Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.Siebentes Capitel. Von den moralischen Einwirkungen, welche durch Wohlfahrtsvereine zur Verhütung der Trunksucht geboten werden. Wir haben vorhin die Strafbestimmungen, welche jedes Zeitalter zur Unterdrückung der Trunksucht erlassen zu müssen geglaubt hat, an uns vorübergehen lassen; wir haben gesehen, daß alle Gesetzgeber bei den verschiedenen Nationen dieses Laster zu ersticken sich beeifert haben, und daß es trotzdem fortgekeimt und weiter um sich gegriffen hat; daß endlich auch alle jemals zu seiner Vernichtung gegebenen Gesetze, lange bevor dem Uebel, zu dessen Bekämpfung sie bestimmt waren, Einhalt gethan worden, außer Kraft gekommen sind. - Warum denn nur aber? welcher Ursache soll man sie zuschreiben, diese Schwierigkeit, den Ueberfluthungen einer der erbärmlichsten und dem Gemeinwohl schädlichsten Leidenschaften einen sichern Damm entgegenzusetzen? Sind etwa die Gesetze dagegen zu hart gewesen? oder hat es denselben vielmehr an der nöthigen Strenge gefehlt? Wir sind der Meinung, daß, solange sie in Kraft gewesen und streng ausgeführt worden, sie auch den fraglichen Excessen einen Zügel angelegt, dieselben gehemmt haben müssen; sie haben aber ihr völliges Aufhören Siebentes Capitel. Von den moralischen Einwirkungen, welche durch Wohlfahrtsvereine zur Verhütung der Trunksucht geboten werden. Wir haben vorhin die Strafbestimmungen, welche jedes Zeitalter zur Unterdrückung der Trunksucht erlassen zu müssen geglaubt hat, an uns vorübergehen lassen; wir haben gesehen, daß alle Gesetzgeber bei den verschiedenen Nationen dieses Laster zu ersticken sich beeifert haben, und daß es trotzdem fortgekeimt und weiter um sich gegriffen hat; daß endlich auch alle jemals zu seiner Vernichtung gegebenen Gesetze, lange bevor dem Uebel, zu dessen Bekämpfung sie bestimmt waren, Einhalt gethan worden, außer Kraft gekommen sind. – Warum denn nur aber? welcher Ursache soll man sie zuschreiben, diese Schwierigkeit, den Ueberfluthungen einer der erbärmlichsten und dem Gemeinwohl schädlichsten Leidenschaften einen sichern Damm entgegenzusetzen? Sind etwa die Gesetze dagegen zu hart gewesen? oder hat es denselben vielmehr an der nöthigen Strenge gefehlt? Wir sind der Meinung, daß, solange sie in Kraft gewesen und streng ausgeführt worden, sie auch den fraglichen Excessen einen Zügel angelegt, dieselben gehemmt haben müssen; sie haben aber ihr völliges Aufhören <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0077" n="[67]"/> <head rendition="#b">Siebentes Capitel.</head><lb/> <head rendition="#b">Von den moralischen Einwirkungen, welche durch Wohlfahrtsvereine zur Verhütung der Trunksucht geboten werden.</head><lb/> <p>Wir haben vorhin die Strafbestimmungen, welche jedes Zeitalter zur Unterdrückung der Trunksucht erlassen zu müssen geglaubt hat, an uns vorübergehen lassen; wir haben gesehen, daß alle Gesetzgeber bei den verschiedenen Nationen dieses Laster zu ersticken sich beeifert haben, und daß es trotzdem fortgekeimt und weiter um sich gegriffen hat; daß endlich auch alle jemals zu seiner Vernichtung gegebenen Gesetze, lange bevor dem Uebel, zu dessen Bekämpfung sie bestimmt waren, Einhalt gethan worden, außer Kraft gekommen sind. – Warum denn nur aber? welcher Ursache soll man sie zuschreiben, diese Schwierigkeit, den Ueberfluthungen einer der erbärmlichsten und dem Gemeinwohl schädlichsten Leidenschaften einen sichern Damm entgegenzusetzen? Sind etwa die Gesetze dagegen zu hart gewesen? oder hat es denselben vielmehr an der nöthigen Strenge gefehlt?</p> <p>Wir sind der Meinung, daß, solange sie in Kraft gewesen und streng ausgeführt worden, sie auch den fraglichen Excessen einen Zügel angelegt, dieselben gehemmt haben müssen; sie haben aber ihr völliges Aufhören </p> </div> </body> </text> </TEI> [[67]/0077]
Siebentes Capitel.
Von den moralischen Einwirkungen, welche durch Wohlfahrtsvereine zur Verhütung der Trunksucht geboten werden.
Wir haben vorhin die Strafbestimmungen, welche jedes Zeitalter zur Unterdrückung der Trunksucht erlassen zu müssen geglaubt hat, an uns vorübergehen lassen; wir haben gesehen, daß alle Gesetzgeber bei den verschiedenen Nationen dieses Laster zu ersticken sich beeifert haben, und daß es trotzdem fortgekeimt und weiter um sich gegriffen hat; daß endlich auch alle jemals zu seiner Vernichtung gegebenen Gesetze, lange bevor dem Uebel, zu dessen Bekämpfung sie bestimmt waren, Einhalt gethan worden, außer Kraft gekommen sind. – Warum denn nur aber? welcher Ursache soll man sie zuschreiben, diese Schwierigkeit, den Ueberfluthungen einer der erbärmlichsten und dem Gemeinwohl schädlichsten Leidenschaften einen sichern Damm entgegenzusetzen? Sind etwa die Gesetze dagegen zu hart gewesen? oder hat es denselben vielmehr an der nöthigen Strenge gefehlt?
Wir sind der Meinung, daß, solange sie in Kraft gewesen und streng ausgeführt worden, sie auch den fraglichen Excessen einen Zügel angelegt, dieselben gehemmt haben müssen; sie haben aber ihr völliges Aufhören
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