Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.6. Abschnitt.zeichen dieselbe Stelle ein wie im ganzen Mittelalter, und 1) Prato, Arch. stor. III, p. 324, zum J. 1514. 2) Wie die Madonna dell' arbore im Dom von Mailand 1515 that, vgl. Prato, l. c., p. 327. Freilich erzählt derselbe Chronist p. 357, daß man beim Graben der Fundamente für den Bau der triulzischen Grabcapelle (bei S. Nazaro) einen todten Drachen so dick wie ein Pferd gefunden habe; man brachte den Kopf in den Palast Triulzi und gab den Rest Preis. 3) Et fuit mirabile quod illico pluvia cessavit. Diarium Par-
mense bei Murat. XXII, Col. 280. Dieser Autor theilt auch sonst jenen concentrirten Haß gegen die Wucherer, wovon das Volk erfüllt ist. Vgl. Col. 371. 6. Abſchnitt.zeichen dieſelbe Stelle ein wie im ganzen Mittelalter, und 1) Prato, Arch. stor. III, p. 324, zum J. 1514. 2) Wie die Madonna dell' arbore im Dom von Mailand 1515 that, vgl. Prato, l. c., p. 327. Freilich erzählt derſelbe Chroniſt p. 357, daß man beim Graben der Fundamente für den Bau der triulziſchen Grabcapelle (bei S. Nazaro) einen todten Drachen ſo dick wie ein Pferd gefunden habe; man brachte den Kopf in den Palaſt Triulzi und gab den Reſt Preis. 3) Et fuit mirabile quod illico pluvia cessavit. Diarium Par-
mense bei Murat. XXII, Col. 280. Dieſer Autor theilt auch ſonſt jenen concentrirten Haß gegen die Wucherer, wovon das Volk erfüllt iſt. Vgl. Col. 371. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0536" n="526"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">6. Abſchnitt.</hi></hi></note>zeichen dieſelbe Stelle ein wie im ganzen Mittelalter, und<lb/> aus ſonderbaren Wolkenbildungen geſtaltet die Phantaſie<lb/> auch jetzt wieder ſtreitende Heere und glaubt deren Lärm<lb/> hoch in der Luft zu hören <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Prato, Arch. stor. III, p. 324,</hi> zum J. 1514.</note>. Schon bedenklicher wird der<lb/> Aberglaube, wenn er ſich mit heiligen Dingen combinirt,<lb/> wenn z. B. Madonnenbilder die Augen bewegen <note place="foot" n="2)">Wie die Madonna dell' arbore im Dom von Mailand 1515 that,<lb/> vgl. <hi rendition="#aq">Prato, l. c., p.</hi> 327. Freilich erzählt derſelbe Chroniſt <hi rendition="#aq">p.</hi> 357,<lb/> daß man beim Graben der Fundamente für den Bau der triulziſchen<lb/> Grabcapelle (bei S. Nazaro) einen todten Drachen ſo dick wie ein<lb/> Pferd gefunden habe; man brachte den Kopf in den Palaſt Triulzi<lb/> und gab den Reſt Preis.</note> oder<lb/><note place="left">Bei Calamitä-<lb/> ten.</note>weinen, ja wenn Landescalamitäten mit irgend einem an-<lb/> geblichen Frevel in Verbindung gebracht werden, deſſen<lb/> Sühnung dann der Pöbel verlangt (S. 485). Als Pia-<lb/> cenza 1478 von langem und heftigem Regen heimgeſucht<lb/> wurde, hieß es, derſelbe werde nicht aufhören, bis ein ge-<lb/> wiſſer Wucherer, der unlängſt in S. Francesco begraben<lb/> worden war, nicht mehr in geweihter Erde ruhe. Da ſich<lb/> der Biſchof weigerte, die Leiche gutwillig ausgraben zu<lb/> laſſen, holten die jungen Burſche ſie mit Gewalt, zerrten<lb/> ſie in den Straßen unter gräulichem Tumult herum und<lb/> warfen ſie zuletzt in den Po <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Et fuit mirabile quod illico pluvia cessavit. Diarium Par-<lb/> mense</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXII, Col.