Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.viel consequenter gewesen seien. Die Meisten werden inner-6. Abschnitt. Insofern sich dann ihr Rationalismus mit den AnfängenAnfänge nega- 1) Platina, vitae pontiff., p. 311: christianam fidem, si miraculis non esset approbata, honestate sua recipi debuisse. 2) Besonders wenn die Mönche dergleichen auf der Kanzel frisch ersan- nen, doch auch das längst Anerkannte blieb nicht ohne Anfechtung. Firenzuola (opere, vol. II, p. 208, in der 10. Novelle) spottet über die Franciscaner von Novara, welche aus erschlichenem Geld eine Capelle an ihre Kirche bauen wollen, dove fusse dipinta quella bella storia, quando S. Francesco predicava agli uc- celli nel deserto; e quando ei fece la santa zuppa, e che l'agnolo Gabriello gli porto i zoccoli. 3) Einiges über ihn bei Bapt. Mantuan. de patientia, L. III, cap. 13. 4) Bursellis, ann. Bonon., bei Murat. XXIII, Col. 915.
viel conſequenter geweſen ſeien. Die Meiſten werden inner-6. Abſchnitt. Inſofern ſich dann ihr Rationalismus mit den AnfängenAnfänge nega- 1) Platina, vitæ pontiff., p. 311: christianam fidem, si miraculis non esset approbata, honestate sua recipi debuisse. 2) Beſonders wenn die Mönche dergleichen auf der Kanzel friſch erſan- nen, doch auch das längſt Anerkannte blieb nicht ohne Anfechtung. Firenzuola (opere, vol. II, p. 208, in der 10. Novelle) ſpottet über die Franciscaner von Novara, welche aus erſchlichenem Geld eine Capelle an ihre Kirche bauen wollen, dove fusse dipinta quella bella storia, quando S. Francesco predicava agli uc- celli nel deserto; e quando ei fece la santa zuppa, e che l'agnolo Gabriello gli portò i zoccoli. 3) Einiges über ihn bei Bapt. Mantuan. de patientia, L. III, cap. 13. 4) Bursellis, ann. Bonon., bei Murat. XXIII, Col. 915.
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viel conſequenter geweſen ſeien. Die Meiſten werden inner-
lich geſchwankt haben zwiſchen Freigeiſterei und Fragmenten
des anerzogenen Catholicismus, und äußerlich hielten ſie
ſchon aus Klugheit zur Kirche.
6. Abſchnitt.
Inſofern ſich dann ihr Rationalismus mit den Anfängen
der hiſtoriſchen Kritik verband, mochte auch hie und da
eine ſchüchterne Kritik der bibliſchen Geſchichte auftauchen.
Es wird ein Wort Pius II. überliefert 1), welches wie mit
der Abſicht des Vorbauens geſagt iſt: „wenn das Chriſten-
thum auch nicht durch Wunder beſtätigt wäre, ſo hätte es
doch ſchon um ſeiner Moralität willen angenommen werden
müſſen“. Ueber die Legenden, inſoweit ſie willkürliche Ueber-
tragungen der bibliſchen Wunder enthalten, erlaubte man
ſich ohnehin zu ſpotten 2), und dieß wirkte dann weiter
zurück. Wenn judaiſirende Ketzer erwähnt werden, ſo wird
man dabei vor Allem an Läugnung der Gottheit Chriſti
zu denken haben; ſo verhielt es ſich vielleicht mit Giorgio
da Novara, welcher um 1500 in Bologna verbrannt wurde 3).
Aber in demſelben Bologna mußte um dieſe Zeit (1497)
der dominicaniſche Inquiſitor den wohlprotegirten Arzt Ga-
brielle da Salò mit einer bloßen Reuerklärung 4) durch-
ſchlüpfen laſſen, obwohl derſelbe folgende Reden zu führen
pflegte: Chriſtus ſei nicht Gott geweſen, ſondern Sohn des
Anfänge nega-
tiver Kritik.
1) Platina, vitæ pontiff., p. 311: christianam fidem, si miraculis
non esset approbata, honestate sua recipi debuisse.
2) Beſonders wenn die Mönche dergleichen auf der Kanzel friſch erſan-
nen, doch auch das längſt Anerkannte blieb nicht ohne Anfechtung.
Firenzuola (opere, vol. II, p. 208, in der 10. Novelle) ſpottet
über die Franciscaner von Novara, welche aus erſchlichenem Geld
eine Capelle an ihre Kirche bauen wollen, dove fusse dipinta
quella bella storia, quando S. Francesco predicava agli uc-
celli nel deserto; e quando ei fece la santa zuppa, e che
l'agnolo Gabriello gli portò i zoccoli.
3) Einiges über ihn bei Bapt. Mantuan. de patientia, L. III, cap. 13.
4) Bursellis, ann. Bonon., bei Murat. XXIII, Col. 915.
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