schied unter Aufsätzen die zum Beten, oder nur zum Hersagen taugen, selbst einsehen oder ihren Kindern deutlich machen wollen.
Meine zweite Absicht war, ein Ge- bet- und Lieder- Buch, sowol für Kinder als für junge Christen reiferen Alters, zu machen. Hieraus entstund die Nothwendigkeit, das Buch in zween Haupt-Theile zu thei- len; deren Bestimmung auf dem besonderen Titel eines jeden Theils so genau angegeben ist, daß ich hier nicht nöthig habe, ausführli- cher davon zu reden. Ich habe mir sowol im ersten als im zweiten Theil bey der Wahl der Gebete, Lieder und Verse die Verständlich- keit des Innhalts und die Deutlichkeit des Ausdrucks zum Gesetz gemacht. Diß kann freilich nicht anderst als verhältniß-mässig ver- standen werden. Einem Kinde ist das noch dunkel, was dem andern von gleichem Alter sehr deutlich ist. Einem schon etwas unter- richteten oder gebildeten Kind kann etwas ver- ständlich seyn, was einem ganz unwissenden nicht einmal erkläret werden kann. Die Ver- se und Gebete sind zwar meistens so, daß sie leicht verstanden, oder, wie es mich dünkt, durch einen jeden christlichen Vater, Mutter oder Lehrer dem Kind erklärt und deutlich ge- macht werden können, aber eine kluge Aus- wahl auf Seiten der Eltern muß doch noch das Beste thun: und ich bekenne gern, daß ich solchen würdigen und rechtschaffenen Arbeitern an der Jugend nur ein klein wenig habe vor-
arbeiten
Eltern und Lehrer.
ſchied unter Aufſaͤtzen die zum Beten, oder nur zum Herſagen taugen, ſelbſt einſehen oder ihren Kindern deutlich machen wollen.
Meine zweite Abſicht war, ein Ge- bet- und Lieder- Buch, ſowol fuͤr Kinder als fuͤr junge Chriſten reiferen Alters, zu machen. Hieraus entſtund die Nothwendigkeit, das Buch in zween Haupt-Theile zu thei- len; deren Beſtimmung auf dem beſonderen Titel eines jeden Theils ſo genau angegeben iſt, daß ich hier nicht noͤthig habe, ausfuͤhrli- cher davon zu reden. Ich habe mir ſowol im erſten als im zweiten Theil bey der Wahl der Gebete, Lieder und Verſe die Verſtaͤndlich- keit des Innhalts und die Deutlichkeit des Ausdrucks zum Geſetz gemacht. Diß kann freilich nicht anderſt als verhaͤltniß-maͤſſig ver- ſtanden werden. Einem Kinde iſt das noch dunkel, was dem andern von gleichem Alter ſehr deutlich iſt. Einem ſchon etwas unter- richteten oder gebildeten Kind kann etwas ver- ſtaͤndlich ſeyn, was einem ganz unwiſſenden nicht einmal erklaͤret werden kann. Die Ver- ſe und Gebete ſind zwar meiſtens ſo, daß ſie leicht verſtanden, oder, wie es mich duͤnkt, durch einen jeden chriſtlichen Vater, Mutter oder Lehrer dem Kind erklaͤrt und deutlich ge- macht werden koͤnnen, aber eine kluge Aus- wahl auf Seiten der Eltern muß doch noch das Beſte thun: und ich bekenne gern, daß ich ſolchen wuͤrdigen und rechtſchaffenen Arbeitern an der Jugend nur ein klein wenig habe vor-
arbeiten
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[XV/0019]
Eltern und Lehrer.
ſchied unter Aufſaͤtzen die zum Beten, oder
nur zum Herſagen taugen, ſelbſt einſehen
oder ihren Kindern deutlich machen wollen.
Meine zweite Abſicht war, ein Ge-
bet- und Lieder- Buch, ſowol fuͤr Kinder
als fuͤr junge Chriſten reiferen Alters, zu
machen. Hieraus entſtund die Nothwendigkeit,
das Buch in zween Haupt-Theile zu thei-
len; deren Beſtimmung auf dem beſonderen
Titel eines jeden Theils ſo genau angegeben
iſt, daß ich hier nicht noͤthig habe, ausfuͤhrli-
cher davon zu reden. Ich habe mir ſowol im
erſten als im zweiten Theil bey der Wahl der
Gebete, Lieder und Verſe die Verſtaͤndlich-
keit des Innhalts und die Deutlichkeit des
Ausdrucks zum Geſetz gemacht. Diß kann
freilich nicht anderſt als verhaͤltniß-maͤſſig ver-
ſtanden werden. Einem Kinde iſt das noch
dunkel, was dem andern von gleichem Alter
ſehr deutlich iſt. Einem ſchon etwas unter-
richteten oder gebildeten Kind kann etwas ver-
ſtaͤndlich ſeyn, was einem ganz unwiſſenden
nicht einmal erklaͤret werden kann. Die Ver-
ſe und Gebete ſind zwar meiſtens ſo, daß ſie
leicht verſtanden, oder, wie es mich duͤnkt,
durch einen jeden chriſtlichen Vater, Mutter
oder Lehrer dem Kind erklaͤrt und deutlich ge-
macht werden koͤnnen, aber eine kluge Aus-
wahl auf Seiten der Eltern muß doch noch das
Beſte thun: und ich bekenne gern, daß ich
ſolchen wuͤrdigen und rechtſchaffenen Arbeitern
an der Jugend nur ein klein wenig habe vor-
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/19>, abgerufen am 03.07.2024.
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