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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Zweyter Theil.
§ 223.

Zuerst stellt sie also die beobachteten körperlichen Er-
scheinungen am Menschen dar. Sie stützt sich hier auf die
Anatomie, von welcher sie die Kenntniß des Substrates die-
ser Erscheinungen entlehnt, und die größere oder geringere
Vollkommenheit dieser Lehre ist daher von beträchtlichem
Einflusse auf sie.

§ 224.

Sie entwickelt also hier den Nutzen dieser Theile, wel-
cher theils unmittelbar wahrgenommen, und mit Hülfe einer
zureichenden anatomischen Kenntniß durch eine leichte Be-
obachtung erkannt wird, theils versteckter liegt, und mit
mehreren Schwierigkeiten entdeckt wird.

§ 225.

Im letztern Falle ruft sie außer der Anatomie, welche
ihr immer zur Seite geht, auch die Anthropochemie zu Hülfe
(deren bisherige gänzliche Verweisung auf diesen Theil der
Physiologie nur durch ihren bisherigen mangelhaften Zustand
entschuldigt werden kann), um zu untersuchen, welche Mi-
schungsveränderungen durch den bestimmten Theil vor sich
gehen, und welchen Einfluß er hierdurch auf den ganzen
Organismus hat.

§ 226.

Sie bedient sich ferner der Versuche, d. h. sie verän-
dert auf mancherley Art die Verhältnisse des Organes, um
die dadurch erfolgenden Modificationen seiner Erscheinungen
zu beobachten, und daraus auf die wesentlichen Bedingung
seiner Würkungen zu schließen.

§ 227.

Eben so sucht sie auch durch Versuche die Würkungen
des Organs aufzuheben, um durch Beobachtung des daraus

entstehen-
Zweyter Theil.
§ 223.

Zuerſt ſtellt ſie alſo die beobachteten koͤrperlichen Er-
ſcheinungen am Menſchen dar. Sie ſtuͤtzt ſich hier auf die
Anatomie, von welcher ſie die Kenntniß des Subſtrates die-
ſer Erſcheinungen entlehnt, und die groͤßere oder geringere
Vollkommenheit dieſer Lehre iſt daher von betraͤchtlichem
Einfluſſe auf ſie.

§ 224.

Sie entwickelt alſo hier den Nutzen dieſer Theile, wel-
cher theils unmittelbar wahrgenommen, und mit Huͤlfe einer
zureichenden anatomiſchen Kenntniß durch eine leichte Be-
obachtung erkannt wird, theils verſteckter liegt, und mit
mehreren Schwierigkeiten entdeckt wird.

§ 225.

Im letztern Falle ruft ſie außer der Anatomie, welche
ihr immer zur Seite geht, auch die Anthropochemie zu Huͤlfe
(deren bisherige gaͤnzliche Verweiſung auf dieſen Theil der
Phyſiologie nur durch ihren bisherigen mangelhaften Zuſtand
entſchuldigt werden kann), um zu unterſuchen, welche Mi-
ſchungsveraͤnderungen durch den beſtimmten Theil vor ſich
gehen, und welchen Einfluß er hierdurch auf den ganzen
Organismus hat.

§ 226.

Sie bedient ſich ferner der Verſuche, d. h. ſie veraͤn-
dert auf mancherley Art die Verhaͤltniſſe des Organes, um
die dadurch erfolgenden Modificationen ſeiner Erſcheinungen
zu beobachten, und daraus auf die weſentlichen Bedingung
ſeiner Wuͤrkungen zu ſchließen.

§ 227.

Eben ſo ſucht ſie auch durch Verſuche die Wuͤrkungen
des Organs aufzuheben, um durch Beobachtung des daraus

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[70/0088] Zweyter Theil. § 223. Zuerſt ſtellt ſie alſo die beobachteten koͤrperlichen Er- ſcheinungen am Menſchen dar. Sie ſtuͤtzt ſich hier auf die Anatomie, von welcher ſie die Kenntniß des Subſtrates die- ſer Erſcheinungen entlehnt, und die groͤßere oder geringere Vollkommenheit dieſer Lehre iſt daher von betraͤchtlichem Einfluſſe auf ſie. § 224. Sie entwickelt alſo hier den Nutzen dieſer Theile, wel- cher theils unmittelbar wahrgenommen, und mit Huͤlfe einer zureichenden anatomiſchen Kenntniß durch eine leichte Be- obachtung erkannt wird, theils verſteckter liegt, und mit mehreren Schwierigkeiten entdeckt wird. § 225. Im letztern Falle ruft ſie außer der Anatomie, welche ihr immer zur Seite geht, auch die Anthropochemie zu Huͤlfe (deren bisherige gaͤnzliche Verweiſung auf dieſen Theil der Phyſiologie nur durch ihren bisherigen mangelhaften Zuſtand entſchuldigt werden kann), um zu unterſuchen, welche Mi- ſchungsveraͤnderungen durch den beſtimmten Theil vor ſich gehen, und welchen Einfluß er hierdurch auf den ganzen Organismus hat. § 226. Sie bedient ſich ferner der Verſuche, d. h. ſie veraͤn- dert auf mancherley Art die Verhaͤltniſſe des Organes, um die dadurch erfolgenden Modificationen ſeiner Erſcheinungen zu beobachten, und daraus auf die weſentlichen Bedingung ſeiner Wuͤrkungen zu ſchließen. § 227. Eben ſo ſucht ſie auch durch Verſuche die Wuͤrkungen des Organs aufzuheben, um durch Beobachtung des daraus entſtehen-

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/88>, abgerufen am 24.11.2024.