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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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6. Abschnitt.ein Umweg in der Stadt befohlen wurde. Frühere Male
war man nämlich durch Via di Borgo S. Apostolo aus-
gezogen und hatte schlechten Erfolg gehabt; offenbar war
mit dieser Straße, wenn man gegen Pisa zu Felde zog,
ein übles Augurium verknüpft, und deßhalb wurde das
Heer jetzt durch Porta rossa hinausgeführt; weil aber dort
die gegen die Sonne ausgespannten Zelte nicht waren weg-
genommen worden, so mußte man -- ein neues übles Zeichen
-- die Fahnen gesenkt tragen. Ueberhaupt war die Astrologie
vom Kriegswesen schon deßhalb nie zu trennen, weil ihr
die meisten Condottieren anhingen. Jacopo Caldora war
in der schwersten Krankheit wohlgemuth weil er wußte, daß
er im Kampfe fallen würde wie denn auch geschah 1); Bar-
tolommeo Alviano war davon überzeugt, daß seine Kopf-
wunden ihm so gut wie sein Commando durch Beschluß
der Gestirne zu Theil geworden 2); Nicolo Orsini-Pitigliano
bittet sich für den Abschluß seines Soldvertrages mit Ve-
nedig (1495) von dem Physicus und Astrologen Alessandro
Benedetto 3) eine gute Sternenstunde aus. Als die Floren-
tiner den 1. Juni 1498 ihren neuen Condottiere Paolo
Vitelli feierlich mit seiner Würde bekleideten, war der Com-
mandostab, den man ihm überreichte, mit der Abbildung
von Constellationen versehen 4), und zwar auf Vitelli's
eigenen Wunsch.

Sterne und
Staatsacte.
Bisweilen wird es nicht ganz klar, ob bei wichtigen

1) Jovian. Pontan. de fortitudine, L. I. -- Die ersten Sforza als
ehrenvolle Ausnahmen S. 516, Anm.
2) Paul. Jov. Elog., sub v. Livianus.
3) Welcher dieß selber erzählt. Benedictus, bei Eccard II, Col. 1617.
4) So wird wohl die Aussage des Jac. Nardi, vita d'Ant. Giaco-
mini p.
65 zu verstehen sein. -- An Kleidern und Geräthen kommt
dergleichen nicht selten vor. Beim Empfang der Lucrezia Borgia
in Ferrara trug das Maulthier der Herzogin von Urbino eine
schwarzsammtne Decke mit goldenen astrologischen Zeichen. Arch.
stor. append. II, p.
305.

6. Abſchnitt.ein Umweg in der Stadt befohlen wurde. Frühere Male
war man nämlich durch Via di Borgo S. Apoſtolo aus-
gezogen und hatte ſchlechten Erfolg gehabt; offenbar war
mit dieſer Straße, wenn man gegen Piſa zu Felde zog,
ein übles Augurium verknüpft, und deßhalb wurde das
Heer jetzt durch Porta roſſa hinausgeführt; weil aber dort
die gegen die Sonne ausgeſpannten Zelte nicht waren weg-
genommen worden, ſo mußte man — ein neues übles Zeichen
— die Fahnen geſenkt tragen. Ueberhaupt war die Aſtrologie
vom Kriegsweſen ſchon deßhalb nie zu trennen, weil ihr
die meiſten Condottieren anhingen. Jacopo Caldora war
in der ſchwerſten Krankheit wohlgemuth weil er wußte, daß
er im Kampfe fallen würde wie denn auch geſchah 1); Bar-
tolommeo Alviano war davon überzeugt, daß ſeine Kopf-
wunden ihm ſo gut wie ſein Commando durch Beſchluß
der Geſtirne zu Theil geworden 2); Nicolò Orſini-Pitigliano
bittet ſich für den Abſchluß ſeines Soldvertrages mit Ve-
nedig (1495) von dem Phyſicus und Aſtrologen Aleſſandro
Benedetto 3) eine gute Sternenſtunde aus. Als die Floren-
tiner den 1. Juni 1498 ihren neuen Condottiere Paolo
Vitelli feierlich mit ſeiner Würde bekleideten, war der Com-
mandoſtab, den man ihm überreichte, mit der Abbildung
von Conſtellationen verſehen 4), und zwar auf Vitelli's
eigenen Wunſch.

Sterne und
Staatsacte.
Bisweilen wird es nicht ganz klar, ob bei wichtigen

1) Jovian. Pontan. de fortitudine, L. I. — Die erſten Sforza als
ehrenvolle Ausnahmen S. 516, Anm.
2) Paul. Jov. Elog., sub v. Livianus.
3) Welcher dieß ſelber erzählt. Benedictus, bei Eccard II, Col. 1617.
4) So wird wohl die Ausſage des Jac. Nardi, vita d'Ant. Giaco-
mini p.
65 zu verſtehen ſein. — An Kleidern und Geräthen kommt
dergleichen nicht ſelten vor. Beim Empfang der Lucrezia Borgia
in Ferrara trug das Maulthier der Herzogin von Urbino eine
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[518/0528] ein Umweg in der Stadt befohlen wurde. Frühere Male war man nämlich durch Via di Borgo S. Apoſtolo aus- gezogen und hatte ſchlechten Erfolg gehabt; offenbar war mit dieſer Straße, wenn man gegen Piſa zu Felde zog, ein übles Augurium verknüpft, und deßhalb wurde das Heer jetzt durch Porta roſſa hinausgeführt; weil aber dort die gegen die Sonne ausgeſpannten Zelte nicht waren weg- genommen worden, ſo mußte man — ein neues übles Zeichen — die Fahnen geſenkt tragen. Ueberhaupt war die Aſtrologie vom Kriegsweſen ſchon deßhalb nie zu trennen, weil ihr die meiſten Condottieren anhingen. Jacopo Caldora war in der ſchwerſten Krankheit wohlgemuth weil er wußte, daß er im Kampfe fallen würde wie denn auch geſchah 1); Bar- tolommeo Alviano war davon überzeugt, daß ſeine Kopf- wunden ihm ſo gut wie ſein Commando durch Beſchluß der Geſtirne zu Theil geworden 2); Nicolò Orſini-Pitigliano bittet ſich für den Abſchluß ſeines Soldvertrages mit Ve- nedig (1495) von dem Phyſicus und Aſtrologen Aleſſandro Benedetto 3) eine gute Sternenſtunde aus. Als die Floren- tiner den 1. Juni 1498 ihren neuen Condottiere Paolo Vitelli feierlich mit ſeiner Würde bekleideten, war der Com- mandoſtab, den man ihm überreichte, mit der Abbildung von Conſtellationen verſehen 4), und zwar auf Vitelli's eigenen Wunſch. 6. Abſchnitt. Bisweilen wird es nicht ganz klar, ob bei wichtigen Sterne und Staatsacte. 1) Jovian. Pontan. de fortitudine, L. I. — Die erſten Sforza als ehrenvolle Ausnahmen S. 516, Anm. 2) Paul. Jov. Elog., sub v. Livianus. 3) Welcher dieß ſelber erzählt. Benedictus, bei Eccard II, Col. 1617. 4) So wird wohl die Ausſage des Jac. Nardi, vita d'Ant. Giaco- mini p. 65 zu verſtehen ſein. — An Kleidern und Geräthen kommt dergleichen nicht ſelten vor. Beim Empfang der Lucrezia Borgia in Ferrara trug das Maulthier der Herzogin von Urbino eine ſchwarzſammtne Decke mit goldenen aſtrologiſchen Zeichen. Arch. stor. append. II, p. 305.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/528>, abgerufen am 24.11.2024.