Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.Dunkel zurück zu versinken. Wohlan! diese Gestalten gehören weder der Armuth noch dem Elend an; sie gehören jenen traurigen Geschöpfen an, welche, aus der Trunkenheit entstanden, der Trunkenheit ergeben sind und bei denen man auf der Flüssigkeitswage nicht den Blutgehalt, sondern den Alkoholgrad bemessen sollte. Nach den Sterblichkeits-Tabellen Londons stirbt die Hälfte der Kinder, welche in dieser Stadt geboren werden, vor dem Alter von drei Jahren, während bei den Quäkern, welche religiöse Secte sich in ihrer Lebensweise der strengsten Mäßigkeit befleißigt, die Halbschied es bis zum Alter von siebenundvierzig Jahren bringt. Im Jahre 1720 war man in London höchst verwundert über eine bedeutende Abnahme in den Geburten, und die Regierung ließ deßhalb eine Nachforschung anstellen, woraus sich dann ergab, daß der Trunksucht die hauptsächliche Schuld daran beizumessen war.
"Zuerst bemerkte er, die Arbeit sei behufs der Feststellung der Berechnung einer Lebensversicherungsbank unternommen worden, weßhalb er sein Augenmerk auch nur auf eigentliche Säufer, nicht auf Personen gerichtet habe, die nur dann und wann übermäßig trinken oder sich im Genusse von geistigen Getränken an keine strenge Regel binden. Die Sterblichkeit, die sich aus den Tabellen ergiebt, war überhaupt gewaltig. Auf die 6111,5 Lebensjahre, auf welche sich die Beobachtungen erstreckten, kamen 157 Sterbefälle, während, wenn dasselbe Sterblichkeitsverhältniß obgewaltet hätte, welches die Gesammtbevölkerung von England und Wales darbietet, nur 110 auf sie gekommen sein würden. Im Lebensalter von 21-30 Jahren war die Sterblichkeit fünf Mal Dunkel zurück zu versinken. Wohlan! diese Gestalten gehören weder der Armuth noch dem Elend an; sie gehören jenen traurigen Geschöpfen an, welche, aus der Trunkenheit entstanden, der Trunkenheit ergeben sind und bei denen man auf der Flüssigkeitswage nicht den Blutgehalt, sondern den Alkoholgrad bemessen sollte. Nach den Sterblichkeits-Tabellen Londons stirbt die Hälfte der Kinder, welche in dieser Stadt geboren werden, vor dem Alter von drei Jahren, während bei den Quäkern, welche religiöse Secte sich in ihrer Lebensweise der strengsten Mäßigkeit befleißigt, die Halbschied es bis zum Alter von siebenundvierzig Jahren bringt. Im Jahre 1720 war man in London höchst verwundert über eine bedeutende Abnahme in den Geburten, und die Regierung ließ deßhalb eine Nachforschung anstellen, woraus sich dann ergab, daß der Trunksucht die hauptsächliche Schuld daran beizumessen war.
„Zuerst bemerkte er, die Arbeit sei behufs der Feststellung der Berechnung einer Lebensversicherungsbank unternommen worden, weßhalb er sein Augenmerk auch nur auf eigentliche Säufer, nicht auf Personen gerichtet habe, die nur dann und wann übermäßig trinken oder sich im Genusse von geistigen Getränken an keine strenge Regel binden. Die Sterblichkeit, die sich aus den Tabellen ergiebt, war überhaupt gewaltig. Auf die 6111,5 Lebensjahre, auf welche sich die Beobachtungen erstreckten, kamen 157 Sterbefälle, während, wenn dasselbe Sterblichkeitsverhältniß obgewaltet hätte, welches die Gesammtbevölkerung von England und Wales darbietet, nur 110 auf sie gekommen sein würden. Im Lebensalter von 21–30 Jahren war die Sterblichkeit fünf Mal <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0047" n="37"/> Dunkel zurück zu versinken. Wohlan! diese Gestalten gehören weder der Armuth noch dem Elend an; sie gehören jenen traurigen Geschöpfen an, welche, aus der Trunkenheit entstanden, der Trunkenheit ergeben sind und bei denen man auf der Flüssigkeitswage nicht den Blutgehalt, sondern den Alkoholgrad bemessen sollte.</p> <p>Nach den Sterblichkeits-Tabellen Londons stirbt die Hälfte der Kinder, welche in dieser Stadt geboren werden, vor dem Alter von drei Jahren, während bei den Quäkern, welche religiöse Secte sich in ihrer Lebensweise der strengsten Mäßigkeit befleißigt, die Halbschied es bis zum Alter von siebenundvierzig Jahren bringt.