Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.für Kinder. 27. Mit den Brüdern friedlich leben nie zum Zanken Anlaß geben, oder lieber stille schweigen: Immer liebreich sich erzeigen, immer auf den Frieden seh'n, das ist Sanftmuth, das ist schön. 28. (Mel. 21.) Morgen, morgen, nur nicht heute sprechen immer träge Leute, morgen, heute will ich ruh'n: morgen jene Lehre fassen, morgen diesen Fehler lassen, morgen diß und jenes thun. Und warum nicht heute? Morgen kannst du für was anders sorgen: jeder Tag hat seine Pflicht: was gescheh'n ist, ist geschehen, diß nur kann ich übersehen; Was gescheh'n kann, weiß ich nicht. Wer nicht fortgeht, geht zurücke, unsre schnellen Augenblicke gehn vor sich, nie hinter sich. Das ist mein, was ich besitze, diese Stunde die ich nütze: die ich hoff', ist die für mich? Jeder Tag, ist er vergebens, ist im Buche meines Lebens nichts als unbeschriebnes Blatt! Wohl denn! morgen, so wie heute, steh' darinn auf jeder Seite von mir eine gute That. 29.
fuͤr Kinder. 27. Mit den Bruͤdern friedlich leben nie zum Zanken Anlaß geben, oder lieber ſtille ſchweigen: Immer liebreich ſich erzeigen, immer auf den Frieden ſeh’n, das iſt Sanftmuth, das iſt ſchoͤn. 28. (Mel. 21.) Morgen, morgen, nur nicht heute ſprechen immer traͤge Leute, morgen, heute will ich ruh’n: morgen jene Lehre faſſen, morgen dieſen Fehler laſſen, morgen diß und jenes thun. Und warum nicht heute? Morgen kannſt du fuͤr was anders ſorgen: jeder Tag hat ſeine Pflicht: was geſcheh’n iſt, iſt geſchehen, diß nur kann ich uͤberſehen; Was geſcheh’n kann, weiß ich nicht. Wer nicht fortgeht, geht zuruͤcke, unſre ſchnellen Augenblicke gehn vor ſich, nie hinter ſich. Das iſt mein, was ich beſitze, dieſe Stunde die ich nuͤtze: die ich hoff’, iſt die fuͤr mich? Jeder Tag, iſt er vergebens, iſt im Buche meines Lebens nichts als unbeſchriebnes Blatt! Wohl denn! morgen, ſo wie heute, ſteh’ darinn auf jeder Seite von mir eine gute That. 29.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0221" n="155"/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#fr">fuͤr Kinder.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head>27.</head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">M</hi>it den Bruͤdern friedlich leben</l><lb/> <l>nie zum Zanken Anlaß geben,</l><lb/> <l>oder lieber ſtille ſchweigen:</l><lb/> <l>Immer liebreich ſich erzeigen,</l><lb/> <l>immer auf den Frieden ſeh’n,</l><lb/> <l>das iſt <hi rendition="#fr">Sanftmuth,</hi> das iſt ſchoͤn.</l> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/><lb/> <div n="3"> <head>28.</head> <p> <hi rendition="#et">(Mel. 21.)</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">M</hi>orgen, morgen, nur nicht heute</hi> </l><lb/> <l>ſprechen immer traͤge Leute,</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">morgen,</hi> heute will ich ruh’n:</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">morgen</hi> jene Lehre faſſen,</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">morgen</hi> dieſen Fehler laſſen,</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">morgen</hi> diß und jenes thun.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#fr">Und warum nicht heute?</hi> Morgen</l><lb/> <l>kannſt du fuͤr was anders ſorgen:</l><lb/> <l>jeder Tag hat ſeine Pflicht:</l><lb/> <l>was geſcheh’n iſt, iſt geſchehen,</l><lb/> <l>diß nur kann ich uͤberſehen;</l><lb/> <l>Was geſcheh’n kann, weiß ich nicht.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>Wer nicht fortgeht, geht zuruͤcke,</l><lb/> <l>unſre ſchnellen Augenblicke</l><lb/> <l>gehn vor ſich, nie hinter ſich.</l><lb/> <l>Das iſt mein, was ich beſitze,</l><lb/> <l>dieſe Stunde die ich nuͤtze:</l><lb/> <l>die ich hoff’, iſt die fuͤr mich?</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>Jeder Tag, iſt er vergebens,</l><lb/> <l>iſt im Buche meines Lebens</l><lb/> <l>nichts als unbeſchriebnes Blatt!</l><lb/> <l>Wohl denn! morgen, ſo wie heute,</l><lb/> <l>ſteh’ darinn auf jeder Seite</l><lb/> <l>von mir eine gute That.</l> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/><lb/> <fw type="catch" place="bottom">29.</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0221]
fuͤr Kinder.
27.
Mit den Bruͤdern friedlich leben
nie zum Zanken Anlaß geben,
oder lieber ſtille ſchweigen:
Immer liebreich ſich erzeigen,
immer auf den Frieden ſeh’n,
das iſt Sanftmuth, das iſt ſchoͤn.
28.(Mel. 21.)
Morgen, morgen, nur nicht heute
ſprechen immer traͤge Leute,
morgen, heute will ich ruh’n:
morgen jene Lehre faſſen,
morgen dieſen Fehler laſſen,
morgen diß und jenes thun.
Und warum nicht heute? Morgen
kannſt du fuͤr was anders ſorgen:
jeder Tag hat ſeine Pflicht:
was geſcheh’n iſt, iſt geſchehen,
diß nur kann ich uͤberſehen;
Was geſcheh’n kann, weiß ich nicht.
Wer nicht fortgeht, geht zuruͤcke,
unſre ſchnellen Augenblicke
gehn vor ſich, nie hinter ſich.
Das iſt mein, was ich beſitze,
dieſe Stunde die ich nuͤtze:
die ich hoff’, iſt die fuͤr mich?
Jeder Tag, iſt er vergebens,
iſt im Buche meines Lebens
nichts als unbeſchriebnes Blatt!
Wohl denn! morgen, ſo wie heute,
ſteh’ darinn auf jeder Seite
von mir eine gute That.
29.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/221 |
Zitationshilfe: | Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/221>, abgerufen am 03.03.2025. |