Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

Bild:
<< vorherige Seite

Trostschreiben bey zugestoßenem unglükke.
Jhn geführet/ nicht so überhäufig/ daß Er
nicht von seiner ersten Hülfe etwas Bey-
stand verhoffen solte. Wann der untödliche
Gott/ dem Herrn das/ was Er Jhme gü-
tiglich geliehen/ hinweg geraffet/ ist ohne
Verfehlens; üm/ daß Er Jhme nicht den
schuldigen Zins davon abgestattet/ besche-
hen: Warlich/ dieses ist eine sonderbahre
und hohe Gnade/ daß Er den Hn/ unter so
viel Unglük erhalten; und ein grösser Ge-
wien/ daß Er seinen Schaden verhindert
und abgeführet. Es ist nutzbarlicher/ daß
der Herr sein Geld und Gut verlohren/ als
daß Er durch dasselbe/ demselben selbst/ das
endliche Verterben über den Halß und Kopff
gestürtzet hette. Der weise/ und unter allen
sterblichen Menschen allerreichste Bias/
war ihme selbst der Kasten/ darinn alle sein
Geld und Gutt verwahret lag; üm klärlich
zubezeugen/ daß nichts vergängliches und
flüchtiges Geld noch Gutt; sondern die Ge-
schikligkeit und Wissenschaft der Menschen
einiges und wahres Reichtuhm: Dahero
auch jener kunstreiche Mahler die Armuht
in einem gantz güldnen Leibe/ mit alten Lum-
pen bekleidet/ vorgebildet und abgemahlet;
damit anzudeuten/ daß es nur in dem bloßen
Schein beruhe/ und in dem tunkelen bestehe:
Denn alle Schätze und Reichtühme der
Welt/ können dem Menschen mehr nicht
überreichen/ als nur den Namen Reich/ so

doch

Troſtſchreiben bey zugeſtoßenem ungluͤkke.
Jhn gefuͤhret/ nicht ſo uͤberhaͤufig/ daß Er
nicht von ſeiner erſten Huͤlfe etwas Bey-
ſtand verhoffen ſolte. Wann der untoͤdliche
Gott/ dem Herrn das/ was Er Jhme guͤ-
tiglich geliehen/ hinweg geraffet/ iſt ohne
Verfehlens; uͤm/ daß Er Jhme nicht den
ſchuldigen Zins davon abgeſtattet/ beſché-
hen: Warlich/ dieſes iſt eine ſonderbahre
und hóhe Gnade/ daß Er den Hn/ unter ſo
viel Ungluͤk erhalten; und ein groͤſſer Ge-
wien/ daß Er ſeinen Schaden verhindert
und abgefuͤhret. Es iſt nutzbarlicher/ daß
der Herr ſein Geld und Gut verlohren/ als
daß Er durch daſſelbe/ demſelben ſelbſt/ das
endliche Verterben uͤber den Halß und Kopff
geſtuͤrtzet hette. Der weiſe/ und unter allen
ſterblichen Menſchen allerreichſte Bias/
war ihme ſelbſt der Kaſten/ darinn alle ſein
Geld und Gutt verwahret lag; uͤm klaͤrlich
zubezeugen/ daß nichts vergaͤngliches und
fluͤchtiges Geld noch Gutt; ſondern die Ge-
ſchikligkeit und Wiſſenſchaft der Menſchen
einiges und wahres Reichtuhm: Dahero
auch jéner kunſtreiche Mahler die Armuht
in einem gantz guͤldnen Leibe/ mit alten Lum-
pen bekleidet/ vorgebildet und abgemahlet;
damit anzudeuten/ daß es nur in dem bloßen
Schein beruhe/ und in dem tunkelen beſtehe:
Denn alle Schaͤtze und Reichtuͤhme der
Welt/ koͤnnen dem Menſchen mehr nicht
uͤberreichen/ als nur den Namen Reich/ ſo

doch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0154" n="152"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tro&#x017F;t&#x017F;chreiben bey zuge&#x017F;toßenem unglu&#x0364;kke.</hi></fw><lb/>
Jhn gefu&#x0364;hret/ nicht &#x017F;o u&#x0364;berha&#x0364;ufig/ daß Er<lb/>
nicht von &#x017F;einer er&#x017F;ten Hu&#x0364;lfe etwas Bey-<lb/>
&#x017F;tand verhoffen &#x017F;olte. Wann der unto&#x0364;dliche<lb/>
Gott/ dem Herrn das/ was Er Jhme gu&#x0364;-<lb/>
tiglich geliehen/ hinweg geraffet/ i&#x017F;t ohne<lb/>
Verfehlens; u&#x0364;m/ daß Er Jhme nicht den<lb/>
&#x017F;chuldigen Zins davon abge&#x017F;tattet/ be&#x017F;ch<hi rendition="#aq">é</hi>-<lb/>
hen: Warlich/ die&#x017F;es i&#x017F;t eine &#x017F;onderbahre<lb/>
und h<hi rendition="#aq">ó</hi>he Gnade/ daß Er den Hn/ unter &#x017F;o<lb/>
viel Unglu&#x0364;k erhalten; und ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Ge-<lb/>
wien/ daß Er &#x017F;einen Schaden verhindert<lb/>
und abgefu&#x0364;hret. Es i&#x017F;t nutzbarlicher/ daß<lb/>
der Herr &#x017F;ein Geld und Gut verlohren/ als<lb/>
daß Er durch da&#x017F;&#x017F;elbe/ dem&#x017F;elben &#x017F;elb&#x017F;t/ das<lb/>
endliche Verterben u&#x0364;ber den Halß und Kopff<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet hette. Der wei&#x017F;e/ und unter allen<lb/>
&#x017F;terblichen Men&#x017F;chen allerreich&#x017F;te Bias/<lb/>
war ihme &#x017F;elb&#x017F;t der Ka&#x017F;ten/ darinn alle &#x017F;ein<lb/>
Geld und Gutt verwahret lag; u&#x0364;m kla&#x0364;rlich<lb/>
zubezeugen/ daß nichts verga&#x0364;ngliches und<lb/>
flu&#x0364;chtiges Geld noch Gutt; &#x017F;ondern die Ge-<lb/>
&#x017F;chikligkeit und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der Men&#x017F;chen<lb/>
einiges und wahres Reichtuhm: Dahero<lb/>
auch j<hi rendition="#aq">é</hi>ner kun&#x017F;treiche Mahler die Armuht<lb/>
in einem gantz gu&#x0364;ldnen Leibe/ mit alten Lum-<lb/>
pen bekleidet/ vorgebildet und abgemahlet;<lb/>
damit anzudeuten/ daß es nur in dem bloßen<lb/>
Schein beruhe/ und in dem tunkelen be&#x017F;tehe:<lb/>
Denn alle Scha&#x0364;tze und Reichtu&#x0364;hme der<lb/>
Welt/ ko&#x0364;nnen dem Men&#x017F;chen mehr nicht<lb/>
u&#x0364;berreichen/ als nur den Namen Reich/ &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">doch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0154] Troſtſchreiben bey zugeſtoßenem ungluͤkke. Jhn gefuͤhret/ nicht ſo uͤberhaͤufig/ daß Er nicht von ſeiner erſten Huͤlfe etwas Bey- ſtand verhoffen ſolte. Wann der untoͤdliche Gott/ dem Herrn das/ was Er Jhme guͤ- tiglich geliehen/ hinweg geraffet/ iſt ohne Verfehlens; uͤm/ daß Er Jhme nicht den ſchuldigen Zins davon abgeſtattet/ beſché- hen: Warlich/ dieſes iſt eine ſonderbahre und hóhe Gnade/ daß Er den Hn/ unter ſo viel Ungluͤk erhalten; und ein groͤſſer Ge- wien/ daß Er ſeinen Schaden verhindert und abgefuͤhret. Es iſt nutzbarlicher/ daß der Herr ſein Geld und Gut verlohren/ als daß Er durch daſſelbe/ demſelben ſelbſt/ das endliche Verterben uͤber den Halß und Kopff geſtuͤrtzet hette. Der weiſe/ und unter allen ſterblichen Menſchen allerreichſte Bias/ war ihme ſelbſt der Kaſten/ darinn alle ſein Geld und Gutt verwahret lag; uͤm klaͤrlich zubezeugen/ daß nichts vergaͤngliches und fluͤchtiges Geld noch Gutt; ſondern die Ge- ſchikligkeit und Wiſſenſchaft der Menſchen einiges und wahres Reichtuhm: Dahero auch jéner kunſtreiche Mahler die Armuht in einem gantz guͤldnen Leibe/ mit alten Lum- pen bekleidet/ vorgebildet und abgemahlet; damit anzudeuten/ daß es nur in dem bloßen Schein beruhe/ und in dem tunkelen beſtehe: Denn alle Schaͤtze und Reichtuͤhme der Welt/ koͤnnen dem Menſchen mehr nicht uͤberreichen/ als nur den Namen Reich/ ſo doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/154
Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/154>, abgerufen am 23.11.2024.