Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebs Historien/ das I. Buch.
bittet jhn/ er wölle doch einen seiner Leibtraban-
den oder Offieirer hin schicken damit die Execu-
tion mit jhrer Mutter verhindert werde: Dann
es sey gewiß daß der Blutrichter sie Morgens frü
werde vnd wölle hinrichten lassen. Weil nun der
König nach seiner Vollkommenen engenen Ge-
walt vnd Macht diser Tochter will gefallen erzei-
gen/ schicket er einen von seinen Capitainen hin/
deß Sambstag sehr fruh/ welcher das Weib schon
auff der Galgenleyter findet/ errettet jhr das Le-
ben/ weist dem Blutrichter die Gnade deß Kö-
nigs/ so er mit eygener Hand vnderschrieben vnd
versiegelt hatte.

Vnter dessen aber/ da Despreau darvon kom-
met/ führete er kein besser Leben als zuvor (dann
wie ich auch zuvor hab angerühret/ so liesse es sich
mit jhm ansehen/ als wann er von seiner Geburt
an zum Galgen were verordnet) ja die jenige/ wel-
che sehr mit jhm seyn vmbgangen/ haben das sel-
ber von jhm gesagt/ daß/ wanner jey in ein Wirts-
hauß oder sonsten an einen Ort kommen/ er nichts
anders habe pflegen zuthun/ als an die Wände/
welche gemeiniglich der Narren Papier seyn/
Galgen vnd Räder zu mahlen/ als wolte er damit
zuverstehen geben/ daß er zum Galgen vnd hen-
cken sey geboren worden.

In dem aber das alles oben angerührte mit
dem Weib/ so jhm das Leben hatte errettet/ vor-
gienge begab er sich gen Paris/ in die Gassen S.
Martin/ bestunde allda eine Kammer/ vnd wur-
de/ ich weiß nicht von was für einem Geist getrie-

ben/

Diebs Hiſtorien/ das I. Buch.
bittet jhn/ er woͤlle doch einen ſeiner Leibtraban-
den oder Offieirer hin ſchicken damit die Execu-
tion mit jhrer Mutter verhindert werde: Dann
es ſey gewiß daß der Blutrichter ſie Morgens fruͤ
werde vnd woͤlle hinrichten laſſen. Weil nun der
Koͤnig nach ſeiner Vollkommenen engenen Ge-
walt vnd Macht diſer Tochter will gefallen erzei-
gen/ ſchicket er einen von ſeinen Capitainen hin/
deß Sambſtag ſehr fruh/ welcher das Weib ſchon
auff der Galgenleyter findet/ errettet jhr das Le-
ben/ weiſt dem Blutrichter die Gnade deß Koͤ-
nigs/ ſo er mit eygener Hand vnderſchrieben vnd
verſiegelt hatte.

Vnter deſſen aber/ da Deſpreau darvon kom-
met/ fuͤhrete er kein beſſer Leben als zuvor (dann
wie ich auch zuvor hab angeruͤhret/ ſo lieſſe es ſich
mit jhm anſehen/ als wann er von ſeiner Geburt
an zum Galgen were verordnet) ja die jenige/ wel-
che ſehr mit jhm ſeyn vmbgangen/ haben das ſel-
ber von jhm geſagt/ daß/ wan̄er jey in ein Wirts-
hauß oder ſonſten an einen Ort kom̄en/ er nichts
anders habe pflegen zuthun/ als an die Waͤnde/
welche gemeiniglich der Narꝛen Papier ſeyn/
Galgen vnd Raͤder zu mahlen/ als wolte er damit
zuverſtehen geben/ daß er zum Galgen vnd hen-
cken ſey geboren worden.

In dem aber das alles oben angeruͤhrte mit
dem Weib/ ſo jhm das Leben hatte errettet/ vor-
gienge begab er ſich gen Paris/ in die Gaſſen S.
Martin/ beſtunde allda eine Kammer/ vnd wur-
de/ ich weiß nicht von was fuͤr einem Geiſt getrie-

