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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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3. Abschnitt.Bildhauer jener Zeit 1) enthalten das Geistvollste und das
Mißrathenste nebeneinander. Auch Leo X., der seinen Ruhm
darein setzte "ut lingua latina nostro pontificatu dica-
"tur facta auctior
" 2), neigte sich einer liberalen, nicht
ausschließlichen Latinität zu, wie dieß bei seiner Richtung
auf den Genuß nicht anders möglich war; ihm genügte es,
Die lateinische
Conversation.
wenn das was er anzuhören und zu lesen hatte, wahrhaft
lateinisch, lebendig und elegant erschien. Endlich gab Cicero
für die lateinische Conversation kein Vorbild, so daß man
hier gezwungen war, andere Götter neben ihm zu verehren.
In die Lücke traten die in und außerhalb Rom ziemlich
häufigen Aufführungen der Comödien des Plautus und
Terenz, welche für die Mitspielenden eine unvergleichliche
Uebung des Lateinischen als Umgangssprache abgaben.
Schon unter Paul II. wird 3) der gelehrte Cardinal von
Theanum (wahrscheinlich Nicolo Fortiguerra von Pistoja)
gerühmt weil er sich auch an die schlechterhaltensten, der
Personenverzeichnisse beraubten plautinischen Stücke wage
und dem ganzen Autor um der Sprache willen die größte
Aufmerksamkeit widme, und von ihm könnte wohl auch die
Anregung zum Aufführen jener Stücke ausgegangen sein.
Dann nahm sich Pomponius Laetus der Sache an und wo
in den Säulenhöfen großer Prälaten Plautus über die Scene

xisse. -- Poliziano genirte sich bereits, wenn er Eile hatte, seine
Briefe lateinisch zu schreiben, vgl. Raph. Volat. comment. urban.
L. XXI.
1) Paul. Jov. Dialogus de viris literis illustribus, bei Tiraboschi,
ed. Venez. 1796, Tom. VII, parte IV.
Bekanntlich wollte Giovio
eine Zeitlang diejenige große Arbeit unternehmen, welche dann Va-
sari durchführte. -- In jenem Dialog wird auch geahnt und beklagt,
daß das Lateinschreiben seine Herrschaft bald gänzlich verlieren werde.
2) In dem Breve von 1517 an Franc. de' Rosi, concipirt von Sado-
leto, bei Roscoe, Leo X, ed. Bossi VI, p. 172.
3) Gasp. Veronens. vita Pauli II, bei Murat. III, II, Col. 1031.
Außerdem wurden etwa Seneca und lateinische Uebersetzungen nach
griechischen Dramen aufgeführt.

3. Abſchnitt.Bildhauer jener Zeit 1) enthalten das Geiſtvollſte und das
Mißrathenſte nebeneinander. Auch Leo X., der ſeinen Ruhm
darein ſetzte „ut lingua latina nostro pontificatu dica-
„tur facta auctior
2), neigte ſich einer liberalen, nicht
ausſchließlichen Latinität zu, wie dieß bei ſeiner Richtung
auf den Genuß nicht anders möglich war; ihm genügte es,
Die lateiniſche
Converſation.
wenn das was er anzuhören und zu leſen hatte, wahrhaft
lateiniſch, lebendig und elegant erſchien. Endlich gab Cicero
für die lateiniſche Converſation kein Vorbild, ſo daß man
hier gezwungen war, andere Götter neben ihm zu verehren.
In die Lücke traten die in und außerhalb Rom ziemlich
häufigen Aufführungen der Comödien des Plautus und
Terenz, welche für die Mitſpielenden eine unvergleichliche
Uebung des Lateiniſchen als Umgangsſprache abgaben.
Schon unter Paul II. wird 3) der gelehrte Cardinal von
Theanum (wahrſcheinlich Nicolò Fortiguerra von Piſtoja)
gerühmt weil er ſich auch an die ſchlechterhaltenſten, der
Perſonenverzeichniſſe beraubten plautiniſchen Stücke wage
und dem ganzen Autor um der Sprache willen die größte
Aufmerkſamkeit widme, und von ihm könnte wohl auch die
Anregung zum Aufführen jener Stücke ausgegangen ſein.
Dann nahm ſich Pomponius Laetus der Sache an und wo
in den Säulenhöfen großer Prälaten Plautus über die Scene

