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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Dritter Theil.
antia) eingetheilt werden. Bey den stehenden werden die
Kranken in einem eignen Hause, gewöhnlich an einem grös-
sern Spitale, aufgenommen, von eigens dazu bestimmten
Wärtern gepflegt, und daselbst von den Aerzten beobachtet.
Bey den wandelnden werden sie in ihren eigenen Wohnungen
aufgesucht, oder sie holen sich, wenn sie nicht darnieder lie-
gen, selbst Rath.

§ 775.

Jede Gattung dieser Anstalten hat für den angehenden
Arzt ihre eigenen Vortheile. Die wesentlichen Vortheile
der wandelnden find, daß er sich 1) an die Privatpraxis und
an alle die Schwierigkeiten gewöhnt, mit welchen sie zu käm-
pfen hat; 2) daß er die Unpäßlichkeiten und geringfügige
Krankheiten kennen lernt, welche in Hospitälern gemeiniglich
nicht vorkommen; 3) daß er mehr auf die Anordnung der
äussern Umstände, welche die eigentliche Kur unterstützen
müssen, achten lernt.

§ 776.

Bey den stehenden hingegen hat er 1) mehr Gelegenheit,
merkwürdige Fälle zu beobachten, weil der Lehrer aus
dem damit verbundenen Spitale die Kranken, welche ihm
die zweckmäßigsten dünken, auswählen kann; 2) kann er
sichre Beobachtungen anstellen, da er durch die Kranken
nicht getäuscht wird, sondern sich immer des Zeugnisses der
Wärter bedienen kann; 3) stehn ihm alle Hülfsmittel zur
Heilung zu Gebote: Pflege, Arzneyen, Nahrung, Klei-
der, Luft etc.

§ 777.

Aus Vergleichung dieser Vortheile ergiebt sich: daß
man in den stehenden richtigere Erfahrungen sammeln, in
den wandelnden aber mehr sein savoir faire ausbilden, und
sich an die äußern unwesentlichen Schwierigkeiten der Praxis
gewöhnen lernt.


§ 788.

Dritter Theil.
antia) eingetheilt werden. Bey den ſtehenden werden die
Kranken in einem eignen Hauſe, gewoͤhnlich an einem groͤſ-
ſern Spitale, aufgenommen, von eigens dazu beſtimmten
Waͤrtern gepflegt, und daſelbſt von den Aerzten beobachtet.
Bey den wandelnden werden ſie in ihren eigenen Wohnungen
aufgeſucht, oder ſie holen ſich, wenn ſie nicht darnieder lie-
gen, ſelbſt Rath.

§ 775.

Jede Gattung dieſer Anſtalten hat fuͤr den angehenden
Arzt ihre eigenen Vortheile. Die weſentlichen Vortheile
der wandelnden find, daß er ſich 1) an die Privatpraxis und
an alle die Schwierigkeiten gewoͤhnt, mit welchen ſie zu kaͤm-
pfen hat; 2) daß er die Unpaͤßlichkeiten und geringfuͤgige
Krankheiten kennen lernt, welche in Hoſpitaͤlern gemeiniglich
nicht vorkommen; 3) daß er mehr auf die Anordnung der
aͤuſſern Umſtaͤnde, welche die eigentliche Kur unterſtuͤtzen
muͤſſen, achten lernt.

§ 776.

Bey den ſtehenden hingegen hat er 1) mehr Gelegenheit,
merkwuͤrdige Faͤlle zu beobachten, weil der Lehrer aus
dem damit verbundenen Spitale die Kranken, welche ihm
die zweckmaͤßigſten duͤnken, auswaͤhlen kann; 2) kann er
ſichre Beobachtungen anſtellen, da er durch die Kranken
nicht getaͤuſcht wird, ſondern ſich immer des Zeugniſſes der
Waͤrter bedienen kann; 3) ſtehn ihm alle Huͤlfsmittel zur
Heilung zu Gebote: Pflege, Arzneyen, Nahrung, Klei-
der, Luft ꝛc.

§ 777.

Aus Vergleichung dieſer Vortheile ergiebt ſich: daß
man in den ſtehenden richtigere Erfahrungen ſammeln, in
den wandelnden aber mehr ſein ſavoir faire ausbilden, und
ſich an die aͤußern unweſentlichen Schwierigkeiten der Praxis
gewoͤhnen lernt.


§ 788.
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[248/0266] Dritter Theil. antia) eingetheilt werden. Bey den ſtehenden werden die Kranken in einem eignen Hauſe, gewoͤhnlich an einem groͤſ- ſern Spitale, aufgenommen, von eigens dazu beſtimmten Waͤrtern gepflegt, und daſelbſt von den Aerzten beobachtet. Bey den wandelnden werden ſie in ihren eigenen Wohnungen aufgeſucht, oder ſie holen ſich, wenn ſie nicht darnieder lie- gen, ſelbſt Rath. § 775. Jede Gattung dieſer Anſtalten hat fuͤr den angehenden Arzt ihre eigenen Vortheile. Die weſentlichen Vortheile der wandelnden find, daß er ſich 1) an die Privatpraxis und an alle die Schwierigkeiten gewoͤhnt, mit welchen ſie zu kaͤm- pfen hat; 2) daß er die Unpaͤßlichkeiten und geringfuͤgige Krankheiten kennen lernt, welche in Hoſpitaͤlern gemeiniglich nicht vorkommen; 3) daß er mehr auf die Anordnung der aͤuſſern Umſtaͤnde, welche die eigentliche Kur unterſtuͤtzen muͤſſen, achten lernt. § 776. Bey den ſtehenden hingegen hat er 1) mehr Gelegenheit, merkwuͤrdige Faͤlle zu beobachten, weil der Lehrer aus dem damit verbundenen Spitale die Kranken, welche ihm die zweckmaͤßigſten duͤnken, auswaͤhlen kann; 2) kann er ſichre Beobachtungen anſtellen, da er durch die Kranken nicht getaͤuſcht wird, ſondern ſich immer des Zeugniſſes der Waͤrter bedienen kann; 3) ſtehn ihm alle Huͤlfsmittel zur Heilung zu Gebote: Pflege, Arzneyen, Nahrung, Klei- der, Luft ꝛc. § 777. Aus Vergleichung dieſer Vortheile ergiebt ſich: daß man in den ſtehenden richtigere Erfahrungen ſammeln, in den wandelnden aber mehr ſein ſavoir faire ausbilden, und ſich an die aͤußern unweſentlichen Schwierigkeiten der Praxis gewoͤhnen lernt. § 788.

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/266>, abgerufen am 24.11.2024.