Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Kritik der Heilkunst.
Ursachen, des Sitzes, des Grades, der Dauer, der Aeus-
serung und der Folgen wahrnimmt.

§ 82.

Diese Reyhe von Actionen, nämlich Wahrnehmung,
Beobachtung, Schlüsse durch Induction und Analogie, ge-
ben nun die Erfahrung der Heilkunst, als welche ihre einzige
Quelle in sich begreift.

§ 83.

Auf diese Art kann also die Heilkunst niemals ohne
Theorie existiren, und beyde haben einen gleichzeitigen Ur-
sprung gehabt, da die Eine ohne die Andere sich nicht den-
ken läßt. Unter Theorie der Heilkunst versteht man nämlich
die Einsicht in die krankhaften Erscheinungen, wie dieselben
durch Wirkung der innern und äussern Verhältnisse auf die
Kräfte des Menschen von Grad zu Grad bestimmt, und
durch andere Verhältnisse von Grad zu Grad aufgehoben
werden.

§ 84.

Umfaßt nun eine Theorie sämmtliche Theile der Heil-
kunst, und ist durch ein einiges, höchstes Princip, Ord-
nung, Vollständigkeit und der innigste Zusammenhang in
die Darstellung derselben gebracht worden, so hat man ein
System der Heilkunst.



Fünftes Kapitel.
Gewißheit der Heilkunst
.


§ 85.

Es herrscht eine unwandelbare Stetigkeit in der Natur, ih-
re Gesetze sind unvergänglich und unnachlaßlich; und wenn wir

in

Kritik der Heilkunſt.
Urſachen, des Sitzes, des Grades, der Dauer, der Aeuſ-
ſerung und der Folgen wahrnimmt.

§ 82.

Dieſe Reyhe von Actionen, naͤmlich Wahrnehmung,
Beobachtung, Schluͤſſe durch Induction und Analogie, ge-
ben nun die Erfahrung der Heilkunſt, als welche ihre einzige
Quelle in ſich begreift.

§ 83.

Auf dieſe Art kann alſo die Heilkunſt niemals ohne
Theorie exiſtiren, und beyde haben einen gleichzeitigen Ur-
ſprung gehabt, da die Eine ohne die Andere ſich nicht den-
ken laͤßt. Unter Theorie der Heilkunſt verſteht man naͤmlich
die Einſicht in die krankhaften Erſcheinungen, wie dieſelben
durch Wirkung der innern und aͤuſſern Verhaͤltniſſe auf die
Kraͤfte des Menſchen von Grad zu Grad beſtimmt, und
durch andere Verhaͤltniſſe von Grad zu Grad aufgehoben
werden.

§ 84.

Umfaßt nun eine Theorie ſaͤmmtliche Theile der Heil-
kunſt, und iſt durch ein einiges, hoͤchſtes Princip, Ord-
nung, Vollſtaͤndigkeit und der innigſte Zuſammenhang in
die Darſtellung derſelben gebracht worden, ſo hat man ein
Syſtem der Heilkunſt.



Fuͤnftes Kapitel.
Gewißheit der Heilkunſt
.


§ 85.

Es herrſcht eine unwandelbare Stetigkeit in der Natur, ih-
re Geſetze ſind unvergaͤnglich und unnachlaßlich; und wenn wir

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <p><pb facs="#f0047" n="29"/><fw place="top" type="header">Kritik der Heilkun&#x017F;t.</fw><lb/>
Ur&#x017F;achen, des Sitzes, des Grades, der Dauer, der Aeu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erung und der Folgen wahrnimmt.</p>
            </div><lb/>
            <div n="5">
              <head>§ 82.</head><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Reyhe von Actionen, na&#x0364;mlich Wahrnehmung,<lb/>
Beobachtung, Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e durch Induction und Analogie, ge-<lb/>
ben nun die Erfahrung der Heilkun&#x017F;t, als welche ihre einzige<lb/>
Quelle in &#x017F;ich begreift.</p>
            </div><lb/>
            <div n="5">
              <head>§ 83.</head><lb/>
              <p>Auf die&#x017F;e Art kann al&#x017F;o die Heilkun&#x017F;t niemals ohne<lb/>
Theorie exi&#x017F;tiren, und beyde haben einen gleichzeitigen Ur-<lb/>
&#x017F;prung gehabt, da die Eine ohne die Andere &#x017F;ich nicht den-<lb/>
ken la&#x0364;ßt. Unter Theorie der Heilkun&#x017F;t ver&#x017F;teht man na&#x0364;mlich<lb/>
die Ein&#x017F;icht in die krankhaften Er&#x017F;cheinungen, wie die&#x017F;elben<lb/>
durch Wirkung der innern und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e auf die<lb/>
Kra&#x0364;fte des Men&#x017F;chen von Grad zu Grad be&#x017F;timmt, und<lb/>
durch andere Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e von Grad zu Grad aufgehoben<lb/>
werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="5">
              <head>§ 84.</head><lb/>
              <p>Umfaßt nun eine Theorie &#x017F;a&#x0364;mmtliche Theile der Heil-<lb/>
kun&#x017F;t, und i&#x017F;t durch ein einiges, ho&#x0364;ch&#x017F;tes Princip, Ord-<lb/>
nung, Voll&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit und der innig&#x017F;te Zu&#x017F;ammenhang in<lb/>
die Dar&#x017F;tellung der&#x017F;elben gebracht worden, &#x017F;o hat man ein<lb/>
Sy&#x017F;tem der Heilkun&#x017F;t.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="4">
            <head><hi rendition="#g">Fu&#x0364;nftes Kapitel.<lb/>
Gewißheit der Heilkun&#x017F;t</hi>.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="5">
              <head>§ 85.</head><lb/>
              <p>Es herr&#x017F;cht eine unwandelbare Stetigkeit in der Natur, ih-<lb/>
re Ge&#x017F;etze &#x017F;ind unverga&#x0364;nglich und unnachlaßlich; und wenn wir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0047] Kritik der Heilkunſt. Urſachen, des Sitzes, des Grades, der Dauer, der Aeuſ- ſerung und der Folgen wahrnimmt. § 82. Dieſe Reyhe von Actionen, naͤmlich Wahrnehmung, Beobachtung, Schluͤſſe durch Induction und Analogie, ge- ben nun die Erfahrung der Heilkunſt, als welche ihre einzige Quelle in ſich begreift. § 83. Auf dieſe Art kann alſo die Heilkunſt niemals ohne Theorie exiſtiren, und beyde haben einen gleichzeitigen Ur- ſprung gehabt, da die Eine ohne die Andere ſich nicht den- ken laͤßt. Unter Theorie der Heilkunſt verſteht man naͤmlich die Einſicht in die krankhaften Erſcheinungen, wie dieſelben durch Wirkung der innern und aͤuſſern Verhaͤltniſſe auf die Kraͤfte des Menſchen von Grad zu Grad beſtimmt, und durch andere Verhaͤltniſſe von Grad zu Grad aufgehoben werden. § 84. Umfaßt nun eine Theorie ſaͤmmtliche Theile der Heil- kunſt, und iſt durch ein einiges, hoͤchſtes Princip, Ord- nung, Vollſtaͤndigkeit und der innigſte Zuſammenhang in die Darſtellung derſelben gebracht worden, ſo hat man ein Syſtem der Heilkunſt. Fuͤnftes Kapitel. Gewißheit der Heilkunſt. § 85. Es herrſcht eine unwandelbare Stetigkeit in der Natur, ih- re Geſetze ſind unvergaͤnglich und unnachlaßlich; und wenn wir in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/47
Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/47>, abgerufen am 21.11.2024.