Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.allein ihre wesentlich literarischen Zwecke benehmen ihnen6. Abschnitt. Wir könnten nun noch verschiedene Seiten des dama- opera, p. 964 abgedruckt ist und der sich von Jugend auf unter dem besondern Schutz der Maria glaubte. Jac. Card. Papiens., de morte Pii, p. 656. 1) Also aus der Zeit da Sixtus IV. sich für die unbefleckte Empfäng- niß ereiferte. Extravag. commun. L. III, Tit. XII. Er stiftete auch das Fest der Darstellung Mariä im Tempel, das der heil. Anna und des heil. Joseph. Vgl. Trithem. Ann. Hirsaug. II, p. 518. 2) Höchst belehrend sind hiefür die wenigen und kühlen Madonnensonette
der Vittoria. (N. 85 u. ff.) allein ihre weſentlich literariſchen Zwecke benehmen ihnen6. Abſchnitt. Wir könnten nun noch verſchiedene Seiten des dama- opera, p. 964 abgedruckt iſt und der ſich von Jugend auf unter dem beſondern Schutz der Maria glaubte. Jac. Card. Papiens., de morte Pii, p. 656. 1) Alſo aus der Zeit da Sixtus IV. ſich für die unbefleckte Empfäng- niß ereiferte. Extravag. commun. L. III, Tit. XII. Er ſtiftete auch das Feſt der Darſtellung Mariä im Tempel, das der heil. Anna und des heil. Joſeph. Vgl. Trithem. Ann. Hirsaug. II, p. 518. 2) Höchſt belehrend ſind hiefür die wenigen und kühlen Madonnenſonette
der Vittoria. (N. 85 u. ff.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0499" n="489"/> allein ihre weſentlich literariſchen Zwecke benehmen ihnen<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">6. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> ein gutes Theil der Beweiskraft. Diejenigen italieniſch ab-<lb/> gefaßten Gedichte des <hi rendition="#aq">XV.</hi> Jahrhunderts <note place="foot" n="1)">Alſo aus der Zeit da Sixtus <hi rendition="#aq">IV.</hi> ſich für die unbefleckte Empfäng-<lb/> niß ereiferte. <hi rendition="#aq">Extravag. commun. L. III, Tit. XII.</hi> Er ſtiftete<lb/> auch das Feſt der Darſtellung Mariä im Tempel, das der heil. Anna<lb/> und des heil. Joſeph. Vgl. <hi rendition="#aq">Trithem. Ann. Hirsaug. II, p.</hi> 518.</note> und des be-<lb/> ginnenden <hi rendition="#aq">XVI.,</hi> aus welchen eine unmittelbare Religioſität<lb/> zu uns ſpricht, könnten meiſt auch von Proteſtanten ge-<lb/> ſchrieben ſein; ſo die betreffenden Hymnen ꝛc. des Lorenzo<lb/> magnifico, die Sonette der Vittoria Colonna, des Michel-<lb/> angelo u. ſ. w. Abgeſehen von dem lyriſchen Ausdruck des<lb/> Theismus redet meiſt das Gefühl der Sünde, das Bewußt-<lb/> ſein der Erlöſung durch den Tod Chriſti, die Sehnſucht<lb/> nach der höhern Welt, wobei die Fürbitte der Mutter<lb/> Gottes nur ganz ausnahmsweiſe erwähnt <note place="foot" n="2)">Höchſt belehrend ſind hiefür die wenigen und kühlen Madonnenſonette<lb/> der Vittoria. (N. 85 u. ff.)</note> wird. Es iſt<lb/> daſſelbe Phänomen, welches ſich in der claſſiſchen Bildung<lb/> der Franzoſen, in der Literatur Ludwigs <hi rendition="#aq">XIV.</hi> wiederholt.