ben/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0287" n="275"/><fw place="top" type="header">Diebs Hi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</fw><lb/>
bittet jhn/ er wo&#x0364;lle doch einen &#x017F;einer Leibtraban-<lb/>
den oder Offieirer hin &#x017F;chicken damit die Execu-<lb/>
tion mit jhrer Mutter verhindert werde: Dann<lb/>
es &#x017F;ey gewiß daß der Blutrichter &#x017F;ie Morgens fru&#x0364;<lb/>
werde vnd wo&#x0364;lle hinrichten la&#x017F;&#x017F;en. Weil nun der<lb/>
Ko&#x0364;nig nach &#x017F;einer Vollkommenen engenen Ge-<lb/>
walt vnd Macht di&#x017F;er Tochter will gefallen erzei-<lb/>
gen/ &#x017F;chicket er einen von &#x017F;einen Capitainen hin/<lb/>
deß Samb&#x017F;tag &#x017F;ehr fruh/ welcher das Weib &#x017F;chon<lb/>
auff der Galgenleyter findet/ errettet jhr das Le-<lb/>
ben/ wei&#x017F;t dem Blutrichter die Gnade deß Ko&#x0364;-<lb/>
nigs/ &#x017F;o er mit eygener Hand vnder&#x017F;chrieben vnd<lb/>
ver&#x017F;iegelt hatte.</p><lb/>
          <p>Vnter de&#x017F;&#x017F;en aber/ da De&#x017F;preau darvon kom-<lb/>
met/ fu&#x0364;hrete er kein be&#x017F;&#x017F;er Leben als zuvor (dann<lb/>
wie ich auch zuvor hab angeru&#x0364;hret/ &#x017F;o lie&#x017F;&#x017F;e es &#x017F;ich<lb/>
mit jhm an&#x017F;ehen/ als wann er von &#x017F;einer Geburt<lb/>
an zum Galgen were verordnet) ja die jenige/ wel-<lb/>
che &#x017F;ehr mit jhm &#x017F;eyn vmbgangen/ haben das &#x017F;el-<lb/>
ber von jhm ge&#x017F;agt/ daß/ wan&#x0304;er jey in ein Wirts-<lb/>
hauß oder &#x017F;on&#x017F;ten an einen Ort kom&#x0304;en/ er nichts<lb/>
anders habe pflegen zuthun/ als an die Wa&#x0364;nde/<lb/>
welche gemeiniglich der Nar&#xA75B;en Papier &#x017F;eyn/<lb/>
Galgen vnd Ra&#x0364;der zu mahlen/ als wolte er damit<lb/>
zuver&#x017F;tehen geben/ daß er zum Galgen vnd hen-<lb/>
cken &#x017F;ey geboren worden.</p><lb/>
          <p>In dem aber das alles oben angeru&#x0364;hrte mit<lb/>
dem Weib/ &#x017F;o jhm das Leben hatte errettet/ vor-<lb/>
gienge begab er &#x017F;ich gen Paris/ in die Ga&#x017F;&#x017F;en S.<lb/>
Martin/ be&#x017F;tunde allda eine Kammer/ vnd wur-<lb/>
de/ ich weiß nicht von was fu&#x0364;r einem Gei&#x017F;t getrie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0287] Diebs Hiſtorien/ das I. Buch. bittet jhn/ er woͤlle doch einen ſeiner Leibtraban- den oder Offieirer hin ſchicken damit die Execu- tion mit jhrer Mutter verhindert werde: Dann es ſey gewiß daß der Blutrichter ſie Morgens fruͤ werde vnd woͤlle hinrichten laſſen. Weil nun der Koͤnig nach ſeiner Vollkommenen engenen Ge- walt vnd Macht diſer Tochter will gefallen erzei- gen/ ſchicket er einen von ſeinen Capitainen hin/ deß Sambſtag ſehr fruh/ welcher das Weib ſchon auff der Galgenleyter findet/ errettet jhr das Le- ben/ weiſt dem Blutrichter die Gnade deß Koͤ- nigs/ ſo er mit eygener Hand vnderſchrieben vnd verſiegelt hatte. Vnter deſſen aber/ da Deſpreau darvon kom- met/ fuͤhrete er kein beſſer Leben als zuvor (dann wie ich auch zuvor hab angeruͤhret/ ſo lieſſe es ſich mit jhm anſehen/ als wann er von ſeiner Geburt an zum Galgen were verordnet) ja die jenige/ wel- che ſehr mit jhm ſeyn vmbgangen/ haben das ſel- ber von jhm geſagt/ daß/ wan̄er jey in ein Wirts- hauß oder ſonſten an einen Ort kom̄en/ er nichts anders habe pflegen zuthun/ als an die Waͤnde/ welche gemeiniglich der Narꝛen Papier ſeyn/ Galgen vnd Raͤder zu mahlen/ als wolte er damit zuverſtehen geben/ daß er zum Galgen vnd hen- cken ſey geboren worden. In dem aber das alles oben angeruͤhrte mit dem Weib/ ſo jhm das Leben hatte errettet/ vor- gienge begab er ſich gen Paris/ in die Gaſſen S. Martin/ beſtunde allda eine Kammer/ vnd wur- de/ ich weiß nicht von was fuͤr einem Geiſt getrie- ben/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/287
Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/287>, abgerufen am 22.11.2024.