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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.

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I. Allgemeine Lieder.
sieh da, wenn man mir Gruben gräbt,
auf mich, nimm meiner wahr.

Ach, meiner Feinde sind sehr viel,
und ihre List ist tief:
wie mancher Christ kommt nicht aus Ziel,
der fein im Aufang lief!
(Phil. 3, 14. Gal. 5, 7.)
Wie oft verleitet Fleisch und Blut
mich auf verkehrten Sinn:
das Böse halt ich oft für gut,
und Schaden für Gewinn.
Ich leb' und kämpf' in einer Welt
die tief im Argen ligt:
Wie leicht ists, daß ein Schwacher fällt,
den sie lockt und bekriegt!
O führe mich durch deinen Geist,
mein GOtt! auf eb'ner Bahn,
daß ich, so lang es heute heisst,
Dir treu verbleiben kann.
Gib, daß mein Herz zu aller Zeit
die Jugendlüste flieht,
und daß nicht Lust an Ueppigkeit
mir Deine Huld entzieht.
Entferne von mir stolzen Muth
und eitle Kleiderpracht:
verhüte daß kein irdisch Gut
mich stolz und lieblos macht.
Laß mich nie durch ein faul Geschwätz
vor Dir zum Abscheu seyn:
schreib

I. Allgemeine Lieder.
ſieh da, wenn man mir Gruben graͤbt,
auf mich, nimm meiner wahr.

Ach, meiner Feinde ſind ſehr viel,
und ihre Liſt iſt tief:
wie mancher Chriſt kommt nicht aus Ziel,
der fein im Aufang lief!
(Phil. 3, 14. Gal. 5, 7.)
Wie oft verleitet Fleiſch und Blut
mich auf verkehrten Sinn:
das Boͤſe halt ich oft fuͤr gut,
und Schaden fuͤr Gewinn.
Ich leb’ und kaͤmpf’ in einer Welt
die tief im Argen ligt:
Wie leicht iſts, daß ein Schwacher faͤllt,
den ſie lockt und bekriegt!
O fuͤhre mich durch deinen Geiſt,
mein GOtt! auf eb’ner Bahn,
daß ich, ſo lang es heute heiſſt,
Dir treu verbleiben kann.
Gib, daß mein Herz zu aller Zeit
die Jugendluͤſte flieht,
und daß nicht Luſt an Ueppigkeit
mir Deine Huld entzieht.
Entferne von mir ſtolzen Muth
und eitle Kleiderpracht:
verhuͤte daß kein irdiſch Gut
mich ſtolz und lieblos macht.
Laß mich nie durch ein faul Geſchwaͤtz
vor Dir zum Abſcheu ſeyn:
ſchreib
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[166/0232] I. Allgemeine Lieder. ſieh da, wenn man mir Gruben graͤbt, auf mich, nimm meiner wahr. Ach, meiner Feinde ſind ſehr viel, und ihre Liſt iſt tief: wie mancher Chriſt kommt nicht aus Ziel, der fein im Aufang lief! (Phil. 3, 14. Gal. 5, 7.) Wie oft verleitet Fleiſch und Blut mich auf verkehrten Sinn: das Boͤſe halt ich oft fuͤr gut, und Schaden fuͤr Gewinn. Ich leb’ und kaͤmpf’ in einer Welt die tief im Argen ligt: Wie leicht iſts, daß ein Schwacher faͤllt, den ſie lockt und bekriegt! O fuͤhre mich durch deinen Geiſt, mein GOtt! auf eb’ner Bahn, daß ich, ſo lang es heute heiſſt, Dir treu verbleiben kann. Gib, daß mein Herz zu aller Zeit die Jugendluͤſte flieht, und daß nicht Luſt an Ueppigkeit mir Deine Huld entzieht. Entferne von mir ſtolzen Muth und eitle Kleiderpracht: verhuͤte daß kein irdiſch Gut mich ſtolz und lieblos macht. Laß mich nie durch ein faul Geſchwaͤtz vor Dir zum Abſcheu ſeyn: ſchreib

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Zitationshilfe: Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/232>, abgerufen am 22.07.2024.