</hi> 280. Dieſer Autor theilt auch<lb/> ſonſt jenen concentrirten Haß gegen die Wucherer, wovon das Volk<lb/> erfüllt iſt. Vgl. <hi rendition="#aq">Col.</hi> 371.</note>. Freilich auch ein Angelo<lb/> Poliziano läßt ſich auf dieſelbe Anſchauungsweiſe ein, wo<lb/> es Giacomo Pazzi gilt, einen Hauptanſtifter der nach ſeiner<lb/> Familie benannten Verſchwörung zu Florenz in demſelben<lb/> Jahre 1478. Als man ihn erdroſſelte, hatte er mit fürch-<lb/> terlichen Worten ſeine Seele dem Satan übergeben. Nun<lb/> trat auch hier Regen ein, ſo daß die Getreideernte bedroht<lb/> war; auch hier grub ein Haufe von Leuten (meiſt Bauern)<lb/> die Leiche in der Kirche aus und alſobald wichen die Re-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [526/0536]
zeichen dieſelbe Stelle ein wie im ganzen Mittelalter, und
aus ſonderbaren Wolkenbildungen geſtaltet die Phantaſie
auch jetzt wieder ſtreitende Heere und glaubt deren Lärm
hoch in der Luft zu hören 1). Schon bedenklicher wird der
Aberglaube, wenn er ſich mit heiligen Dingen combinirt,
wenn z. B. Madonnenbilder die Augen bewegen 2) oder
weinen, ja wenn Landescalamitäten mit irgend einem an-
geblichen Frevel in Verbindung gebracht werden, deſſen
Sühnung dann der Pöbel verlangt (S. 485). Als Pia-
cenza 1478 von langem und heftigem Regen heimgeſucht
wurde, hieß es, derſelbe werde nicht aufhören, bis ein ge-
wiſſer Wucherer, der unlängſt in S. Francesco begraben
worden war, nicht mehr in geweihter Erde ruhe. Da ſich
der Biſchof weigerte, die Leiche gutwillig ausgraben zu
laſſen, holten die jungen Burſche ſie mit Gewalt, zerrten
ſie in den Straßen unter gräulichem Tumult herum und
warfen ſie zuletzt in den Po 3). Freilich auch ein Angelo
Poliziano läßt ſich auf dieſelbe Anſchauungsweiſe ein, wo
es Giacomo Pazzi gilt, einen Hauptanſtifter der nach ſeiner
Familie benannten Verſchwörung zu Florenz in demſelben
Jahre 1478. Als man ihn erdroſſelte, hatte er mit fürch-
terlichen Worten ſeine Seele dem Satan übergeben. Nun
trat auch hier Regen ein, ſo daß die Getreideernte bedroht
war; auch hier grub ein Haufe von Leuten (meiſt Bauern)
die Leiche in der Kirche aus und alſobald wichen die Re-
6. Abſchnitt.
Bei Calamitä-
ten.
1) Prato, Arch. stor. III, p. 324, zum J. 1514.
2) Wie die Madonna dell' arbore im Dom von Mailand 1515 that,
vgl. Prato, l. c., p. 327. Freilich erzählt derſelbe Chroniſt p. 357,
daß man beim Graben der Fundamente für den Bau der triulziſchen
Grabcapelle (bei S. Nazaro) einen todten Drachen ſo dick wie ein
Pferd gefunden habe; man brachte den Kopf in den Palaſt Triulzi
und gab den Reſt Preis.
3) Et fuit mirabile quod illico pluvia cessavit. Diarium Par-
mense bei Murat. XXII, Col. 280. Dieſer Autor theilt auch
ſonſt jenen concentrirten Haß gegen die Wucherer, wovon das Volk
erfüllt iſt. Vgl. Col. 371.
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