gleitet, einen Chortanz von Jünglingen in Epheu gehüllt,4. Abschnitt. in künstlich verschlungenen Figuren; dann erschien Apoll, schlug die Lyra mit dem Plectrum und sang dazu ein Preislied auf das Haus Este; zunächst folgte, gleichsam als Intermezzo im Intermezzo, eine bäurische Genrescene oder Posse, worauf wieder die Mythologie mit Venus, Bacchus und ihrem Gefolge die Scene in Beschlag nahm und eine Pantomime -- Paris auf dem Ida -- vorging. Nun erst kam die zweite Hälfte der Fabel des Amphitruo, mit deutlicher Anspielung auf die künftige Geburt eines Hercules aus dem Hause Este. Bei einer frühern Auffüh- rung desselben Stückes im Hof des Palastes (1487) brannte fortwährend "ein Paradies mit Sternen und andern Rä- dern", d. h. eine Illumination vielleicht mit Feuerwerk, welche gewiß die beste Aufmerksamkeit absorbirte. Offen- bar war es besser, wenn dergleichen Zuthaten für sich als eigene Darstellungen auftraten, wie etwa an andern Höfen geschah. Von den festlichen Aufführungen beim Cardinal Pietro Riario, bei den Bentivogli zu Bologna etc. wird deßhalb bei Anlaß der Feste zu handeln sein.
Für die italienische Originaltragödie war die nun ein-Italienische Tragödie, mal gebräuchliche Pracht der Ausstattung wohl ganz be- sonders verhängnißvoll. "Man hat früher in Venedig", schreibt Francesco Sansovino 1) um 1570, "oft außer den "Comödien auch Tragödien von antiken und modernen "Dichtern mit großem Pomp aufgeführt. Um des Ruhmes "der Ausstattung (apparati) willen strömten Zuschauer "von fern und nahe dazu herbei. Heutzutage jedoch fin- "den Festlichkeiten, die von Privatleuten veranstaltet werden, "zwischen vier Mauern Statt und seit einiger Zeit hat "sich von selbst der Gebrauch so festgesetzt, daß die Car- "nevalszeit mit Comödien und andern heitern und schätzbaren
1)Franc. Sansovino: Venezia, fol. 169. Statt parenti ist wohl pareti zu lesen. Seine Meinung ist auch sonst nicht ganz klar.
gleitet, einen Chortanz von Jünglingen in Epheu gehüllt,4. Abſchnitt. in künſtlich verſchlungenen Figuren; dann erſchien Apoll, ſchlug die Lyra mit dem Plectrum und ſang dazu ein Preislied auf das Haus Eſte; zunächſt folgte, gleichſam als Intermezzo im Intermezzo, eine bäuriſche Genreſcene oder Poſſe, worauf wieder die Mythologie mit Venus, Bacchus und ihrem Gefolge die Scene in Beſchlag nahm und eine Pantomime — Paris auf dem Ida — vorging. Nun erſt kam die zweite Hälfte der Fabel des Amphitruo, mit deutlicher Anſpielung auf die künftige Geburt eines Hercules aus dem Hauſe Eſte. Bei einer frühern Auffüh- rung deſſelben Stückes im Hof des Palaſtes (1487) brannte fortwährend „ein Paradies mit Sternen und andern Rä- dern“, d. h. eine Illumination vielleicht mit Feuerwerk, welche gewiß die beſte Aufmerkſamkeit abſorbirte. Offen- bar war es beſſer, wenn dergleichen Zuthaten für ſich als eigene Darſtellungen auftraten, wie etwa an andern Höfen geſchah. Von den feſtlichen Aufführungen beim Cardinal Pietro Riario, bei den Bentivogli zu Bologna ꝛc. wird deßhalb bei Anlaß der Feſte zu handeln ſein.
Für die italieniſche Originaltragödie war die nun ein-Italieniſche Tragödie, mal gebräuchliche Pracht der Ausſtattung wohl ganz be- ſonders verhängnißvoll. „Man hat früher in Venedig“, ſchreibt Francesco Sanſovino 1) um 1570, „oft außer den „Comödien auch Tragödien von antiken und modernen „Dichtern mit großem Pomp aufgeführt. Um des Ruhmes „der Ausſtattung (apparati) willen ſtrömten Zuſchauer „von fern und nahe dazu herbei. Heutzutage jedoch fin- „den Feſtlichkeiten, die von Privatleuten veranſtaltet werden, „zwiſchen vier Mauern Statt und ſeit einiger Zeit hat „ſich von ſelbſt der Gebrauch ſo feſtgeſetzt, daß die Car- „nevalszeit mit Comödien und andern heitern und ſchätzbaren
1)Franc. Sansovino: Venezia, fol. 169. Statt parenti iſt wohl pareti zu leſen. Seine Meinung iſt auch ſonſt nicht ganz klar.
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gleitet, einen Chortanz von Jünglingen in Epheu gehüllt,
in künſtlich verſchlungenen Figuren; dann erſchien Apoll,
ſchlug die Lyra mit dem Plectrum und ſang dazu ein
Preislied auf das Haus Eſte; zunächſt folgte, gleichſam
als Intermezzo im Intermezzo, eine bäuriſche Genreſcene
oder Poſſe, worauf wieder die Mythologie mit Venus,
Bacchus und ihrem Gefolge die Scene in Beſchlag nahm
und eine Pantomime — Paris auf dem Ida — vorging.
Nun erſt kam die zweite Hälfte der Fabel des Amphitruo,
mit deutlicher Anſpielung auf die künftige Geburt eines
Hercules aus dem Hauſe Eſte. Bei einer frühern Auffüh-
rung deſſelben Stückes im Hof des Palaſtes (1487) brannte
fortwährend „ein Paradies mit Sternen und andern Rä-
dern“, d. h. eine Illumination vielleicht mit Feuerwerk,
welche gewiß die beſte Aufmerkſamkeit abſorbirte. Offen-
bar war es beſſer, wenn dergleichen Zuthaten für ſich als
eigene Darſtellungen auftraten, wie etwa an andern Höfen
geſchah. Von den feſtlichen Aufführungen beim Cardinal
Pietro Riario, bei den Bentivogli zu Bologna ꝛc. wird
deßhalb bei Anlaß der Feſte zu handeln ſein.
4. Abſchnitt.
Für die italieniſche Originaltragödie war die nun ein-
mal gebräuchliche Pracht der Ausſtattung wohl ganz be-
ſonders verhängnißvoll. „Man hat früher in Venedig“,
ſchreibt Francesco Sanſovino 1) um 1570, „oft außer den
„Comödien auch Tragödien von antiken und modernen
„Dichtern mit großem Pomp aufgeführt. Um des Ruhmes
„der Ausſtattung (apparati) willen ſtrömten Zuſchauer
„von fern und nahe dazu herbei. Heutzutage jedoch fin-
„den Feſtlichkeiten, die von Privatleuten veranſtaltet werden,
„zwiſchen vier Mauern Statt und ſeit einiger Zeit hat
„ſich von ſelbſt der Gebrauch ſo feſtgeſetzt, daß die Car-
„nevalszeit mit Comödien und andern heitern und ſchätzbaren
Italieniſche
Tragödie,
1) Franc. Sansovino: Venezia, fol. 169. Statt parenti iſt wohl
pareti zu leſen. Seine Meinung iſt auch ſonſt nicht ganz klar.
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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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