Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.Erster Theil. § 123. 4. Der letzte Zweck, nach welchem die Heilkunst strebt, *) Stahl de empiria rationali. Halae 709. 4. Ritters Bemerkungen über die Möglichkeit und Nothwendig- keit, die Arzneykunst zur Wissenschaft zu erheben. (Im phi- losoph. Journal IX. Bd. 3. Heft, S. 283). § 124. Dies System gründet sich auf eine vollständige Er- § 125. Es bezieht sich nicht auf die letzten Gründe der Erschei- Ge-
Erſter Theil. § 123. 4. Der letzte Zweck, nach welchem die Heilkunſt ſtrebt, *) Stahl de empiria rationali. Halae 709. 4. Ritters Bemerkungen uͤber die Moͤglichkeit und Nothwendig- keit, die Arzneykunſt zur Wiſſenſchaft zu erheben. (Im phi- loſoph. Journal IX. Bd. 3. Heft, S. 283). § 124. Dies Syſtem gruͤndet ſich auf eine vollſtaͤndige Er- § 125. Es bezieht ſich nicht auf die letzten Gruͤnde der Erſchei- Ge-
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Erſter Theil.
§ 123.
4. Der letzte Zweck, nach welchem die Heilkunſt ſtrebt,
iſt ſyſtematiſcher Empirismus *). Dieſer nemlich,
erkennt oberſte Principien an, durch deren Huͤlfe er ſaͤmmtli-
che Erſcheinungen in der menſchlichen Natur, nach ihrem eige-
nen Weſen dargeſtellt, an einander kettet, ihren Urſprung
und ihre gegenſeitige und hoͤchſte Beſtimmung erlaͤutert, ih-
ren Cauſſalzuſammenhang befriedigend entwickelt, und auf
dieſem Wege eine vollſtaͤndige Ueberſicht der Wuͤrkungsge-
ſetze der menſchlichen Natur gewaͤhrt.
*⁾ Stahl de empiria rationali. Halae 709. 4.
Ritters Bemerkungen uͤber die Moͤglichkeit und Nothwendig-
keit, die Arzneykunſt zur Wiſſenſchaft zu erheben. (Im phi-
loſoph. Journal IX. Bd. 3. Heft, S. 283).
§ 124.
Dies Syſtem gruͤndet ſich auf eine vollſtaͤndige Er-
fahrung, (§ 80) durch richtige und vollſtaͤndige Induction
erworben, es wird die Ausſoͤhnung des Empirismus mit
dem Dogmatismus, und die Vollendung der Heilkunſt. Es
ſtellt alle moͤgliche Anſichten des Menſchen auf, d. h. es
ſchildert ihn als ſchlechthin phyſiſches und chemiſches, als
organiſches, thieriſches und geiſtiges Weſen, erklaͤrt aus
dem Zuſammentreffen dieſer Kraͤfte ſeine ſaͤmmtlichen Er-
ſcheinungen, und beſtimmt die Graͤnzen, in welchen jede
dieſer Kraͤfte ſich wirkſam erweiſet.
§ 125.
Es bezieht ſich nicht auf die letzten Gruͤnde der Erſchei-
nungen, weil dieſelben vermoͤge der Graͤnzen unſres Er-
kenntnißvermoͤgens unzugaͤnglich ſind. Es entdeckt vielmehr
das Gemeinſame an den Naturerſcheinungen, und findet die
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