</p> <p>Im Jahre 1720 war man in London höchst verwundert über eine bedeutende Abnahme in den Geburten, und die Regierung ließ deßhalb eine Nachforschung anstellen, woraus sich dann ergab, daß der Trunksucht die hauptsächliche Schuld daran beizumessen war.</p> <p><lb/> </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><lb/> Zum Schlusse dieses Capitels kann der deutsche Bearbeiter dieses Werkchens nicht umhin, aus einer der statistischen Gesellschaft zu London von <hi rendition="#g">F. G. P. Neison</hi>, Esq., vorgetragenen Abhandlung über das Sterblichkeitsverhältniß von Personen, welche unmäßig trinken, hier noch Folgendes mitzutheilen:</p> <p>„Zuerst bemerkte er, die Arbeit sei behufs der Feststellung der Berechnung einer Lebensversicherungsbank unternommen worden, weßhalb er sein Augenmerk auch nur auf eigentliche Säufer, nicht auf Personen gerichtet habe, die nur dann und wann übermäßig trinken oder sich im Genusse von geistigen Getränken an keine strenge Regel binden. Die Sterblichkeit, die sich aus den Tabellen ergiebt, war überhaupt gewaltig. Auf die 6111,5 Lebensjahre, auf welche sich die Beobachtungen erstreckten, kamen 157 Sterbefälle, während, wenn dasselbe Sterblichkeitsverhältniß obgewaltet hätte, welches die Gesammtbevölkerung von England und Wales darbietet, nur 110 auf sie gekommen sein würden. Im Lebensalter von 21–30 Jahren war die Sterblichkeit fünf Mal </p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0047]
Dunkel zurück zu versinken. Wohlan! diese Gestalten gehören weder der Armuth noch dem Elend an; sie gehören jenen traurigen Geschöpfen an, welche, aus der Trunkenheit entstanden, der Trunkenheit ergeben sind und bei denen man auf der Flüssigkeitswage nicht den Blutgehalt, sondern den Alkoholgrad bemessen sollte.
Nach den Sterblichkeits-Tabellen Londons stirbt die Hälfte der Kinder, welche in dieser Stadt geboren werden, vor dem Alter von drei Jahren, während bei den Quäkern, welche religiöse Secte sich in ihrer Lebensweise der strengsten Mäßigkeit befleißigt, die Halbschied es bis zum Alter von siebenundvierzig Jahren bringt.
Im Jahre 1720 war man in London höchst verwundert über eine bedeutende Abnahme in den Geburten, und die Regierung ließ deßhalb eine Nachforschung anstellen, woraus sich dann ergab, daß der Trunksucht die hauptsächliche Schuld daran beizumessen war.
Zum Schlusse dieses Capitels kann der deutsche Bearbeiter dieses Werkchens nicht umhin, aus einer der statistischen Gesellschaft zu London von F. G. P. Neison, Esq., vorgetragenen Abhandlung über das Sterblichkeitsverhältniß von Personen, welche unmäßig trinken, hier noch Folgendes mitzutheilen:
„Zuerst bemerkte er, die Arbeit sei behufs der Feststellung der Berechnung einer Lebensversicherungsbank unternommen worden, weßhalb er sein Augenmerk auch nur auf eigentliche Säufer, nicht auf Personen gerichtet habe, die nur dann und wann übermäßig trinken oder sich im Genusse von geistigen Getränken an keine strenge Regel binden. Die Sterblichkeit, die sich aus den Tabellen ergiebt, war überhaupt gewaltig. Auf die 6111,5 Lebensjahre, auf welche sich die Beobachtungen erstreckten, kamen 157 Sterbefälle, während, wenn dasselbe Sterblichkeitsverhältniß obgewaltet hätte, welches die Gesammtbevölkerung von England und Wales darbietet, nur 110 auf sie gekommen sein würden. Im Lebensalter von 21–30 Jahren war die Sterblichkeit fünf Mal
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-01T10:28:26Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Benjamin Fiechter, Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-01T10:28:26Z)
Bayerische Staatsbibliothek München: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-11-01T10:28:26Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription: Die Transkription erfolgte nach den unter http://de.wikisource.org/wiki/Wikisource:Editionsrichtlinien formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |