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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien das I. Buch.
Hand/ vnd verhoffen/ sie werden deß Wirts Kam-
mer offen finden/ aber wegen eines grossen stück
Eysens können sie nicht zu der Kammer kommen:
Da stehen sie nun lang beyeinander/ berathschla-
gen sich/ was sie doch für einen List anstellen sol-
len/ damit sie zum Wirth/ oder Wirthin inn die
Kammer kommen: Endlich sagt Postel zu seinem
Gesellen/ er soll widerumb hinauff inn die Kam-
mer schlaffen gehen/ vnd sich stellen als könne er
kaum athemen/ vnd als sey er gar kranck/ welches
er dann so bald ehut: Postel aber klopffet vnnd po-
chet im Hauß/ vnd bittet den Wirth/ er wolle jm
doch Wein oder Essig für seinen krancken Gesel-
len geben.

Der Wirth springt im schlaff auff/ vnd bringt
Essig für den krancken: Postel aber saget zu ihm/
es were besser/ wann er jhm von dem besten Wein
auß seinem Keller brächte/ dann er wisse wol was
es für eine Gelegenheit mit seines Gesellen
Schwachheit habe? Darauff gehen sie alle beyde
auß der Kammer heraber: Postel der schon ein
klein Faustrohr mit dreyen Kugeln vnd weissem
Pulffer geladen/ bey sich hatte/ nimpt das Liecht
in die Hand/ in meynung mit dem Wirth in Kel-
ler zugehen/ vnd jhme zu leuchten: Vnnd als der
Wirt sich bucket/ vnd den Wein zapffet/ gibt Po-
stel jm ein schuß durch die Schläffe/ daß es durch
vnd durch gehet/ der Wirth fält von solchen schuß
so bald zur Erden/ vnd fält das Liecht auß: Postel
aber kan lenger als in einer viertel stund die Ste-
ge nicht finden: Doch endlich da er wider auff die

Stege
P v

Diebs Hiſtorien das I. Buch.
Hand/ vnd veꝛhoffen/ ſie weꝛden deß Wirts Kam-
mer offen finden/ aber wegen eines groſſen ſtuͤck
Eyſens koͤnnen ſie nicht zu der Kammer kommē:
Da ſtehen ſie nun lang beyeinander/ berathſchla-
gen ſich/ was ſie doch fuͤr einen Liſt anſtellen ſol-
len/ damit ſie zum Wirth/ oder Wirthin inn die
Kammer kommen: Endlich ſagt Poſtel zu ſeinem
Geſellen/ er ſoll widerumb hinauff inn die Kam-
mer ſchlaffen gehen/ vnd ſich ſtellen als koͤnne er
kaum athemen/ vnd als ſey er gar kranck/ welches
er dann ſo bald ehut: Poſtel aber klopffet vnnd po-
chet im Hauß/ vnd bittet den Wirth/ er wolle jm
doch Wein oder Eſſig fuͤr ſeinen krancken Geſel-
len geben.

Der Wirth ſpringt im ſchlaff auff/ vnd bringt
Eſſig fuͤr den krancken: Poſtel aber ſaget zu ihm/
es were beſſer/ wann er jhm von dem beſten Wein
auß ſeinem Keller braͤchte/ dann er wiſſe wol was
es fuͤr eine Gelegenheit mit ſeines Geſellen
Schwachheit habe? Darauff gehen ſie alle beyde
auß der Kammer heraber: Poſtel der ſchon ein
klein Fauſtrohr mit dreyen Kugeln vnd weiſſem
Pulffer geladen/ bey ſich hatte/ nimpt das Liecht
in die Hand/ in meynung mit dem Wirth in Kel-
ler zugehen/ vnd jhme zu leuchten: Vnnd als der
Wirt ſich bucket/ vnd den Wein zapffet/ gibt Po-
ſtel jm ein ſchuß durch die Schlaͤffe/ daß es durch
vnd durch gehet/ der Wirth faͤlt von ſolchē ſchuß
ſo bald zur Erden/ vnd faͤlt das Liecht auß: Poſtel
aber kan lenger als in einer viertel ſtund die Ste-
ge nicht finden: Doch endlich da er wider auff die

Stege
P v
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[225/0237] Diebs Hiſtorien das I. Buch. Hand/ vnd veꝛhoffen/ ſie weꝛden deß Wirts Kam- mer offen finden/ aber wegen eines groſſen ſtuͤck Eyſens koͤnnen ſie nicht zu der Kammer kommē: Da ſtehen ſie nun lang beyeinander/ berathſchla- gen ſich/ was ſie doch fuͤr einen Liſt anſtellen ſol- len/ damit ſie zum Wirth/ oder Wirthin inn die Kammer kommen: Endlich ſagt Poſtel zu ſeinem Geſellen/ er ſoll widerumb hinauff inn die Kam- mer ſchlaffen gehen/ vnd ſich ſtellen als koͤnne er kaum athemen/ vnd als ſey er gar kranck/ welches er dann ſo bald ehut: Poſtel aber klopffet vnnd po- chet im Hauß/ vnd bittet den Wirth/ er wolle jm doch Wein oder Eſſig fuͤr ſeinen krancken Geſel- len geben. Der Wirth ſpringt im ſchlaff auff/ vnd bringt Eſſig fuͤr den krancken: Poſtel aber ſaget zu ihm/ es were beſſer/ wann er jhm von dem beſten Wein auß ſeinem Keller braͤchte/ dann er wiſſe wol was es fuͤr eine Gelegenheit mit ſeines Geſellen Schwachheit habe? Darauff gehen ſie alle beyde auß der Kammer heraber: Poſtel der ſchon ein klein Fauſtrohr mit dreyen Kugeln vnd weiſſem Pulffer geladen/ bey ſich hatte/ nimpt das Liecht in die Hand/ in meynung mit dem Wirth in Kel- ler zugehen/ vnd jhme zu leuchten: Vnnd als der Wirt ſich bucket/ vnd den Wein zapffet/ gibt Po- ſtel jm ein ſchuß durch die Schlaͤffe/ daß es durch vnd durch gehet/ der Wirth faͤlt von ſolchē ſchuß ſo bald zur Erden/ vnd faͤlt das Liecht auß: Poſtel aber kan lenger als in einer viertel ſtund die Ste- ge nicht finden: Doch endlich da er wider auff die Stege P v

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/237>, abgerufen am 24.11.2024.