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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
cher jhr Gesell in jhrem Gottlosen verdammlichen
Leben ware gewesen.

Vnter dessen aber waren etliche Haußgenos-
sen/ man solte die Lade im Hauß lassen/ oder wann
man sie wolle mit begraben lassen/ solte man sie
auff das aller wenigste auffthun vnd besichtigen:
Aber der Juncker/ weil er es seinem Weib so steiff
vnd vest verheissen/ wolte seine Verheissung auch
halten/ ließ auch nit zu/ daß die Lade von jemands
geöffnet würde: Vnd nach dem er sein Weib hat-
te ehrlich begraben lassen/ läst er die Lade auch in
das Grab hinein setzen/ vnnd ein grossen Stein
darauff legen/ doch wurde das Grab nicht gar zu-
gemauert/ dieweil es schon nacht war/ vnd solches
den folgenden Tag solte geschehen.

Der arme la Vigne/ welcher in der Kirchen
hatte hören singen/ machte jhm keine andere rech-
nung/ als daß er in solcher Laden sterben müste/
vnd in dem er sich so herumber in der Laden warf-
fe/ mercket er/ daß fein Weib noch etliches Geldt
darinnen gelassen hatte: Aber er dachte weder an
Golt noch an Gelt/ sondern bate Gott hertzlich/ er
wolte jhm doch mittel verschaffen/ auß der Laden
herausser zu kommen/ auff daß er seinem Gewis-
sen möchte ruh schaffen: Dann da bedachte er in
der Laden sein Gewissen besser/ als er zuvor die
Zeit seines Lebens gethan hatte. Was geschicht?
In dem la Vigne in der Laden in solchen Gedan-
cken liget/ begibt es sich/ daß ein Jüngling von
den Haußgenossen der Abgestorbenen/ welcher
verhoffet inn solcher mitbegrabenen Laden eine

gute

Beutelſchneider/ oder
cher jhr Geſell in jhrem Gottloſen verdam̄lichen
Leben ware geweſen.

Vnter deſſen aber waren etliche Haußgenoſ-
ſen/ man ſolte die Lade im Hauß laſſen/ oder wann
man ſie wolle mit begraben laſſen/ ſolte man ſie
auff das aller wenigſte auffthun vnd beſichtigen:
Aber der Juncker/ weil er es ſeinem Weib ſo ſteiff
vnd veſt verheiſſen/ wolte ſeine Verheiſſung auch
halten/ ließ auch nit zu/ daß die Lade von jemands
geoͤffnet wuͤrde: Vnd nach dem er ſein Weib hat-
te ehrlich begraben laſſen/ laͤſt er die Lade auch in
das Grab hinein ſetzen/ vnnd ein groſſen Stein
darauff legen/ doch wurde das Grab nicht gar zu-
gemauert/ dieweil es ſchon nacht war/ vnd ſolches
den folgenden Tag ſolte geſchehen.

Der arme la Vigne/ welcher in der Kirchen
hatte hoͤren ſingen/ machte jhm keine andere rech-
nung/ als daß er in ſolcher Laden ſterben muͤſte/
vnd in dem er ſich ſo herumber in der Laden warf-
fe/ mercket er/ daß fein Weib noch etliches Geldt
darinnen gelaſſen hatte: Aber er dachte weder an
Golt noch an Gelt/ ſondern bate Gott hertzlich/ er
wolte jhm doch mittel verſchaffen/ auß der Laden
herauſſer zu kommen/ auff daß er ſeinem Gewiſ-
ſen moͤchte ruh ſchaffen: Dann da bedachte er in
der Laden ſein Gewiſſen beſſer/ als er zuvor die
Zeit ſeines Lebens gethan hatte. Was geſchicht?
In dem la Vigne in der Laden in ſolchen Gedan-
cken liget/ begibt es ſich/ daß ein Juͤngling von
den Haußgenoſſen der Abgeſtorbenen/ welcher
verhoffet inn ſolcher mitbegrabenen Laden eine

gute
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[188/0200] Beutelſchneider/ oder cher jhr Geſell in jhrem Gottloſen verdam̄lichen Leben ware geweſen. Vnter deſſen aber waren etliche Haußgenoſ- ſen/ man ſolte die Lade im Hauß laſſen/ oder wann man ſie wolle mit begraben laſſen/ ſolte man ſie auff das aller wenigſte auffthun vnd beſichtigen: Aber der Juncker/ weil er es ſeinem Weib ſo ſteiff vnd veſt verheiſſen/ wolte ſeine Verheiſſung auch halten/ ließ auch nit zu/ daß die Lade von jemands geoͤffnet wuͤrde: Vnd nach dem er ſein Weib hat- te ehrlich begraben laſſen/ laͤſt er die Lade auch in das Grab hinein ſetzen/ vnnd ein groſſen Stein darauff legen/ doch wurde das Grab nicht gar zu- gemauert/ dieweil es ſchon nacht war/ vnd ſolches den folgenden Tag ſolte geſchehen. Der arme la Vigne/ welcher in der Kirchen hatte hoͤren ſingen/ machte jhm keine andere rech- nung/ als daß er in ſolcher Laden ſterben muͤſte/ vnd in dem er ſich ſo herumber in der Laden warf- fe/ mercket er/ daß fein Weib noch etliches Geldt darinnen gelaſſen hatte: Aber er dachte weder an Golt noch an Gelt/ ſondern bate Gott hertzlich/ er wolte jhm doch mittel verſchaffen/ auß der Laden herauſſer zu kommen/ auff daß er ſeinem Gewiſ- ſen moͤchte ruh ſchaffen: Dann da bedachte er in der Laden ſein Gewiſſen beſſer/ als er zuvor die Zeit ſeines Lebens gethan hatte. Was geſchicht? In dem la Vigne in der Laden in ſolchen Gedan- cken liget/ begibt es ſich/ daß ein Juͤngling von den Haußgenoſſen der Abgeſtorbenen/ welcher verhoffet inn ſolcher mitbegrabenen Laden eine gute

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/200>, abgerufen am 22.11.2024.