<lb/> Erſt die Gegenreformation brachte in Italien den Marien-<lb/> dienſt wieder in die Kunſtdichtung zurück. Freilich hatte<lb/> inzwiſchen die bildende Kunſt das Höchſte gethan zur Ver-<lb/> herrlichung der Madonna. Der Heiligendienſt endlich nahm<lb/> bei den Gebildeten nicht ſelten (S. 56, ff., 261) eine weſentlich<lb/> heidniſche Farbe an.</p><lb/> <p>Wir könnten nun noch verſchiedene Seiten des dama-<lb/> ligen italieniſchen Catholicismus auf dieſe Weiſe prüfend<lb/> durchgehen und das vermuthliche Verhältniß der Gebildeten<lb/> zum Volksglauben bis zu einem gewiſſen Grade von Wahr-<lb/> ſcheinlichkeit ermitteln, ohne doch je zu einem durchgreifenden<note place="right">Schwankungen<lb/> im Cultus.</note><lb/> Reſultat zu gelangen. Es giebt ſchwer zu deutende Con-<lb/><note xml:id="seg2pn_35_2" prev="#seg2pn_35_1" place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">opera, p. 964</hi> abgedruckt iſt und der ſich von Jugend auf unter<lb/> dem beſondern Schutz der Maria glaubte. <hi rendition="#aq">Jac. Card. Papiens.,<lb/> de morte Pii, p. 656.</hi></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [489/0499]
allein ihre weſentlich literariſchen Zwecke benehmen ihnen
ein gutes Theil der Beweiskraft. Diejenigen italieniſch ab-
gefaßten Gedichte des XV. Jahrhunderts 1) und des be-
ginnenden XVI., aus welchen eine unmittelbare Religioſität
zu uns ſpricht, könnten meiſt auch von Proteſtanten ge-
ſchrieben ſein; ſo die betreffenden Hymnen ꝛc. des Lorenzo
magnifico, die Sonette der Vittoria Colonna, des Michel-
angelo u. ſ. w. Abgeſehen von dem lyriſchen Ausdruck des
Theismus redet meiſt das Gefühl der Sünde, das Bewußt-
ſein der Erlöſung durch den Tod Chriſti, die Sehnſucht
nach der höhern Welt, wobei die Fürbitte der Mutter
Gottes nur ganz ausnahmsweiſe erwähnt 2) wird. Es iſt
daſſelbe Phänomen, welches ſich in der claſſiſchen Bildung
der Franzoſen, in der Literatur Ludwigs XIV. wiederholt.
Erſt die Gegenreformation brachte in Italien den Marien-
dienſt wieder in die Kunſtdichtung zurück. Freilich hatte
inzwiſchen die bildende Kunſt das Höchſte gethan zur Ver-
herrlichung der Madonna. Der Heiligendienſt endlich nahm
bei den Gebildeten nicht ſelten (S. 56, ff., 261) eine weſentlich
heidniſche Farbe an.
6. Abſchnitt.
Wir könnten nun noch verſchiedene Seiten des dama-
ligen italieniſchen Catholicismus auf dieſe Weiſe prüfend
durchgehen und das vermuthliche Verhältniß der Gebildeten
zum Volksglauben bis zu einem gewiſſen Grade von Wahr-
ſcheinlichkeit ermitteln, ohne doch je zu einem durchgreifenden
Reſultat zu gelangen. Es giebt ſchwer zu deutende Con-
3)
Schwankungen
im Cultus.
1) Alſo aus der Zeit da Sixtus IV. ſich für die unbefleckte Empfäng-
niß ereiferte. Extravag. commun. L. III, Tit. XII. Er ſtiftete
auch das Feſt der Darſtellung Mariä im Tempel, das der heil. Anna
und des heil. Joſeph. Vgl. Trithem. Ann. Hirsaug. II, p. 518.
2) Höchſt belehrend ſind hiefür die wenigen und kühlen Madonnenſonette
der Vittoria. (N. 85 u. ff.)
3) opera, p. 964 abgedruckt iſt und der ſich von Jugend auf unter
dem beſondern Schutz der Maria glaubte. Jac. Card. Papiens.,
de morte Pii, p. 656.
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