Gottseligkeit aus ihren Gebeten bekommen, und urtheile, und urtheile, ob es nicht nöthig sey, eine strenge Prüfung und Musterung an- zustellen? Irrige Gedanken, unrichtige Vor- stellungen, alberne Bilder etc. prägen sich als- denn zu tief in die Seele ein, als daß man sie in der Folge nur so geschwind wieder aus- tilgen könnte. Und diß muß doch seyn: -- es muß seyn, wenn wir einmal einen vernünf- tigen Gottesdienst ausgebreitet sehen wollen, nach Röm. 12, v. 1.
Hier könnten nun manche, auch wol recht- schaffene und christliche, Eltern oder Lehrer Rechenschaft von mir erwarten: warum ich die bisher gewöhnliche Kindergebetlein zu sehr hintansetze, und hingegen meistens neue und unbekannte aufbringen und empfelen wolle?
Es ist freilich wahr, bey denen Kinderge- beten, die schon lange gewöhnlich sind, haben die Eltern oder Lehrer den Vortheil, daß sie solche schon, vielleicht seit ihrer Jugend, aus- wendig können und also ihren Kindern desto leichter vorsagen: -- aber ich habe eben jetzt nicht so sehr die Absicht, für die Bequemlich- keit der Eltern zu sorgen, als vielmehr den Nutzen der Kinder so viel an mir ist zu beför- dern: sonsten hätte ich mir überhaupt die Mü- he ersparen können, dieses Gebet- und Lie- der-Buch zu sammeln und diese Zuschrift zu schreiben. Wenn es je mehr und mehr all- gemein werden soll, daß die Jugend mit christ- licher Sorgfalt und andächtigem Ernst zum
Gebet
Zuſchrift an die
Gottſeligkeit aus ihren Gebeten bekommen, und urtheile, und urtheile, ob es nicht noͤthig ſey, eine ſtrenge Pruͤfung und Muſterung an- zuſtellen? Irrige Gedanken, unrichtige Vor- ſtellungen, alberne Bilder ꝛc. praͤgen ſich als- denn zu tief in die Seele ein, als daß man ſie in der Folge nur ſo geſchwind wieder aus- tilgen koͤnnte. Und diß muß doch ſeyn: — es muß ſeyn, wenn wir einmal einen vernuͤnf- tigen Gottesdienſt ausgebreitet ſehen wollen, nach Roͤm. 12, v. 1.
Hier koͤnnten nun manche, auch wol recht- ſchaffene und chriſtliche, Eltern oder Lehrer Rechenſchaft von mir erwarten: warum ich die bisher gewoͤhnliche Kindergebetlein zu ſehr hintanſetze, und hingegen meiſtens neue und unbekannte aufbringen und empfelen wolle?
Es iſt freilich wahr, bey denen Kinderge- beten, die ſchon lange gewoͤhnlich ſind, haben die Eltern oder Lehrer den Vortheil, daß ſie ſolche ſchon, vielleicht ſeit ihrer Jugend, aus- wendig koͤnnen und alſo ihren Kindern deſto leichter vorſagen: — aber ich habe eben jetzt nicht ſo ſehr die Abſicht, fuͤr die Bequemlich- keit der Eltern zu ſorgen, als vielmehr den Nutzen der Kinder ſo viel an mir iſt zu befoͤr- dern: ſonſten haͤtte ich mir uͤberhaupt die Muͤ- he erſparen koͤnnen, dieſes Gebet- und Lie- der-Buch zu ſammeln und dieſe Zuſchrift zu ſchreiben. Wenn es je mehr und mehr all- gemein werden ſoll, daß die Jugend mit chriſt- licher Sorgfalt und andaͤchtigem Ernſt zum
Gebet
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[XVIII/0022]
Zuſchrift an die
Gottſeligkeit aus ihren Gebeten bekommen,
und urtheile, und urtheile, ob es nicht noͤthig
ſey, eine ſtrenge Pruͤfung und Muſterung an-
zuſtellen? Irrige Gedanken, unrichtige Vor-
ſtellungen, alberne Bilder ꝛc. praͤgen ſich als-
denn zu tief in die Seele ein, als daß man
ſie in der Folge nur ſo geſchwind wieder aus-
tilgen koͤnnte. Und diß muß doch ſeyn: —
es muß ſeyn, wenn wir einmal einen vernuͤnf-
tigen Gottesdienſt ausgebreitet ſehen wollen,
nach Roͤm. 12, v. 1.
Hier koͤnnten nun manche, auch wol recht-
ſchaffene und chriſtliche, Eltern oder Lehrer
Rechenſchaft von mir erwarten: warum ich
die bisher gewoͤhnliche Kindergebetlein zu ſehr
hintanſetze, und hingegen meiſtens neue und
unbekannte aufbringen und empfelen wolle?
Es iſt freilich wahr, bey denen Kinderge-
beten, die ſchon lange gewoͤhnlich ſind, haben
die Eltern oder Lehrer den Vortheil, daß ſie
ſolche ſchon, vielleicht ſeit ihrer Jugend, aus-
wendig koͤnnen und alſo ihren Kindern deſto
leichter vorſagen: — aber ich habe eben jetzt
nicht ſo ſehr die Abſicht, fuͤr die Bequemlich-
keit der Eltern zu ſorgen, als vielmehr den
Nutzen der Kinder ſo viel an mir iſt zu befoͤr-
dern: ſonſten haͤtte ich mir uͤberhaupt die Muͤ-
he erſparen koͤnnen, dieſes Gebet- und Lie-
der-Buch zu ſammeln und dieſe Zuſchrift
zu ſchreiben. Wenn es je mehr und mehr all-
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/22>, abgerufen am 22.07.2024.
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