in jhre Haͤnde/ welche gantz trum-<lb/> me ſeyn/ als vnter die Procuratorn vnd Rechtsge-<lb/> lehrten zu gerahten: Dann wann die Rechtsge-<lb/> lehrten vnd Procuratores etwas haben uͤberſehen/<lb/> kan man es (bißweilen/ doch nicht allzeit verbeſſern<lb/> oder deßwegen ſie anreden vnd anſehen aber wann<lb/> etwas bey den Beutelſchneidern iſt verlohren/ iſt<lb/> kein mittel mehr ſolches nur wider zu ſehen: Dann<lb/> ob wol die Procuratores vnd Rechtsgelehrte bald<lb/> ſo viel Haͤnde als <hi rendition="#aq">Briarcus</hi> haben/ vnd es gewaltig<lb/> duͤrꝛ vnnd drocken iſt inn dem Sack eines armen<lb/> Bawrsmann/ wann die Rechtsgelehrte vnd Pro-<lb/> curatores ein mal druͤber ſein geweſen oder druͤber<lb/> ſeyn gangen/ ſo findet ſich doch ein ſehr groſſer vn-<lb/> terſcheyd zwiſchen einem vnd dem andern: Dann<lb/> die Beutelſchneider berupffen in warheit die Buͤr-<lb/> ger/ vnd ſetzen ſie auch in Gefahr jres Lebens: Vnd<lb/> finden ſich ſehr wenig Leut/ welche/ wann ſie vnver-<lb/> ſehener weiſe vnter die Beutelſchneider gerahten/<lb/> vngerupffet darvon kommen/ daß ſie nit ein merck-<lb/> zeichen jhrer Dieberey mit ſich tragen muͤſſen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Er-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0124]
Beutelſchneider/ oder
nen der meiſte theil der Frantzoſen heutiges Tages
ſich verirꝛen vnd da ſich ſelber durch den Procura-
torn gezenck als durch einen ſchrecklichen vnbarm-
hertzigen Minotaurum aufffreſſen laſſen/) ſo iſt
das uͤber alle maſſen gefehrlich/ wann man den Fi-
lous oder Beutelſchneidern/ vnter jre Haͤnde kom-
met: Dann da gehet es einem wie jener Aal_ welche
von der Fewrſchauffel gar in das Fewer fiele: Vnd
daß ich euch gerad vnd auffrichtig meine Meinung
darvon ſage: So glaube ich/ daß es viel gefaͤhꝛlicher
iſt/ den Dieben in jhre Haͤnde/ welche gantz trum-
me ſeyn/ als vnter die Procuratorn vnd Rechtsge-
lehrten zu gerahten: Dann wann die Rechtsge-
lehrten vnd Procuratores etwas haben uͤberſehen/
kan man es (bißweilen/ doch nicht allzeit verbeſſern
oder deßwegen ſie anreden vnd anſehen aber wann
etwas bey den Beutelſchneidern iſt verlohren/ iſt
kein mittel mehr ſolches nur wider zu ſehen: Dann
ob wol die Procuratores vnd Rechtsgelehrte bald
ſo viel Haͤnde als Briarcus haben/ vnd es gewaltig
duͤrꝛ vnnd drocken iſt inn dem Sack eines armen
Bawrsmann/ wann die Rechtsgelehrte vnd Pro-
curatores ein mal druͤber ſein geweſen oder druͤber
ſeyn gangen/ ſo findet ſich doch ein ſehr groſſer vn-
terſcheyd zwiſchen einem vnd dem andern: Dann
die Beutelſchneider berupffen in warheit die Buͤr-
ger/ vnd ſetzen ſie auch in Gefahr jres Lebens: Vnd
finden ſich ſehr wenig Leut/ welche/ wann ſie vnver-
ſehener weiſe vnter die Beutelſchneider gerahten/
vngerupffet darvon kommen/ daß ſie nit ein merck-
zeichen jhrer Dieberey mit ſich tragen muͤſſen.
Er-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |