Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].im Perfertischen Buchladen zu finden. gezierte Hofnungsblümlein früh aufgehen/auf den Abend aber verwelken? Unsere Tu- genden seyn iederzeit mit Lastern ümlagert; Solchen nun zu widerstehen/ ist zwar tuh- lich/ aber gantz zu überwinden ist sehr schwehr/ wo nicht gantz unmöglich: Denn unsere Art ist mit einer Schwachheit behaf- tet/ daß Uns solche oft zum Anstoß leitet. Jch verneine diese Gestalt und Ansehen nicht/ daß euer Herr Bruder mit und neben sich/ seine von Kindheit auf ihm gelobte tu- gendhaften Zuneigunge nicht ins Grab ge- bracht haben solte: Aber diese Bescheinigung beschleußt nicht/ man kan damit nichts/ als nur eine Anzeigung/ daß es vom Zweifel ab- gesondert/ vorstellen/ denn man findet täg- lich eben so volkommene/ als Er/ die doch sich von stund an in eine enge Freundschaft mit den Lastern einspannen/ und also von ih- rer ersten Zuneigung abspringend/ verlassen sie mit einem Uberfluß/ daraus sie sich oh- ne eine sonderbahre gnädige Vergünsti- gung nicht loßwirken können. Nicht zwar wird dieses von mier auf die Bahn ge- bracht/ daß ein solches aus obigem Be- schluß/ wider euern Hn Bruder/ dessen mier wohlbewuste mehrfaltige Tugenden/ Eigen- schaft und Natur vielzubeständig/ sich dieser Veränderung unterworfen zuhaben/ be- diensam erscheinen solte; sondern es ist ge- nug/ nur zubetrachten/ daß ein solches wohl mög- F f ij
im Perfertiſchen Buchladen zu finden. gezierte Hofnungsbluͤmlein fruͤh aufgehen/auf den Abend aber verwelken? Unſere Tu- genden ſeyn iederzeit mit Laſtern uͤmlagert; Solchen nun zu widerſtehen/ iſt zwar tuh- lich/ aber gantz zu uͤberwinden iſt ſehr ſchwehr/ wo nicht gantz unmoͤglich: Denn unſere Art iſt mit einer Schwachheit behaf- tet/ daß Uns ſolche oft zum Anſtoß leitet. Jch verneine dieſe Geſtalt und Anſéhen nicht/ daß euer Herr Bruder mit und nében ſich/ ſeine von Kindheit auf ihm gelobte tu- gendhaften Zuneigunge nicht ins Gráb ge- bracht haben ſolte: Aber dieſe Beſcheinigung beſchleußt nicht/ man kan damit nichts/ als nur eine Anzeigung/ daß es vom Zweifel ab- geſondert/ vorſtellen/ denn man findet taͤg- lich ében ſo volkommene/ als Er/ die doch ſich von ſtund an in eine enge Freundſchaft mit den Laſtern einſpannen/ und alſo von ih- rer erſten Zuneigung abſpringend/ verlaſſen ſie mit einem Ůberfluß/ daraus ſie ſich oh- ne eine ſonderbahre gnaͤdige Verguͤnſti- gung nicht loßwirken koͤnnen. Nicht zwar wird dieſes von mier auf die Bahn ge- bracht/ daß ein ſolches aus obigem Be- ſchluß/ wider euern Hn Bruder/ deſſen mier wohlbewuſte mehrfaltige Tugenden/ Eigen- ſchaft und Natur vielzubeſtaͤndig/ ſich dieſer Veraͤnderung unterworfen zuhaben/ be- dienſam erſcheinen ſolte; ſondern es iſt ge- nug/ nur zubetrachten/ daß ein ſolches wohl moͤg- F f ij
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im Perfertiſchen Buchladen zu finden.
gezierte Hofnungsbluͤmlein fruͤh aufgehen/
auf den Abend aber verwelken? Unſere Tu-
genden ſeyn iederzeit mit Laſtern uͤmlagert;
Solchen nun zu widerſtehen/ iſt zwar tuh-
lich/ aber gantz zu uͤberwinden iſt ſehr
ſchwehr/ wo nicht gantz unmoͤglich: Denn
unſere Art iſt mit einer Schwachheit behaf-
tet/ daß Uns ſolche oft zum Anſtoß leitet.
Jch verneine dieſe Geſtalt und Anſéhen
nicht/ daß euer Herr Bruder mit und nében
ſich/ ſeine von Kindheit auf ihm gelobte tu-
gendhaften Zuneigunge nicht ins Gráb ge-
bracht haben ſolte: Aber dieſe Beſcheinigung
beſchleußt nicht/ man kan damit nichts/ als
nur eine Anzeigung/ daß es vom Zweifel ab-
geſondert/ vorſtellen/ denn man findet taͤg-
lich ében ſo volkommene/ als Er/ die doch
ſich von ſtund an in eine enge Freundſchaft
mit den Laſtern einſpannen/ und alſo von ih-
rer erſten Zuneigung abſpringend/ verlaſſen
ſie mit einem Ůberfluß/ daraus ſie ſich oh-
ne eine ſonderbahre gnaͤdige Verguͤnſti-
gung nicht loßwirken koͤnnen. Nicht zwar
wird dieſes von mier auf die Bahn ge-
bracht/ daß ein ſolches aus obigem Be-
ſchluß/ wider euern Hn Bruder/ deſſen mier
wohlbewuſte mehrfaltige Tugenden/ Eigen-
ſchaft und Natur vielzubeſtaͤndig/ ſich dieſer
Veraͤnderung unterworfen zuhaben/ be-
dienſam erſcheinen ſolte; ſondern es iſt ge-
nug/ nur zubetrachten/ daß ein ſolches wohl
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