Wider diese vier angezeigte Regeln darf eine Ge- bets-Formel nicht anstossen, wenn sie das Recht haben will, Kindern zur Gebets-Uebung em- pfohlen zu werden. Ich habe mir daher alle Mü- he gegeben, sie bey dem ersten Theil dieses Buchs überall zu befolgen, und wenn ich nun aller ange- wandten Sorgfalt ungeachtet hie und da wider eine oder die andere angestossen hätte, so erbitte ich mir die Nachsicht billiger Leser.
Aber diß ist hiebey zu beklagen: Manche Eltern sind von den Vorzügen der bisher am meisten ge- wöhnlichen Kinder-Gebete und Verse so unbeweg- lich überzeugt, daß sie es nicht für der Mühe werth halten, dieselbe nach diesen Regeln zu prüfen. Ich habe davon vielfältige Erfahrung bekommen, seit- dem die erste Ausgabe dieses Buchs bekannt ge- macht worden ist, und bin deswegen lang unent- schlossen gewesen, ob ich nicht dismal ganz davon schweigen soll? Endlich aber hat mich die Hofnung, daß meine Bemühung bey Einigen vielleicht doch nicht fruchtlos seyn werde, dazu vermocht, daß ich das Bisherige geschrieben habe. In der Zuschrift zu der ersten Ausgabe hatte ich auch die Fehler der gewöhnlichsten Kinder-Verse an einigen Beyspielen gezeigt, welche ich hier nicht wieder beysetzen mag, weil die gewöhnliche allgemeine Antwort wiederum diese seyn würde: Es thut nichts, wenn schon die Kinder-Verse diesen oder jenen Fehler haben -- wenn es schon keine Gebete sind -- wenn schon die Kinder nicht verstehen, was sie beten -- man kann es bey Kindern nicht so genau neh- men u. s. w. Was für ein grosses Buch müßte man doch schreiben, wenn man eine solche Sorglosigkeit bestreiten und zur Sorgfalt und Vorsichtigkeit um- bilden wollte! -- --
Wenn ich also auch alles anführte, was zur Vertheidigung meiner Grundsätze dienen kann, so würde ich doch nicht hoffen dürfen, eine weitere
Ab-
Vorrede.
Wider dieſe vier angezeigte Regeln darf eine Ge- bets-Formel nicht anſtoſſen, wenn ſie das Recht haben will, Kindern zur Gebets-Uebung em- pfohlen zu werden. Ich habe mir daher alle Muͤ- he gegeben, ſie bey dem erſten Theil dieſes Buchs uͤberall zu befolgen, und wenn ich nun aller ange- wandten Sorgfalt ungeachtet hie und da wider eine oder die andere angeſtoſſen haͤtte, ſo erbitte ich mir die Nachſicht billiger Leſer.
Aber diß iſt hiebey zu beklagen: Manche Eltern ſind von den Vorzuͤgen der bisher am meiſten ge- woͤhnlichen Kinder-Gebete und Verſe ſo unbeweg- lich uͤberzeugt, daß ſie es nicht fuͤr der Muͤhe werth halten, dieſelbe nach dieſen Regeln zu pruͤfen. Ich habe davon vielfaͤltige Erfahrung bekommen, ſeit- dem die erſte Ausgabe dieſes Buchs bekannt ge- macht worden iſt, und bin deswegen lang unent- ſchloſſen geweſen, ob ich nicht dismal ganz davon ſchweigen ſoll? Endlich aber hat mich die Hofnung, daß meine Bemuͤhung bey Einigen vielleicht doch nicht fruchtlos ſeyn werde, dazu vermocht, daß ich das Bisherige geſchrieben habe. In der Zuſchrift zu der erſten Ausgabe hatte ich auch die Fehler der gewoͤhnlichſten Kinder-Verſe an einigen Beyſpielen gezeigt, welche ich hier nicht wieder beyſetzen mag, weil die gewoͤhnliche allgemeine Antwort wiederum dieſe ſeyn wuͤrde: Es thut nichts, wenn ſchon die Kinder-Verſe dieſen oder jenen Fehler haben — wenn es ſchon keine Gebete ſind — wenn ſchon die Kinder nicht verſtehen, was ſie beten — man kann es bey Kindern nicht ſo genau neh- men u. ſ. w. Was fuͤr ein groſſes Buch muͤßte man doch ſchreiben, wenn man eine ſolche Sorgloſigkeit beſtreiten und zur Sorgfalt und Vorſichtigkeit um- bilden wollte! — —
Wenn ich alſo auch alles anfuͤhrte, was zur Vertheidigung meiner Grundſaͤtze dienen kann, ſo wuͤrde ich doch nicht hoffen duͤrfen, eine weitere
Ab-
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[XLVII/0051]
Vorrede.
Wider dieſe vier angezeigte Regeln darf eine Ge-
bets-Formel nicht anſtoſſen, wenn ſie das Recht
haben will, Kindern zur Gebets-Uebung em-
pfohlen zu werden. Ich habe mir daher alle Muͤ-
he gegeben, ſie bey dem erſten Theil dieſes Buchs
uͤberall zu befolgen, und wenn ich nun aller ange-
wandten Sorgfalt ungeachtet hie und da wider eine
oder die andere angeſtoſſen haͤtte, ſo erbitte ich mir
die Nachſicht billiger Leſer.
Aber diß iſt hiebey zu beklagen: Manche Eltern
ſind von den Vorzuͤgen der bisher am meiſten ge-
woͤhnlichen Kinder-Gebete und Verſe ſo unbeweg-
lich uͤberzeugt, daß ſie es nicht fuͤr der Muͤhe werth
halten, dieſelbe nach dieſen Regeln zu pruͤfen. Ich
habe davon vielfaͤltige Erfahrung bekommen, ſeit-
dem die erſte Ausgabe dieſes Buchs bekannt ge-
macht worden iſt, und bin deswegen lang unent-
ſchloſſen geweſen, ob ich nicht dismal ganz davon
ſchweigen ſoll? Endlich aber hat mich die Hofnung,
daß meine Bemuͤhung bey Einigen vielleicht doch
nicht fruchtlos ſeyn werde, dazu vermocht, daß ich
das Bisherige geſchrieben habe. In der Zuſchrift
zu der erſten Ausgabe hatte ich auch die Fehler der
gewoͤhnlichſten Kinder-Verſe an einigen Beyſpielen
gezeigt, welche ich hier nicht wieder beyſetzen mag,
weil die gewoͤhnliche allgemeine Antwort wiederum
dieſe ſeyn wuͤrde: Es thut nichts, wenn ſchon die
Kinder-Verſe dieſen oder jenen Fehler haben —
wenn es ſchon keine Gebete ſind — wenn ſchon
die Kinder nicht verſtehen, was ſie beten —
man kann es bey Kindern nicht ſo genau neh-
men u. ſ. w. Was fuͤr ein groſſes Buch muͤßte man
doch ſchreiben, wenn man eine ſolche Sorgloſigkeit
beſtreiten und zur Sorgfalt und Vorſichtigkeit um-
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XLVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/51>, abgerufen am 16.02.2025.
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