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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Der Liebsten Vnbeständigkeit.
LJebste Freundin/

Jst der Schne/ oder Sie selbst am un-
beständigsten: Leichter tauern die Flokken
des Himmels/ als die Liebe ihres falschen
Hertzens; Denn jene zum öftern über die
Zeit eines halben Monats liegen; ihre be-
ständigkeit aber kan nicht dreyer Tage Abend
erwarten: wessen habe ich mich denn nun zu
Jhr/ in ihrer angelegten Kameleons Häut/
zu versehen? Jch werde gewies bald wie-
der bey Jhr seyn; alsodann gebe sie zur Ant-
wort/ wie Sie hinführo halten wil

[Spaltenumbruch] Dero
[Spaltenumbruch] noch zur Zeit völlig
Ergebenen.
139.
Einer Liebhaberin/ an ihren unge-
treuen Liebhaber/ von dem Sie betro-
gen/ aus Verzweifelung getah-
nes Schreiben.
MEin Freund/

Leset kühnlich dieses mein Schreiben/
als das letzte/ welches/ von meiner Hand/
Euch zukommen wird: Dieses hat den kläg-
lichen inhalt/ wegen euerer Untreu; aber gantz
unnützlich angewendet/ weil/ che und bevor
diese meine ansehnliche Seuftzer und heu-
len/ vor euern Ohren erschallet/ selbiges/ so-
fern es rechtmäßiger Weise abgefasset/ viel
trauriger aber aufgezeichnet und vorgesagt/
ja kläglich geschrieben/ albereit in Charonts-

rin-
Der Liebſten Vnbeſtaͤndigkeit.
LJebſte Freundin/

Jſt der Schne/ oder Sie ſelbſt am un-
beſtaͤndigſten: Leichter tauern die Flokken
des Himmels/ als die Liebe ihres falſchen
Hertzens; Denn jéne zum oͤftern uͤber die
Zeit eines halben Monats liegen; ihre be-
ſtaͤndigkeit aber kan nicht dreyer Tage Abend
erwarten: weſſen habe ich mich denn nun zu
Jhr/ in ihrer angelégten Kameleons Haͤut/
zu verſehen? Jch werde gewies bald wie-
der bey Jhr ſeyn; alſodann gébe ſie zur Ant-
wort/ wie Sie hinfuͤhro halten wil

[Spaltenumbruch] Déro
[Spaltenumbruch] noch zur Zeit voͤllig
Ergébenen.
139.
Einer Liebhaberin/ an ihren unge-
treuen Liebhaber/ von dem Sie betro-
gen/ aus Verzweifelung getah-
nes Schreiben.
MEin Freund/

Léſet kuͤhnlich dieſes mein Schreiben/
als das letzte/ welches/ von meiner Hand/
Euch zukommen wird: Dieſes hat den klaͤg-
lichẽ inhalt/ wégén euerer Untreu; aber gantz
unnuͤtzlich angewendet/ weil/ che und bevor
dieſe meine anſehnliche Seuftzer und heu-
len/ vor euern Ohren erſchallet/ ſelbiges/ ſo-
fern es rèchtmaͤßiger Weiſe abgefaſſet/ viel
trauriger aber aufgezeichnet und vorgeſagt/
ja klaͤglich geſchrieben/ albereit in Charonts-

rin-
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[160/0326] Der Liebſten Vnbeſtaͤndigkeit. LJebſte Freundin/ Jſt der Schne/ oder Sie ſelbſt am un- beſtaͤndigſten: Leichter tauern die Flokken des Himmels/ als die Liebe ihres falſchen Hertzens; Denn jéne zum oͤftern uͤber die Zeit eines halben Monats liegen; ihre be- ſtaͤndigkeit aber kan nicht dreyer Tage Abend erwarten: weſſen habe ich mich denn nun zu Jhr/ in ihrer angelégten Kameleons Haͤut/ zu verſehen? Jch werde gewies bald wie- der bey Jhr ſeyn; alſodann gébe ſie zur Ant- wort/ wie Sie hinfuͤhro halten wil Déro noch zur Zeit voͤllig Ergébenen. 139. Einer Liebhaberin/ an ihren unge- treuen Liebhaber/ von dem Sie betro- gen/ aus Verzweifelung getah- nes Schreiben. MEin Freund/ Léſet kuͤhnlich dieſes mein Schreiben/ als das letzte/ welches/ von meiner Hand/ Euch zukommen wird: Dieſes hat den klaͤg- lichẽ inhalt/ wégén euerer Untreu; aber gantz unnuͤtzlich angewendet/ weil/ che und bevor dieſe meine anſehnliche Seuftzer und heu- len/ vor euern Ohren erſchallet/ ſelbiges/ ſo- fern es rèchtmaͤßiger Weiſe abgefaſſet/ viel trauriger aber aufgezeichnet und vorgeſagt/ ja klaͤglich geſchrieben/ albereit in Charonts- rin-

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/326>, abgerufen am 22.11.2024.