xisse. — Poliziano genirte ſich bereits, wenn er Eile hatte, ſeine
Briefe lateiniſch zu ſchreiben, vgl. Raph. Volat. comment. urban.
L. XXI.
1) Paul. Jov. Dialogus de viris literis illustribus, bei Tiraboschi,
ed. Venez. 1796, Tom. VII, parte IV.
Bekanntlich wollte Giovio
eine Zeitlang diejenige große Arbeit unternehmen, welche dann Va-
ſari durchführte. — In jenem Dialog wird auch geahnt und beklagt,
daß das Lateinſchreiben ſeine Herrſchaft bald gänzlich verlieren werde.
2) In dem Breve von 1517 an Franc. de' Roſi, concipirt von Sado-
leto, bei Roscoe, Leo X, ed. Bossi VI, p. 172.
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Außerdem wurden etwa Seneca und lateiniſche Ueberſetzungen nach
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[250/0260] Bildhauer jener Zeit 1) enthalten das Geiſtvollſte und das Mißrathenſte nebeneinander. Auch Leo X., der ſeinen Ruhm darein ſetzte „ut lingua latina nostro pontificatu dica- „tur facta auctior“ 2), neigte ſich einer liberalen, nicht ausſchließlichen Latinität zu, wie dieß bei ſeiner Richtung auf den Genuß nicht anders möglich war; ihm genügte es, wenn das was er anzuhören und zu leſen hatte, wahrhaft lateiniſch, lebendig und elegant erſchien. Endlich gab Cicero für die lateiniſche Converſation kein Vorbild, ſo daß man hier gezwungen war, andere Götter neben ihm zu verehren. In die Lücke traten die in und außerhalb Rom ziemlich häufigen Aufführungen der Comödien des Plautus und Terenz, welche für die Mitſpielenden eine unvergleichliche Uebung des Lateiniſchen als Umgangsſprache abgaben. Schon unter Paul II. wird 3) der gelehrte Cardinal von Theanum (wahrſcheinlich Nicolò Fortiguerra von Piſtoja) gerühmt weil er ſich auch an die ſchlechterhaltenſten, der Perſonenverzeichniſſe beraubten plautiniſchen Stücke wage und dem ganzen Autor um der Sprache willen die größte Aufmerkſamkeit widme, und von ihm könnte wohl auch die Anregung zum Aufführen jener Stücke ausgegangen ſein. Dann nahm ſich Pomponius Laetus der Sache an und wo in den Säulenhöfen großer Prälaten Plautus über die Scene 3) 3. Abſchnitt. Die lateiniſche Converſation. 1) Paul. Jov. Dialogus de viris literis illustribus, bei Tiraboschi, ed. Venez. 1796, Tom. VII, parte IV. Bekanntlich wollte Giovio eine Zeitlang diejenige große Arbeit unternehmen, welche dann Va- ſari durchführte. — In jenem Dialog wird auch geahnt und beklagt, daß das Lateinſchreiben ſeine Herrſchaft bald gänzlich verlieren werde. 2) In dem Breve von 1517 an Franc. de' Roſi, concipirt von Sado- leto, bei Roscoe, Leo X, ed. Bossi VI, p. 172. 3) Gasp. Veronens. vita Pauli II, bei Murat. III, II, Col. 1031. Außerdem wurden etwa Seneca und lateiniſche Ueberſetzungen nach griechiſchen Dramen aufgeführt. 3) xisse. — Poliziano genirte ſich bereits, wenn er Eile hatte, ſeine Briefe lateiniſch zu ſchreiben, vgl. Raph. Volat. comment. urban. L. XXI.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/260>, abgerufen am 22.11.2024.